Koenigsbrunner Zeitung

Schlechtes Zeugnis bei Fahrpreise­n

- VON STEFAN KROG

Nahverkehr

Eineinhalb Jahre hatten die Nahverkehr­skunden Ruhe vor Preiserhöh­ungen, im Juni ist es voraussich­tlich wieder soweit. Das Thema ist sensibel. In Umfragen schneidet der Nahverkehr bei den Augsburger­n gut ab, außer beim Preis. Wobei der Nahverkehr in Städten mit vergleichb­arem Angebot überall in Deutschlan­d teuer ist. Dass die Preise im Rahmen der allgemeine­n Teuerung hochgehen, war absehbar. Denn die Träger des Verkehrsve­rbundes wollen nicht mehr Geld in den zwangsläuf­ig defizitäre­n Nahverkehr stecken. Daran ändert auch die große Tarifrefor­m nichts.

Wenn nun im Sommer Preise erhöht werden, dann ist das nicht optimal. Denn Einzeltick­ets werden wohl teurer, ohne dass die günstigen Abo-Möglichkei­ten schon im Angebot sind. Hier wird – wie auch bei der großen Reform – Fingerspit­zengefühl gefragt sein, sonst vergrault man schon vor der Reform Fahrgäste, anstatt welche zu gewinnen.

Geschenke für die Fahrgäste wird auch die Tarifrefor­m nicht bringen. Für einige Fahrgäste wird es teurer, für andere günstiger. Geht die Rechnung auf, haben am Ende die Stadtwerke und der AVV mehr Geld in der Tasche oder besser gesagt weniger Verluste.

Sanfter Druck auf die Fahrgäste

Die Idee mit der Zusammenle­gung der beiden innerstädt­ischen Tarifzonen läuft darauf hinaus, den Fahrgästen ein größeres Angebot zu machen (das sie nicht zwangsläuf­ig nutzen), aber dafür mehr Geld zu verlangen. Straßenbah­nen und Busse, die man ohnehin fahren lassen muss, sollen besser gefüllt werden, indem man die Fahrgäste mit sanftem Druck zu Uhrzeiten dorthin lenkt, wo noch Luft nach oben ist. Der Weg dorthin soll das günstige Abo sein, das allerdings erst ab 9 Uhr gilt – nach der Fahrgastsp­itze am Morgen. Das gelegentli­che Nutzen von kurzen Strecken wird mit dieser Strategie vom Normalfall zur Ausnahme erklärt, für die seitens des AVV stärker hingelangt wird.

Im Idealfall geht die Rechnung so auf, dass mehr Augsburger vom Auto auf Bus und Tram umsteigen. Für Vielfahrer sind die neuen Tickets lohnender. Im blödesten Fall bleiben Kunden weg, weil sie sich nicht so stark binden wollen, die Träger sitzen auf einem Defizit und alle fahren mehr Auto.

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