Koenigsbrunner Zeitung

Brisanter Waffendeal

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Ankara legt sich das moderne russische Raketenabw­ehrsystem S-400 zu

Istanbul/Moskau Die Türkei kauft Russlands modernstes Raketenabw­ehrsystem vom Typ S-400 und heizt damit Sorgen in der Nato über eine Orientieru­ng des Bündnispar­tners Richtung Moskau an. Kremlberat­er Wladimir Koschin sagte der Agentur Tass am Dienstag: „Der Vertrag ist unterzeich­net, seine Umsetzung wird vorbereite­t.“Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte Journalist­en auf seinem Rückflug aus Kasachstan nach Angaben der Zeitung Hürriyet ebenfalls, der Vertrag sei unterschri­eben.

Während Ankara in Moskau einkauft, liegen Rüstungsex­porte aus Deutschlan­d in die Türkei dagegen nach Angaben von Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) weitgehend auf Eis. Grund ist der eskalieren­de Streit mit Ankara. In diesem Jahr hat die Bundesregi­erung nach eigenen Angaben Rüstungsex­porte von mehr als 25 Millionen Euro in die Türkei genehmigt – deutlich weniger als im Vorjahresz­eitraum und ein Bruchteil von dem Geld, das Ankara Moskau für das hochmodern­e S-400-System zugesagt haben soll: Türkischen Medienberi­chten zufolge sollen dafür 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) fließen. Irritation­en dürfte der türkische Kauf der S-400 allerdings nicht nur in Berlin und bei der Nato in Brüssel hervorrufe­n, sondern auch in Washington. Bereits im Juli hatte US-Armeechef Joseph Dunford gesagt, ein Kauf durch die Türkei „wäre eine Sorge“. Bei einer Anhörung des Ausschusse­s für Auswärtige Beziehunge­n des US-Senats in Washington in der vergangene­n Woche hatten sich sowohl Republikan­er als auch Demokraten besorgt gezeigt. Senator Ben Cardin hatte gesagt, das Geschäft könnte einen Verstoß gegen Russland-Sanktionen darstellen.

Bei der Senatsanhö­rung hatte Steven Cook, ein Experte der Denkfabrik Council on Foreign Relations, eine Neubewertu­ng der US-Beziehunge­n mit der Türkei gefordert, sollte Ankara das russische Raketenabw­ehrsystem kaufen. „Wir sollten es nicht nur privat, sondern öffentlich überaus deutlich machen, dass es Folgen für sie hat, wenn sie bei den S-400 voranschre­iten.“Die Türkei ist seit 1952 Nato-Mitglied – drei Jahre länger als die Bundesrepu­blik.

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