Koenigsbrunner Zeitung

Ihr Vereinshei­m ist der Goldene Saal

Jahrelang kümmerte sich Konrad Rebholz sen. um die Wiederhers­tellung des Augsburger Prunkraums. In seinem Sohn hat Rebholz nun einen Nachfolger gefunden – und die beiden teilen weit mehr als ihren Namen

- VON CHRISTOF PAULUS

Auf der Stirn von Konrad Rebholz sen. perlt der Schweiß, während am anderen Ende des Saales zwischen den westlichen Fürstenzim­mern ein Trachtenve­rein zu Akkordeonm­usik im Kreis tanzt. Gute 30 Grad sind es schon am Morgen auf dem Rathauspla­tz, im Goldenen Saal nur unwesentli­ch weniger. Die Luft steht. „Jetzt braucht man wenigstens einen Durchzug“, sagt Rebholz und öffnet eines der kleinen Fenster. Viele gewöhnlich­e Besucher würden sich das vielleicht nicht trauen, aber Rebholz ist kein gewöhnlich­er Besucher hier. Zwanzig Jahre lang war er Vorsitzend­er des Vereins zur historisch­en Wiederhers­tellung des Goldenen Saals, jetzt hat sein Sohn die Aufgabe übernommen.

Den Saal kennen beide wie ihr Wohnzimmer, aber – und da legen die beiden Männer Wert darauf – er gehört ihnen nicht. Unverkennb­ar ist jedoch, wie sie dem Goldenen Saal gehören.

Seit mehr als vierzig Jahren bereits widmet sich der Verein der historisch­en Rekonstruk­tion des Saals. Fast scheint es so, als sei die Aufgabe lange erfüllt, aber „da gibt es noch viel zu tun“, sagt Rebholz senior. Sein Sohn startet gleich mit einer Mammutaufg­abe in seine Amtszeit, die am 15. Juni begann: Bis 2023 soll auch das dritte Fürstenzim­mer, in dem momentan die Ausstellun­g über die Augsburger Partnerstä­dte zu sehen ist, historisch wiederherg­estellt sein. In diesem Jahr wäre der Stadtbaume­ister Elias Holl 450 Jahre alt geworden.

Nicht nur ihre Vorfahren teilen sich Rebholz senior und junior. Auch ihre Laufbahn im familienei­genen Elektronik­betrieb verbindet sie. Beide engagieren sich vielfältig in Lobbyarbei­t und Ehrenamt, „in der Spitze hatte ich mal 27 Ehrenämter“, sagt der Senior. Er trägt den Bayerische­n Verdiensto­rden und das Bundesverd­ienstkreuz, sein Sohn leitet hingegen noch ein weiteres Ingenieurs­unternehme­n und ist Vizepräsid­ent der Handwerksk­ammer für Schwaben. Der Vorsitz im Verein ist fest im Griff der Handwerker. Der Kern der Vereinsarb­eit ist es, Geld für die Arbeiten im Goldenen Saal bereitzust­ellen. Etwa 1,7 Millionen seien dies in der Vereinsges­chichte bereits gewesen, sagen Vater und Sohn. Nach den Bombenangr­iffen von 1944 war dieses Prunkstück völlig zerstört, mittlerwei­le ist der Saal wieder ein Magnet für die Besucher der Stadt.

Verein und Stadt arbeiten dabei eng zusammen, der Verein kann Vorhaben und Vorstellun­gen einbringen und unterstütz­t diese mit gesammelte­n Mitteln – entscheide­n darf er jedoch nichts.

Ein Großteil der Arbeit im Vorstand besteht daher darin, Sponsoren zu suchen. Die, die die größten Zuwendunge­n tätigen, bekommen einen Platz auf der Tafel im Treppenhau­s vor dem Goldenen Saal. Die Akquise aber ist nicht leicht. „Das geht nur, indem man auf die Menschen zugeht“, sagt Konrad Rebholz junior. „Manche wechseln schon die Straßensei­te deshalb, wenn sie uns sehen“, ergänzt sein Vater lachend.

Empfohlen habe er seinem Sohn nicht, für die Nachfolge zu kandidiere­n, denn zu erben gäbe es nichts – außer Arbeit. Er sei dann jedoch der einzige Kandidat gewesen, eine Kampfabsti­mmung kam für den Junior nicht infrage. So sehenswert das Ergebnis ihres Engagement­s ist, so anstrengen­d und zeitintens­iv ist es auch. Nicht immer geht das spurlos an den beiden und ihren Familien vorbei. Ihr Herz hängt dennoch an ihrem „Vereinshei­m“, wie Vater Rebholz den Goldenen Saal nennt, und das aus einem Grund: „Weil ich ein Augschburg­er bin. Und damit ist alles gesagt.“

 ?? Fotos: Michael Hochgemuth, Silvio Wyszengrad ?? Konrad Rebholz mal zwei: Der Sohn hat vom Vater nicht nur den Betrieb übernommen, er ist nun auch Vorsitzend­er des Goldener Saal Vereins, der sich um die Sanierung des Prunkraume­s samt seiner Fürstenzim­mer verdient gemacht hat. Die Bilder rechts zeigen Details der Fürstenzim­mer.
Fotos: Michael Hochgemuth, Silvio Wyszengrad Konrad Rebholz mal zwei: Der Sohn hat vom Vater nicht nur den Betrieb übernommen, er ist nun auch Vorsitzend­er des Goldener Saal Vereins, der sich um die Sanierung des Prunkraume­s samt seiner Fürstenzim­mer verdient gemacht hat. Die Bilder rechts zeigen Details der Fürstenzim­mer.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany