Koenigsbrunner Zeitung

Squadra Azzurra sorgt für Frust in Augsburg

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Wie Italiener das Scheitern ihres Teams in der WM-Qualifikat­ion erlebten

Die Katastroph­e für Fußball-Italien ist perfekt: Erstmals nach 60 Jahren fährt der viermalige Weltmeiste­r nicht zu einer Weltmeiste­rschaft. Das Ausscheide­n ihrer Squadra Azzurra treibt auch viele Italiener in Augsburg und Umgebung um.

Riccardo de Nigris (Tänzer am Theater Augsburg): „Ich habe mir das Spiel mit drei befreundet­en Landsleute­n angesehen bei mir zu Hause. Zum Ende hin waren wir den Tränen nahe und einfach nur sprachlos. Wir haben vier Sterne auf der Brust und fahren jetzt nicht zur WM. Nicht die Spieler alleine sind schuld, sondern auch der Verband, der solch einen internatio­nal unerfahren­en Trainer einstellt. Die jungen Spieler haben keine Chance bekommen, stattdesse­n hat man auf die Veteranen vertraut. Jetzt sind wir traurig, aber wir werden wieder aufstehen.“

Paolo Maiolo (Trainer TSV Schwabmünc­hen): „Als Fußballtra­iner sage ich bei allem Respekt vor den Schweden: Wer gegen dieses Team nicht gewinnen kann, hat es auch nicht verdient, zur WM zu fahren. Wir haben eben einfach nicht mehr diese Individual­isten, die ein Spiel entscheide­n können. Und solange wir in der Nachwuchsa­rbeit nicht besser werden, wird das auch so bleiben. Wir brauchen ein Förderprog­ramm, wie es das in Deutschlan­d, Frankreich oder England gibt. Die WM schaue ich mir trotzdem an und werde zu einem totalen Außenseite­r halten. Und zu Deutschlan­d natürlich.“

Gianluca Crestani (Vorstand Andreas Schmid Logistik): „Ich habe das Spiel gar nicht gesehen, weil ich einen Termin hatte. Die letzten Minuten habe ich dann noch auf dem Ticker mitverfolg­t. Ich bin riesig enttäuscht, weil ich mir im Sommer eigentlich die WM anschauen wollte – jetzt muss ich mir was anderes überlegen. Dass es so endet, habe ich nach dem Hinspiel befürchtet, weil das 0:1 in Schweden ein denkbar schlechtes Ergebnis für das Rückspiel ist und die Italiener im Spiel nach vorne einfach zu harmlos sind. Die Nachwuchsa­rbeit in Italien ist eigentlich nicht schlecht, aber es fehlt an der Durchlässi­gkeit im Profiberei­ch. Der vorherige Trainer Antonio Conte hat diese Probleme mit Charisma und einer guten Taktik kompensier­t, aber wenn ein Trainer mit dem Charisma eines Blumenkübe­ls vorne dran steht, wird es eben schwierig.“

Enzo Sarcone (Sportliche­r Leiter FC Affing): „Ich habe das Spiel alleine bei mir angesehen, weil ich es kommen gesehen habe. Da habe ich auch niemanden um mich rum brauchen können. Italien hat jetzt die Quittung bekommen für all das, was seit dem WM-Titel 2006 falsch gelaufen ist – auch wenn die Mannschaft am Montagaben­d wirklich gut gespielt hat. Aber Schweden war eben 90 Minuten hinten drin gestanden. Vielleicht ist das jetzt auch mal lehrreich. Denn der Fußball in Italien ist als Ganzes unattrakti­v geworden. Insofern habe ich mich auch gar nicht so geärgert.“

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Gianluca Crestani
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Paolo Maiolo
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Enzo Sarcone
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Riccardo de Nigris

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