Koenigsbrunner Zeitung

So lebt es sich mit Handicap

Menschen mit Behinderun­g geben in Augsburg Einblicke in ihren Alltag

- VON JESSICA STIEGELMAY­ER

Augsburg

18 Frauen und Männer – die jüngste Anfang 30, der älteste fast 80 – erzählen aus ihrem Leben. Die einen kommen aus Augsburg, die anderen aus Offingen (Landkreis Günzburg) oder Gundelfing­en (Landkreis Dillingen). Sie alle berichten von aufregende­n, traurigen und schönen Momenten. Studenten der Universitä­t Augsburg haben ihnen zugehört und aus den Rückblicke­n eine Ausstellun­g konzipiert. Denn so unterschie­dlich die Protagonis­ten auch sind, eines eint sie: Sie leben mit einem Handicap.

„Das sind ganz spannende Personen“, sagt Organisato­rin Tanja Blum. „In ihren Erinnerung­en kann sich, glaube ich, jeder wiederfind­en.“Und genau darum gehe es in der Ausstellun­g „Erzähl doch mal“, die am Montagaben­d in Augsburg eröffnet wird. Sie will verdeutlic­hen: Die Unterschie­de zwischen Menschen mit und ohne Behinderun­g sind oft nicht groß. Im Gegenteil: „Es gibt ganz viele Gemeinsamk­eiten“, sagt Blum, die am Fachzentru­m für Leichte Sprache der Caritas Augsburg Betriebstr­äger (CAB) arbeitet. Die Texte zur Ausstellun­g sind in kurzen Sätzen und einfachen Worten verfasst, oft helfen Bilder, das Geschriebe­ne zu verstehen. So soll die Schau für Menschen mit und ohne Handicap erlebbar werden.

Eine, die sich mit der Leichten Sprache wirklich auskennt, ist Tanja G., eine Kollegin von Organisato­rin Blum. Ihren ganzen Namen möchte die 33-Jährige nicht in der Zeitung lesen. Sie ist eine der 18 Menschen, die für die Schau von ihrem Leben mit Behinderun­g berichten. Die Augsburger­in hat Lernschwie­rigkeiten, tat sich bereits in der Schule schwer damit, Dinge auswendig zu lernen. „Leichte Sprache kommt schon überall ziemlich gut an. Bei den Behörden oder Ämtern fehlt sie aber noch ein bisschen“, sagt Tanja G. Wie sie leben auch die anderen Ausstellun­gsteilnehm­er in einem Caritas-Wohnheim. Jedoch eben nicht alle in Augsburg, sondern über die ganze Region verteilt.

Als Blum sie damals fragte, ob sie bei dem Projekt mitmachen wolle, sei sie schon nervös gewesen, erinnert sich die 33-Jährige. Dennoch sagte sie sofort zu. „Ich fand die Idee toll.“Also traf sie sich mehrmals mit einer Studentin. Und ließ sie in Momente ihres Lebens eintauchen. Da war der Besuch auf der Dampfermes­se in Stuttgart. Warum sie dort hingefahre­n ist? E-Zigaretten fasziniert­en sie einfach, erzählt die Augsburger­in. Deswegen stehen auch kleine Duftgläsch­en an ihrem Bereich in der Ausstellun­g. Natürlich sprach Tanja G. auch von ihrem aktuellen Beruf, zu dem sie erst vor fünf Jahren fand. Davor war sie in den Ulrichswer­kstätten tätig. Seit September 2018 arbeitet sie nun in Vollzeit am Fachzentru­m, wo sie sich rundum wohlfühle.

Wenn am Montagaben­d die Schau auf der Ausstellun­gsfläche der Lechwerke eröffnet, ist die 33-Jährige auch vor Ort. Unterstütz­t wird die Ausstellun­g unter anderem vom Bezirk Schwaben. „Ich hoffe, dass die Leute mich ansprechen“, sagt Tanja G. „Und dass die Besucher schöne Erinnerung­en mit nach Hause nehmen.“

Die Ausstellun­g

„Erzähl doch mal“ist vom 12. bis 25. Februar in der Augsburger LEW Energiewel­t zu sehen.

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Foto: Ulrich Wagner Tanja G. berichtet aus ihrem Leben mit Handicap.

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