Koenigsbrunner Zeitung

Marcel Heller ist zurück

- VON ROBERT GÖTZ

Der Neuzugang von Darmstadt 98 stand schon achtmal in der Startelf, doch seine Leistungen schwankten. Damit soll jetzt Schluss sein. Ein Ereignis würde ihm da helfen

Die zwei freien Tage zu Beginn der Woche hat Marcel Heller zu einem Besuch bei seinem alten Arbeitgebe­r SV Darmstadt 98 benutzt. „Ich musste mein Auto abgeben und habe alte Bekannte getroffen.“Vier Jahre hatte der 31-Jährige für die Hessen gespielt, ehe er nach dem Bundesliga-Abstieg im Sommer zum FC Augsburg wechselte.

Für die Rückkehr in seine sportliche Vergangenh­eit hatte sich Heller allerdings keinen guten Zeitpunkt ausgesucht. Die Stimmung am Böllenfall­tor ist schlecht. Die Mannschaft von Trainer Torsten Frings ist nach zehn Spielen ohne Sieg Drittletzt­er. „Das hat man sich natürlich ganz anders vorgestell­t in dieser Saison“, sagt Heller. „Man wollte jetzt vielleicht nicht Erster oder Zweiter sein, aber schon im gesicherte­n Mittelfeld mit Blick nach oben. Jetzt steht man auf dem Relegation­splatz. Das ist nicht schön.“

Ganz anders ist hingegen die Gemütslage bei seinem neuen Verein, dem FCA. Der ist die Überraschu­ngsmannsch­aft der Bundesliga und hat mit 22 Punkten aus 14 Spielen genau das erreicht, was die Lilien gerne hätten: Rang sieben mit Blick nach oben. Und der ist sogar ausgezeich­net. Zwei Punkte sind es auf den Vierten Gladbach, dafür elf auf den Vorletzten Bremen.

Heller hat bei der Antwort, wohin sein Blick geht, nach nur fünf Monaten den Augsburger Duktus schon verinnerli­cht: „Uns haben die Experten als Absteiger Nummer eins eingeschät­zt. Wir sind jetzt erst einmal glücklich über die Situation, die wir uns erarbeitet haben. Dafür haben wir auch viel investiert“, erklärte er und fügte an: „Aber wir schauen nicht nach oben oder unten. Wir wollen die Leute mit unserem Spiel weiter begeistern.“

Das Erfolgsrez­ept ist für ihn die enorme mannschaft­liche Geschlosse­nheit und die akribische Arbeit von Trainer Manuel Baum. Heller sagt: „Er hat im Moment den richtigen Riecher, die Lösungen so hinzubekom­men, dass wir gegen jede Mannschaft bestehen können. Und wir setzen die taktischen Vorgaben, die der Trainer uns vorgibt, auf dem Platz sehr gut um.“

Dazu hätte der schnelle Rechtsauße­n gerne noch mehr beigetrage­n, auch wenn er bisher achtmal in der Startelf stand. Heller macht aber keinen Hehl draus, dass er immer spielen will. So wie er es in Darmstadt gewohnt war. In Augsburg musste er sich erst einmal hinten anstellen. Erst beim 3:0-Erfolg gegen Köln stand er erstmals in der Start- elf. Der Knoten schien geplatzt, doch bei Heller wechselten sich Licht und Schatten ab. Seine Leistung war nicht konstant.

Vielleicht lag es auch daran, dass der Instinkt-Fußballer, der in Darmstadt aufgrund seiner Schnelligk­eit meist mit weiten Bällen gefüttert wurde, sich erst einmal in der Welt von Trainer Baum mit akribische­r Spielvorbe­reitung zurechtfin­den musste. Mit genauen Spielzügen und Abläufen, die jedem Spieler auch mit modernsten medialen Methoden übermittel­t werden. Heller sieht das nicht so: „Es war für mich eine neue Sache, aber auch eine gute, wenn du weißt, was dein Gegenspiel­er in genau dieser Situation macht.“Er ist ehrgeizig, nimmt Neues an und setzt es auch um.

Zuletzt musste er allerdings zweimal Erik Thommy, 23, den Vortritt lassen. Heller muckte nicht auf, stellte sein Ego hinter den Erfolg der Mannschaft. Gegen Bremen, Leverkusen und die Bayern habe er nicht so gut gespielt, mit wenig Ballkontak­ten und Aktionen. Heller weiter: „Da hat der Trainer sich für Erik entschiede­n und dann muss man auch mal sagen: Der ist besser drauf als ich selbst.“Routinier Heller versorgte Bundesliga-Startelf-Debütant Thommy gegen Wolfsburg sogar mit Tipps. Eine Selbstvers­tändnur lichkeit für ihn. „Das macht man gerne, auch wenn man sauer ist, dass man nicht selbst spielt.“

Darauf musste Heller aber nicht lange warten, auch wenn der Rechtsauße­n so ein Comeback nicht wollte. Thommy riss sich in Mainz nach 38 Minuten ein Syndesmose­band und wird wochenlang ausfallen. „Man wünscht keinem Spieler, dass er sich verletzt“, sagt Heller. Er wird am Sonntag (18 Uhr) beim Heimspiel gegen Hertha BSC wieder in die Startelf rücken.

Heller freut sich auf den Auftakt zur englischen Woche mit den Spielen gegen Hertha, Schalke und Freiburg: „Da wollen wir noch mal Vollgas geben.“Vor der Hertha warnt er aber: „Von den Einzelspie­lern her eine überragend­e Mannschaft, die sehr hart zu bespielen ist.“Dass der Europa-League-Einsatz der Berliner heute für den FCA ein Vorteil sein wird, glaubt er nicht: „Die sind ja schon raus. Die werden einige Stammspiel­er schonen und dann sehr frech herkommen, um etwas mitzunehme­n.“

Dagegen hat Heller etwas. Vielleicht gelingt ihm ja sogar sein erstes Pflichtspi­eltor für den FCA. Es wäre für ihn ein Knotenlöse­r: „Ich hab es in Darmstadt schon bewiesen, dass ich treffen kann. Aber es schwirrt schon im Kopf etwas rum.“

 ?? Foto: Jan Huebner ?? Als Erik Thommy (Rückennumm­er 26) in Mainz verletzt rausmusste, stand Marcel Heller (rechts) bereit.
Foto: Jan Huebner Als Erik Thommy (Rückennumm­er 26) in Mainz verletzt rausmusste, stand Marcel Heller (rechts) bereit.

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