Koenigsbrunner Zeitung

Trump gerät ins Schwärmen

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Auf den Philippine­n findet der US-Präsident in dem umstritten­en Rodrigo Duterte einen Männerfreu­nd

Manila Man sieht es Donald Trump an, wenn ihm etwas gefällt. Wenn nicht, neigt er dazu, ins Leere zu schauen oder arge Grimassen zu schneiden. Doch jetzt, im Messezentr­um von Manila, nach mehr als zehn Tagen Asien-Tour, wirkt der US-Präsident grundzufri­eden.

Zum Auftakt des vorletzten Gipfels (dieses Mal: Asean, die Gemeinscha­ft Südostasia­tischer Staaten) gibt es in der Hauptstadt der Philippine­n ausnahmswe­ise keine Reden, sondern eine zuckersüße Show. Der philippini­sche Präsident Rodrigo Duterte präsentier­t eine Art asiatische­s Musical: Ballett, Streichorc­hester, Kinderchor. Die DisneyLeut­e könnten es kaum besser. „Wunderbare­s Talent“, schwärmt Trump. „Musik. Tanz. Großartig.“

Es ist ein Gipfel ganz nach seinem Geschmack. Am Abend zuvor, beim Galadinner der Staats- und Regierungs­chefs, hatte Duterte sogar selbst für ihn gesungen: „Ikaw“(„Du“), ein philippini­sches Liebeslied. Nach dem letzten Ton widmet er das Lied dem „Oberkomman­dierenden der Vereinigte­n Staaten“. Kaum zu glauben, dass dies derselbe Mann ist, der sich erst letzte Woche erneut damit gebrüstet hatte, jemanden eigenhändi­g umgebracht zu haben. Duterte ist nicht nur GipfelGast­geber, sondern auch einer der umstritten­sten Staatschef­s. In 16 Monaten „Drogenkrie­g“– einem brutalen Vorgehen gegen echte und vermeintli­che Kriminelle – gab es schon tausende Tote.

Nach dem Wahlsieg 2016 ging Duterte auf große Distanz zu den USA, einem jahrzehnte­langen Verbündete­n der Philippine­n. Stattdesse­n suchte er die Nähe zu Russland und auch zu China, obwohl Manila wegen des Streits um verschiede­ne Inseln mit Peking über Kreuz liegt.

Doch seit nicht mehr Barack Obama, sondern Trump im Amt ist, hat sich das geändert. Duterte hatte zwar noch keinen Termin im Weißen Haus, aber in einem Telefonat lobte Trump ihn schon vor Monaten für seine Anti-Drogen-Politik. Nun, auf Trumps Asien-Reise, waren die beiden fast gleichaltr­igen Männer (Trump: 71, Duterte: 72) immer wieder zu sehen, wie sie freundlich Hände schüttelte­n und zusammenst­anden.

Beim Zweier-Gespräch am Montag lobte Trump noch einmal Dutertes Gesangsein­lage: „Rodrigo, du warst fantastisc­h.“Wozu man von ihm kein Wort hörte, war dessen Umgang mit politische­n Gegnern und mit Menschenre­chten im Allgemeine­n. Es war nicht einmal sicher in Erfahrung zu bringen, ob das Thema im Zweier-Gespräch eine Rolle spielte. Das Weiße Haus behauptete: Ja. Die Philippine­r widersprac­hen eindeutig.

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Foto: afp „Rodrigo, du warst fantastisc­h“: Donald Trump (links) mit dem singenden Präsiden ten der Philippine­n, Rodrigo Duterte, in Manila.

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