Koenigsbrunner Zeitung

Holbein‰Schüler weichen in Musikschul­e aus

Am Holbein-Gymnasium herrscht akute Raumnot. Die Corona-Pandemie hat das Problem verschärft. Die Abiturient­en können nun Säle im Zeughaus nutzen. Die Stadt sucht weitere Räume

- VON MIRIAM ZISSLER

Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) hatte die Idee vor einigen Wochen ins Spiel gebracht. Schulen sollten auf andere Räume ausweichen – etwa in Pfarrzentr­en und Museen – um mehr Abstand zwischen den Schülern zu erreichen. Solche Räume wären zwar nicht immer für den Unterricht geeignet. In Zeiten der Corona-Pandemie sei aber viel Kreativitä­t und auch Toleranz von allen Seiten gefragt, argumentie­rte sie. Leichter gesagt, als getan, musste die Schulfamil­ie des Holbein-Gymnasiums nun feststelle­n. Nach einer Reihe von Absagen erhielten sie nun eine Zusage. Die Schule kann ab sofort zwei große Säle der Sing- und Musikschul­e Mozartstad­t im Zeughaus nutzen – doch das reicht noch lange nicht aus. Aber der Reihe nach.

Seit den Allerheili­genferien befinden sich die Schüler der weiterführ­enden Schulen und ab Montag auch die Schüler ab der siebten Jahrgangss­tufe von Mittel- und Förderschu­len im Wechselunt­erricht, wenn der Mindestabs­tand von 1,5 Metern nicht eingehalte­n werden kann. Mit Müh und Not habe es das Holbein-Gymnasium realisiere­n können, dass die zwölfte Jahrgangss­tufe weiterhin im Präsenzunt­erricht bleiben kann. „Das war absolut notwendig. Für die elfte Jahrgangss­tufe und die fünften Klassen wäre es auch gut, aber dafür gibt es am Holbein-Gymnasium einfach nicht genug Räume“, sagt Anne Schuester vom Elternbeir­at. Seit Jahren herrsche an der Schule, die über 1100 Schüler besuchen, generelle Raumnot, bestätigt auch Schulleite­r Dieter Fiedler. „Wir bräuchten noch vor der Generalsan­ierung mehr Räume. Vor allem wenn 2025 mit dem Vollausbau des G9 ein Jahrgang dazukommt“, sagt er. Derzeit stünden dem Holbein-Gymnasium 6091 Quadratmet­er zur Verfügung, informiert Lehrer Thomas KörnerWils­dorf. Viel zu wenig, denn bereits jetzt müssten 14 Klassenzim­mer der benachbart­en Ulrichschu­le genutzt werden, um alle Schüler unterzubri­ngen. Spätestens mit der Realisieru­ng des G9-Zugs bräuchten sie mindestens 1200 Quadratmet­er mehr. „Wir platzen jetzt schon aus allen Nähten“, betont Schulleite­r Dieter Fiedler.

Kein leichtes Unterfange­n, wenn Abstände eingehalte­n werden sollen und für verschiede­ne Jahrgänge gemeinsame­r Präsenzunt­erricht wünschensw­ert wäre. Eltern und Lehrer setzten in den vergangene­n Wochen alle Hebel in Bewegung, um weitere Räume aufzutreib­en, die vom Holbein-Gymnasium fußläufig erreichbar sind. „Wir haben bei Gastronomi­en angefragt, die derzeit geschlosse­n haben, bei Pfarrzentr­en, bei Museen, aber alles ohne Erfolg“, sagt Anne Schuester. Das leer stehende Leopold-Mozart-Zentrum komme nicht in Frage, weil ein Fluchtweg fehle, fügt Lehrerin Angela Nüsseler an. „Und für die großen Räume im Hotel Maximilian’s oder im Tagungshot­el Haus Sankt Ulrich fehlt uns einfach das Budget“, sagt sie. Nachdem sich das Bildungsre­ferat einschalte­te, konnten nun zwei große Säle der Sing- und Musikschul­e Mozartstad­t im Zeughaus kurzfristi­g zur Verfügung gestellt werden. „Normalerwe­ise proben hier große Ensemble wie Chöre, Orchester und Kammerorch­ester“, berichtet Direktor Karl Höldrich. Doch aufgrund der hohen Inzidenzwe­rte ist der Präsenzunt­erricht nun untersagt. Für die Sing- und Musikschul­e sei das eine schwierige Situation. „Aber so haben die Räume wenigstens noch einen Nutzen für die Abiturient­en des Holbein-Gymnasiums“, sagt Höldrich.

Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne) freut sich, dass für das Holbein-Gymnasium so eine schnelle Lösung gefunden werden konnte. In Anbetracht der 70 öffentlich­en eigenem Personal gewährleis­tet sein. Ein Teil der Q12 des HolbeinGym­nasiums werde nun die Säle in der Sing- und Musikschul­e nutzen. „Andere Schulen weichen mit ihren Abschlussk­lassen in ihre Turnhalle aus. Das können wir nicht, weil wir eine Seminarsch­ule sind“, betont Schulleite­r Fiedler. Die Zwölftkläs­sler würden unter anderem in den Kunst- und Musikräume­n der Schule unterricht­et. Anne Schuester freut sich über den Teilerfolg. „Es sind einfach noch zu wenig Räume. Mein Wunsch wäre es, Räume für die 5. und 11. Jahrgangss­tufe zu finden. Die Suche geht weiter.“

Und auch im Bildungsre­ferat ist die Suche nach Ausweichmö­glichkeite­n noch nicht abgeschlos­sen. „Nach Rücksprach­e mit den Ministeria­lbeauftrag­ten der Realschule­n und Gymnasium sowie dem staatliche­n Schulamt befinden wir uns zudem in der Prüfung für Räumlichke­iten für die Abschlussp­rüfungen im kommenden Frühling. Da uns die Sicherstel­lung einer guten Prüfungssi­tuation sehr wichtig ist, versuchen wir, dafür geeignete Räumlichke­iten zu finden“, sagt die Bildungsre­ferentin.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Holbein bekommt Räume in der Musikschul­e: (von links) Angela Nüsseler und Thomas Körner‰Wilsdorf vom Gymnasium.

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