So lebt es sich mit Handicap
Menschen mit Behinderung geben in Augsburg Einblicke in ihren Alltag
Augsburg
18 Frauen und Männer – die jüngste Anfang 30, der älteste fast 80 – erzählen aus ihrem Leben. Die einen kommen aus Augsburg, die anderen aus Offingen (Landkreis Günzburg) oder Gundelfingen (Landkreis Dillingen). Sie alle berichten von aufregenden, traurigen und schönen Momenten. Studenten der Universität Augsburg haben ihnen zugehört und aus den Rückblicken eine Ausstellung konzipiert. Denn so unterschiedlich die Protagonisten auch sind, eines eint sie: Sie leben mit einem Handicap.
„Das sind ganz spannende Personen“, sagt Organisatorin Tanja Blum. „In ihren Erinnerungen kann sich, glaube ich, jeder wiederfinden.“Und genau darum gehe es in der Ausstellung „Erzähl doch mal“, die am Montagabend in Augsburg eröffnet wird. Sie will verdeutlichen: Die Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Behinderung sind oft nicht groß. Im Gegenteil: „Es gibt ganz viele Gemeinsamkeiten“, sagt Blum, die am Fachzentrum für Leichte Sprache der Caritas Augsburg Betriebsträger (CAB) arbeitet. Die Texte zur Ausstellung sind in kurzen Sätzen und einfachen Worten verfasst, oft helfen Bilder, das Geschriebene zu verstehen. So soll die Schau für Menschen mit und ohne Handicap erlebbar werden.
Eine, die sich mit der Leichten Sprache wirklich auskennt, ist Tanja G., eine Kollegin von Organisatorin Blum. Ihren ganzen Namen möchte die 33-Jährige nicht in der Zeitung lesen. Sie ist eine der 18 Menschen, die für die Schau von ihrem Leben mit Behinderung berichten. Die Augsburgerin hat Lernschwierigkeiten, tat sich bereits in der Schule schwer damit, Dinge auswendig zu lernen. „Leichte Sprache kommt schon überall ziemlich gut an. Bei den Behörden oder Ämtern fehlt sie aber noch ein bisschen“, sagt Tanja G. Wie sie leben auch die anderen Ausstellungsteilnehmer in einem Caritas-Wohnheim. Jedoch eben nicht alle in Augsburg, sondern über die ganze Region verteilt.
Als Blum sie damals fragte, ob sie bei dem Projekt mitmachen wolle, sei sie schon nervös gewesen, erinnert sich die 33-Jährige. Dennoch sagte sie sofort zu. „Ich fand die Idee toll.“Also traf sie sich mehrmals mit einer Studentin. Und ließ sie in Momente ihres Lebens eintauchen. Da war der Besuch auf der Dampfermesse in Stuttgart. Warum sie dort hingefahren ist? E-Zigaretten faszinierten sie einfach, erzählt die Augsburgerin. Deswegen stehen auch kleine Duftgläschen an ihrem Bereich in der Ausstellung. Natürlich sprach Tanja G. auch von ihrem aktuellen Beruf, zu dem sie erst vor fünf Jahren fand. Davor war sie in den Ulrichswerkstätten tätig. Seit September 2018 arbeitet sie nun in Vollzeit am Fachzentrum, wo sie sich rundum wohlfühle.
Wenn am Montagabend die Schau auf der Ausstellungsfläche der Lechwerke eröffnet, ist die 33-Jährige auch vor Ort. Unterstützt wird die Ausstellung unter anderem vom Bezirk Schwaben. „Ich hoffe, dass die Leute mich ansprechen“, sagt Tanja G. „Und dass die Besucher schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen.“
Die Ausstellung
„Erzähl doch mal“ist vom 12. bis 25. Februar in der Augsburger LEW Energiewelt zu sehen.