Ihr Vereinsheim ist der Goldene Saal
Jahrelang kümmerte sich Konrad Rebholz sen. um die Wiederherstellung des Augsburger Prunkraums. In seinem Sohn hat Rebholz nun einen Nachfolger gefunden – und die beiden teilen weit mehr als ihren Namen
Auf der Stirn von Konrad Rebholz sen. perlt der Schweiß, während am anderen Ende des Saales zwischen den westlichen Fürstenzimmern ein Trachtenverein zu Akkordeonmusik im Kreis tanzt. Gute 30 Grad sind es schon am Morgen auf dem Rathausplatz, im Goldenen Saal nur unwesentlich weniger. Die Luft steht. „Jetzt braucht man wenigstens einen Durchzug“, sagt Rebholz und öffnet eines der kleinen Fenster. Viele gewöhnliche Besucher würden sich das vielleicht nicht trauen, aber Rebholz ist kein gewöhnlicher Besucher hier. Zwanzig Jahre lang war er Vorsitzender des Vereins zur historischen Wiederherstellung des Goldenen Saals, jetzt hat sein Sohn die Aufgabe übernommen.
Den Saal kennen beide wie ihr Wohnzimmer, aber – und da legen die beiden Männer Wert darauf – er gehört ihnen nicht. Unverkennbar ist jedoch, wie sie dem Goldenen Saal gehören.
Seit mehr als vierzig Jahren bereits widmet sich der Verein der historischen Rekonstruktion des Saals. Fast scheint es so, als sei die Aufgabe lange erfüllt, aber „da gibt es noch viel zu tun“, sagt Rebholz senior. Sein Sohn startet gleich mit einer Mammutaufgabe in seine Amtszeit, die am 15. Juni begann: Bis 2023 soll auch das dritte Fürstenzimmer, in dem momentan die Ausstellung über die Augsburger Partnerstädte zu sehen ist, historisch wiederhergestellt sein. In diesem Jahr wäre der Stadtbaumeister Elias Holl 450 Jahre alt geworden.
Nicht nur ihre Vorfahren teilen sich Rebholz senior und junior. Auch ihre Laufbahn im familieneigenen Elektronikbetrieb verbindet sie. Beide engagieren sich vielfältig in Lobbyarbeit und Ehrenamt, „in der Spitze hatte ich mal 27 Ehrenämter“, sagt der Senior. Er trägt den Bayerischen Verdienstorden und das Bundesverdienstkreuz, sein Sohn leitet hingegen noch ein weiteres Ingenieursunternehmen und ist Vizepräsident der Handwerkskammer für Schwaben. Der Vorsitz im Verein ist fest im Griff der Handwerker. Der Kern der Vereinsarbeit ist es, Geld für die Arbeiten im Goldenen Saal bereitzustellen. Etwa 1,7 Millionen seien dies in der Vereinsgeschichte bereits gewesen, sagen Vater und Sohn. Nach den Bombenangriffen von 1944 war dieses Prunkstück völlig zerstört, mittlerweile ist der Saal wieder ein Magnet für die Besucher der Stadt.
Verein und Stadt arbeiten dabei eng zusammen, der Verein kann Vorhaben und Vorstellungen einbringen und unterstützt diese mit gesammelten Mitteln – entscheiden darf er jedoch nichts.
Ein Großteil der Arbeit im Vorstand besteht daher darin, Sponsoren zu suchen. Die, die die größten Zuwendungen tätigen, bekommen einen Platz auf der Tafel im Treppenhaus vor dem Goldenen Saal. Die Akquise aber ist nicht leicht. „Das geht nur, indem man auf die Menschen zugeht“, sagt Konrad Rebholz junior. „Manche wechseln schon die Straßenseite deshalb, wenn sie uns sehen“, ergänzt sein Vater lachend.
Empfohlen habe er seinem Sohn nicht, für die Nachfolge zu kandidieren, denn zu erben gäbe es nichts – außer Arbeit. Er sei dann jedoch der einzige Kandidat gewesen, eine Kampfabstimmung kam für den Junior nicht infrage. So sehenswert das Ergebnis ihres Engagements ist, so anstrengend und zeitintensiv ist es auch. Nicht immer geht das spurlos an den beiden und ihren Familien vorbei. Ihr Herz hängt dennoch an ihrem „Vereinsheim“, wie Vater Rebholz den Goldenen Saal nennt, und das aus einem Grund: „Weil ich ein Augschburger bin. Und damit ist alles gesagt.“