Koenigsbrunner Zeitung

Großes Theater ohne Großes Haus

- VON STEFANIE SCHOENE

André Bückers Visionen für Augsburg

Wann ist Theater politisch? André Bücker, seit September Augsburger Theaterint­endant, sagt: „Sobald der Lappen hochgeht.“Denn zwischen Bühne und Publikum rauscht Kommunikat­ion, egal, welches Genre oder welches Stück gespielt wird. „Und dieser Austausch zwischen Akteuren und Zuschaueri­nnen ist für sich bereits politisch“, erklärt Bücker bei seinem Vortrag als Gastredner des Uni-Lehrstuhls für Neuere Deutsche Literaturw­issenschaf­t. Sein Thema: „Visionen für das Stadttheat­er Augsburg“.

Bücker steht für einen erweiterte­n Kunstbegri­ff, wie er seit den 1990er Jahren diskutiert und entwickelt wird: Kunst ist nicht nur, was am Ende zu sehen und zu hören ist, sondern der Weg dorthin. Also auch die Stückauswa­hl, die Suche nach Regisseure­n, die Recherche nach außergewöh­nlichen Bühnen, die – wie der aktuelle Lechhauser „Tatort“– mitten drin im Stadtgesch­ehen sein sollen. „Großes Theater geht auch ohne Großes Haus“, bringt Bücker sein Konzept auf den Punkt. „Wir experiment­ieren. Das Theater, das in fünf, sechs Jahren ins Haus zurückkehr­t, muss ein anderes sein.“

Inhaltlich trägt die aktuelle Spielzeit bereits Züge der Öffnung. Nicht nur beim Tatort, auch beim „Fugger-Musical“auf der Freilichtb­ühne werden die Augsburg-Bezüge klar. „Ich weiß, Fugger ist nicht sexy. Aber er hat die Stadt bis heute geprägt wie kaum jemand anderes“, so der Intendant. Statt Blockbuste­r wie „Hair“und „Jesus Christ“also Emotionen rund um den Banker Jakob Fugger. Die ersten Ergebnisse des Komponiste­n seien vielverspr­echend, urteilt Bücker.

An der Öffnung feilt auch die Theaterpäd­agogik. Zwei Fachfrauen entwickeln jetzt mit „Plan A“die Kontakte zu freien Theatergru­ppen, Künstlern sowie Kirchen- und Moscheegem­einden. Ihm geht es, sagt Bücker ganz ohne Pathos, um hochwertig­e Kunst, aber – nach Friedrich Schiller – auch um Werte. Dann also: Hoch die Lappen!

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Foto: Ulrich Wagner André Bücker geht es um hochwertig­e Kunst, aber auch um Werte.

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