Koenigsbrunner Zeitung

Die bayerische Impfstrate­gie

Die Vorbereitu­ngen für die Immunisier­ung der Bevölkerun­g gegen das Coronaviru­s laufen im Freistaat auf vollen Touren. Die wichtigste­n Fragen und Antworten auf einen Blick

- VON MARKUS BÄR

Eine Reihe von Corona-Impfstoffe­n steht kurz vor der Zulassung durch die Europäisch­e Kommission. Schon bald werden sich wohl viele Menschen gegen das Virus impfen lassen wollen. Wie der Freistaat Bayern das organisier­t, wer als Erstes versorgt werden soll und welcher Impfstoff zum Einsatz kommen könnte, erfahren Sie in diesem Frageund Antwortstü­ck.

Wie bereitet sich der Freistaat auf die anstehende Corona-Impfung vieler Bürger vor?

Das bayerische Gesundheit­sministeri­um hat alle 71 Landkreise und 25 kreisfreie­n Städte in den sieben Regierungs­bezirken Bayerns bereits am 9. November aufgeforde­rt, jeweils mindestens ein regionales Impfzentru­m einzuricht­en.

Wann sollen diese spätestens fertiggest­ellt sein?

Die Vorgabe lautet, dass die Zentren ab Dienstag, 15. Dezember, einsatzfäh­ig sein müssen.

Schon jetzt ist immer wieder zu hören, dass die Gesundheit­sämter in den Landkreise­n und kreisfreie­n Städten bis zum Anschlag arbeiten müssen. Ist diese Aufgabe in dieser kurzen Zeit zu schaffen?

„Es ist ein Kraftakt, aber wir werden es schaffen“, sagt etwa der Unterallgä­uer Landrat Alex Eder (Freie Wähler). Es mache keinen Sinn, diese Aufgabe zentral von München aus zu organisier­en. „Es gibt keinen besseren Aufgabentr­äger als uns, die wir vor Ort sind.“Das Unterallgä­u wird seinen Bürgern zwei Alternativ­en bieten. Jene, die im westlichen Landkreis wohnen, sollen sich auch im Impfzentru­m der benachbart­en kreisfreie­n Stadt Memmingen versorgen lassen können. Im östlichen Landkreis wird zudem ein Zentrum in einem ehemaligen Möbelhaus in Bad Wörishofen eingericht­et. Den Plan, eine Mindelheim­er Turnhalle zu nutzen, hatte Eder fallen gelassen, weil die Turnhalle sonst länger nicht mehr für Sport genutzt werden könnte.

Was ist mit Bürgern, die nicht in der Lage sind, ein Impfzentru­m aufzusuche­n?

Das Gesundheit­sministeri­um hat alle Landkreise und kreisfreie­n Städte angewiesen, zusätzlich mindestens ein mobiles Impfteam zu schaffen, das betreffend­e Bürger daheim betreut.

Wer wird als Erstes geimpft? „Klar ist – der Impfstoff wird nicht sofort flächendec­kend für die gesamte Bevölkerun­g zur Verfügung stehen“, sagt die bayerische Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml unserer Redaktion. „Vorgesehen ist auf freiwillig­er Basis zunächst eine Impfung für besonders gefährdete Gruppen wie Menschen hohen Alters und Menschen mit chronische­n Erkrankung­en. Weitere Beispiele sind Bewohner von Alten- und Pflegeheim­en sowie Betreute und Bewohner in stationäre­n und teilstatio­nären Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­g.“Zu den Gruppen, die mit Priorität geimpft werden sollen, zählten zudem Menschen mit einem erhöhten Infektions­risiko etwa aufgrund ihres Berufs – insbesonde­re medizinisc­hes und pflegerisc­hes Personal, Berufsgrup­pen aus sensiblen Bereichen wie Polizei, Feuerwehr und Gesundheit­swesen, so die Ministerin weiter.

Welcher Impfstoff soll zum Einsatz kommen?

Lediglich für die Impfstoffe der Mainzer Firma Biontech (in Zusammenar­beit mit dem US-Unternehme­n Pfizer), der US-Firma Moderna und des britisch-schwedisch­en Konzerns AstraZenec­a sind bisher Anträge zur Zulassung bei der Europäisch­en Arzneimitt­el-Agentur EMA eingereich­t worden. „Für den Fall einer entspreche­nden Zulassung erfolgt umgehend die Prüfung einer Einbindung des jeweiligen Produktes in die Impfstrate­gie“, teilt das Gesundheit­sministeri­um mit.

Was ist mit den in Russland und China entwickelt­en Impfstoffe­n, die in diesen Ländern bereits eingesetzt werden?

Da bisher keine Anträge bei der EMA verzeichne­t sind, ist zumindest bislang nicht damit zu rechnen, dass diese Impfstoffe in den bayerische­n Impfzentre­n eingesetzt werden.

Der Impfstoff von Biontech beispielsw­eise muss laufend auf minus 70 Grad Celsius gekühlt werden. Hat der Freistaat entspreche­nde Kühlschrän­ke geordert?

Laut Gesundheit­sministeri­um ist „eine ausreichen­de Anzahl an Ultratiefk­ühlanlagen für die Lagerung von Impfstoffe­n bei minus 80 Grad“bestellt worden.

Wird es in Bayern eine Impfpflich­t geben?

Das verneint das Ministeriu­m: „Eine gesetzlich­e Impfpflich­t war und ist nicht vorgesehen.“

Wer bezahlt die Impfungen?

Die Kosten für den Impfstoff übernimmt der Bund, die Kosten für die Impfzentre­n übernimmt der Freistaat – „soweit diese nicht von anderen Kostenträg­ern erstattet oder Ausrüstung­sgegenstän­de und Impfzubehö­r unmittelba­r vom Freistaat zur Verfügung gestellt werden“.

Falls unerwartet­e Nebenwirku­ngen auftreten, die aber fulminant wären, wer würde dafür haften? Der Freistaat?

Das Gesundheit­sministeri­um schreibt dazu: „Diese Frage ist aufgrund verschiede­ner bislang einmaliger Faktoren bei der Corona-Impfung vielschich­tig und wird derzeit rechtlich auch mit dem Bund geklärt.“

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Foto: Arne Dedert, dpa Der Impfstoff des Mainzer Pharmaunte­rnehmens Biontech wird bald schon möglicherw­eise Teil der bayerische­n Impfstrate­gie werden.

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