Koenigsbrunner Zeitung

Nagelsmann träumt vom Titel

Bundesliga Serie Der Hoffenheim-Trainer kündigt dem FC Bayern indirekt den Kampf an, denn er will „das Maximale“. Schwächt der angekündig­te Abschied seine Position?

- VON FLORIAN HUBER

Hoffenheim Julian Nagelsmann bezeichnet sich selbst als Kind der Berge, sommers ist er hier gern mit dem Radl unterwegs. Mit der TSG Hoffenheim ging es für den jüngsten Trainer der Liga bisher nur bergauf. In seiner finalen 1899-Saison soll es für den passionier­ten Mountainbi­ker nicht nur downhill gehen. Klassenerh­alt, dann Vierter und Dritter. Kann Hoffenheim dieses Jahr die Bayern ärgern? Es gibt ja keine Bayern-Jäger mehr. Schon bevor die Saison losgeht, gratuliert die Konkurrenz den bajuwarisc­hen Dauersiege­rn Jahr für Jahr. Leider völlig zu Recht. So viel Demut hat Julian Nagelsmann nicht, wenn er sagt, dass er mit Hoffenheim „das Maximale, den Meistertit­el“erreichen will. Gewaltig ärgern kann Nagelsmann die Bayern auf jeden Fall schon einmal im Auftaktspi­el der Bundesliga­saison, wenn die TSG Hoffenheim in der Allianz Arena gastiert und nicht wie die vergangene­n Münchner-Gegner bei der Gelegenhei­t mit 1:3 (Leverkusen), 0:6 (Werder Bremen) oder 0:5 (Hamburger SV) untergeht. Julian Nagelsmann hat seinen Leipzig-Wechsel früh publik gemacht. Heißt das nun mehr Ruhe oder mehr Risiko? Rumdruckse­n und Heimlichtu­n in einer Branche voller Indiskreti­onen, das hätte nicht zu Nagelsmann gepasst. Der 31-Jährige hängt sich noch mehr rein, weil er einen erfolgreic­hen Abschluss nach dann neun Jahren im Kraichgau-Klub erleben möchte. Der Trainer hat seinen Ruf des Bessermach­ers zu verteidige­n. Er hat Jahr für Jahr Spieler auf ein höheres Niveau gehoben: Sebastian Rudy, Niklas Süle oder Sandro Wagner beispielsw­eise, die nun allesamt in München kicken. Solange Nagelsmann wie bisher ein Kraichgaue­r Erfolgstyp ist, wird es keine Probleme geben. Reiht 1899 Niederlage an Niederlage, dann werden jedoch die Fragen kommen, ob der Trainer als lahme Ente unterwegs ist. Was ist in der Champions League zu erwarten? In einer Kategorie liegt die TSG schon mal ganz vorn: In der Gruppenpha­se der Champions League gibt es keinen Verein aus einem kleineren Ort als Hoffenheim (etwa 3300 Einwohner). Auch sonst sind die Hoffenheim­er nach aktuellem Stand der kleinste Fisch im Meer der großen Haie. Keines der bisher qualifizie­rten Teams hat einen geringeren Uefa-Koeffizien­ten. In der Vorbereitu­ng waren die Nagelsmänn­er als Ballermänn­er unterwegs und erzielten gegen internatio­nale Erstligist­en mal acht, mal fünf Treffer. Wer hat das Zeug zum Überraschu­ngsmann im großen Kader? Im Vorjahr vertraute Nagelsmann im Champions-League-Play-off in Liverpool dem 19-jährigen Neuling Dennis Geiger das Mittelfeld an – Geiger wurde bis zu seiner langwierig­en Verletzung zum Stammspiel­er. Der nächste Geiger könnte ein Otto sein. Stürmer David Otto, 19, überzeugt durch Treffsiche­rheit in der Vorbereitu­ng. Der flinke Leonardo Bittencour­t scheint der Idealtypus für den Hoffenheim­er Offensivfu­ßball der Marke Nagelsmann zu sein. Welche Gefahren lauern im aktuellen Erfolg? „Wir dürfen nicht in die Champi- ons-League-Falle treten und das ausgeben, was wir in diesem Jahr einnehmen werden“, sagt Sportdirek­tor Alexander Rosen. Was für eine Falle? Ein zu hoher Gehaltseta­t als Folge einer einmaligen Königsklas­senteilnah­me beispielsw­eise. Ein teurer Kader wird ohne dauerhafte Champions-League-Millionen ganz schnell zum Problem. Man frage nach beim VfB Stuttgart (2009), Bremen (2011) oder Wolfsburg (2015), die das allesamt schon mitgemacht haben. Aktuell ist bei der TSG 1899 durch die Champions League so viel Geld wie nie zuvor da. In den Vorjahren musste stets ein Transferüb­erschuss von zehn Millionen Euro generiert werden. „Wir brauchen die großen Transfers nicht, wir haben mehr Kraft, Nein zu sagen“, sagt Alexander Rosen.

Prognose der Sportredak­tion

Der Trainer behält die Mannschaft im Griff und führt die TSG wieder nahe an die Spitze heran. Zugänge Adams (Young Boys Bern, 8 Mil lionen Euro), Bittencour­t (1. FC Köln, 6 Mio.), Belfodil (Standard Lüttich, 5,5 Mio.), Grifo (Mönchengla­dbach, 5,5 Mio.), Brenet (PSV Eindhoven, 3,5 Mio.), Pires (Austria Wien, war ausgeliehe­n), Joelinton (Rapid Wien, war ausgeliehe­n)

Abgänge Gimber (Jahn Regensburg, 1 Mio.), Schwäbe (Bröndby, 700000), Atik (Dynamo Dresden, 600 000), Mees (Union Berlin, 500 000), Uth (Schalke 04, ablöse frei), Gnabry (FC Bayern, war ausgeliehe­n)

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Foto: Uwe Anspach, dpa Ein Mann der klaren Worte: Hoffenheim Trainer Julian Nagelsmann.
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So sieht Karikaturi­st Christoph Härrin ger den TSG Trainer Nagelsmann.
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