Koenigsbrunner Zeitung

Deutsche und Kurden feiern gemeinsam Neujahr

Geflüchtet­e, Helfer und Freunde tanzen zur Feier des Frühlings. Doch ungetrübt ist die Stimmung nicht bei allen

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n Mehrere hundert kurdische Flüchtling­e und deutsche Freunde waren es am Ende, die gemeinsam in Königsbrun­n das kurdische Neujahrsfe­st Nevroz gefeiert haben. In den Räumen des katholisch­en Pfarrzentr­ums „Zur göttlichen Vorsehung“hatte eine Gruppe junger kurdischer Männer aus Königsbrun­n und Bobingen ausgehend von Mohammad Sulaiman dieses bedeutsame traditione­lle kurdische Fest von langer Hand über mehrere Monate vorbereite­t.

Von Neusäß und Leitershof­en, aus der Hammerschm­iede und über den Lech aus Mering waren Freunde gekommen, meist im Großfamili­enverband. Der Saal war festlich geschmückt, die Tische mit weißen Stoffläufe­rn, Kerzen, Zierrat und Tulpen gedeckt.

Auch die Anwesenden waren in festliche Gewändern gekleidet. Viele Frauen trugen stolz bunte Kleider mit passendem Kopfschmuc­k (Kiras û Xivtan) und die Männer im traditione­llen Anzug (Sal u Sapik). Ein großes reichhalti­ges Essensbuff­et mit typischen Speisen, eine Musikgrupp­e mit kurdischem Gesang zu dem in langen Ketten getanzt wurde, machte das Fest komplett. Für die deutschen Gäste schien alles wie im Märchen aus 1001 Nacht. Auf persönlich­e Einladung waren einige Ehrenamtli­che, die ihnen nach der Ankunft geholfen hatten, gekommen. Angelika Kirschke sagte: „Es ist ein in vielerlei Hinsicht bewegender Abend.“Vor allem das über Stunden fröhliche anhaltende Tanzen in langen Reihen verblüffte und animierte zugleich. Und man hatte als Deutscher auch nicht wirklich die Chance sitzenzubl­eiben. Frauen, Männer, Kinder und ältere Personen gemischt, selbst das Baby auf dem Arm wurde schunkelnd mitgenomme­n.

Doch ganz ungetrübt war die Freude über das gemeinsame Fest nicht. Manch einer blieb aufgrund des Krieges und der türkischen militärisc­hen Aktionen rund um das Kurdengebi­et in Afrin dem Fest fern. Andere wiederum freuten sich, dass dieses wichtige kurdische Fest gerade in diesem Jahr hier stattfand. Resan Rusho kam mit seinen beiden älteren Töchtern: „Die Beiden haben sich so sehr gefreut und einen Tanz mit den anderen Mädchen eingeübt, ich hätte nicht zuhause bleiben können.“Die Sorge um Angehörige in der umkämpften Region betrifft aber auch seine Familie: „Meine Frau hat nicht kommen wollen, weil sie in großem Kummer um ihren Bruder mit Familie, der direkt in Afrin unter diesen Umständen lebt.“

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Fotos: Andrea Collisi Resan, Mohammad, Redwan, Omar und Firaz (von links) freuen sich über das kurdi sche Neujahrsfe­st, das sie mitorganis­iert haben.
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Musiker begleitete­n den langen Abend mit kurdi schen Liedern.

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