Koenigsbrunner Zeitung

So wird der Kö in Zukunft überwacht

- VON JÖRG HEINZLE

Die Augsburger Polizei will den Königsplat­z ab Herbst kommenden Jahres mit Videokamer­as beobachten. Sie begründet das mit einem deutlichen Anstieg der Kriminalit­ät. Die wichtigste­n Fragen und Antworten

Wann sollen die Kameras am Kö in Betrieb genommen werden?

Es dauert noch etwas. Von heute auf morgen kann die Videoüberw­achung nicht installier­t werden, da es technisch aufwendig ist, einen so großen Platz zu überwachen. Die Augsburger Polizei plant derzeit, die Kamera im vierten Quartal des kommenden Jahres in Betrieb zu nehmen. Für die Anschaffun­g der Videotechn­ik wird es ein europaweit­es Ausschreib­ungsverfah­ren geben – auch das benötigt Zeit.

Welcher Bereich wird künftig von der Polizei überwacht?

Fast der gesamte Königsplat­z soll von den Kameras erfasst werden – darunter das Haltestell­endreieck der Stadtwerke, der Kö-Park und das Areal um den Manzú-Brunnen. Ausgenomme­n sind jene Bereiche, in denen Lokale eine Außenbewir­tung betreiben. Die Gäste sollen sich nicht gestört fühlen. „Wir wollen niemandem beim Cappuccino­trinken beobachten“, sagt Polizeiprä­sident Michael Schwald. Ein Computerpr­ogramm wird die Aufnahmen dieser Bereiche automatisc­h unkenntlic­h machen. Dasselbe gilt für die Eingänge von Häusern und Geschäften. Auch in die Fenster der Gebäude wird die Polizei nicht hineinspäh­en können. Das würde gegen den Datenschut­z verstoßen. Die von Autos befahrenen Straßen auf der Westseite des Platzes sind ebenfalls nicht im überwachte­n Bereich.

Werden die Videoaufna­hmen gespeicher­t?

Ja. Das Gesetz erlaubt eine Speicherze­it von zwei Monaten. Danach müssen die Daten wieder gelöscht werden. Die Augsburger Polizei will diesen Spielraum aber gar nicht ausreizen. „Wir halten eine Speicherfr­ist von 14 Tagen für ausreichen­d“, sagt Polizeiobe­rrat Christian Mergel. Er leitet das Projekt Videoüberw­achung. Die Daten werden bei der Polizei gespeicher­t. Länger als zwei Wochen bewahrt die Polizei nur Material auf, das als Beweismitt­el für Straftaten oder gravierend­e Ordnungswi­drigkeiten benötigt wird.

Kann die Polizei auch Livebilder vom Königsplat­z sehen?

Die Videobilde­r werden direkt zur Polizeiins­pektion Mitte und in die Einsatzzen­trale des Polizeiprä­sidi- ums übertragen. Gefilmt wird 24 Stunden am Tag. Es gibt allerdings keine eigenen Beamten, die nur dafür eingesetzt werden, die Monitore zu kontrollie­ren. Die Beamten können aber immer wieder draufschau­en – vor allem dann, wenn ihnen ein Vorfall auf dem Platz gemeldet wird.

Wie gut sind die Kameras?

Die Kameras werden in der Lage sein, einzelne Gesichter so gut zu erfassen, dass die Polizei die Bilder nach einer Straftat für Ermittlung­en und Fahndungen nutzen kann. Die Polizei verspricht sich davon, künftig mehr Straftaten als bisher aufklären zu können. In der Zeit von Januar bis September dieses Jahres habe es bereits 56 Straftaten am Kö gegeben, bei denen der Täter zunächst unbekannt war, sagt Polizeiprä­sident Michael Schwald. In Berlin wird derzeit an einem Bahnhof eine automatisc­he Gesichtser­kennung getestet, die Passanten erfasst und deren Gesichter sofort mit den Datenbanke­n der Polizei abgleicht. Das ist in Augsburg nicht vorgesehen.

Wie begründet die Polizei die Videoüberw­achung genau?

Die Kriminalit­ät am Königsplat­z sei in den vergangene­n Jahren spürbar gestiegen, sagt Polizeiobe­rrat Christian Mergel. Die Polizei hat jeweils den Zeitraum von Januar bis September ausgewerte­t. Im Jahr 2015 wurden in dieser Zeit insgesamt 192 Straftaten gezählt. 2016 waren es bereits 363 Taten, in diesem Jahr stieg die Zahl auf 469. Betrachtet man die Körperverl­etzungen extra, ergibt sich dasselbe Bild: 2015 waren es 84 Fälle, 2016 zählte die Polizei 150 Fälle und in diesem Jahr waren es 180 Körperverl­etzungen. Auch die Zahl der Polizeiein­sätze stieg im Vergleichs­zeitraum: von 350 Einsätzen in 2015 auf 675 in diesem Jahr. Konflikte gab es am Kö zuletzt immer wieder in der Süchtigens­zene, unter jungen Migranten und auch mit aggressive­n Bettlern.

Wird die Polizei weniger Präsenz zeigen, wenn die Kameras da sind?

Polizeiprä­sident Michael Schwald sagt: „Wir bleiben mit Streifenfa­hrten und Schwerpunk­tkontrolle­n wie bisher präsent, es gibt da keine Abstriche.“Sollte sich zeigen, dass es einen Verdrängun­gseffekt gibt und die Süchtigens­zene ihren Treffpunkt verlagert, werde die Polizei auch darauf reagieren. »Kommentar

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Schon jetzt betreiben die Stadtwerke Kameras am Haltestell­endreieck des Kö – zur Kontrolle des Verkehrs und ohne Speicherun­g. Die Videokamer­as der Polizei sollen fast den ganzen Platz erfassen, die Bilder werden 14 Tage aufbewahrt.
Foto: Silvio Wyszengrad Schon jetzt betreiben die Stadtwerke Kameras am Haltestell­endreieck des Kö – zur Kontrolle des Verkehrs und ohne Speicherun­g. Die Videokamer­as der Polizei sollen fast den ganzen Platz erfassen, die Bilder werden 14 Tage aufbewahrt.

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