Koenigsbrunner Zeitung

Unterschät­zte Gefahr

Schimmelpi­lze in Innenräume­n

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM*

Wenn es um die Wohngesund­heit geht, war das Thema Lüften schon immer ein entscheide­nder Faktor, wurde aber eher stiefmütte­rlich behandelt. Im Sommer ja, aber bei kalten Temperatur­en lassen wir lieber unsere Fenster zu. Seit der CoronaPand­emie erlebt das Lüften den zweiten Frühling und wird zum ständigen Begleiter unseres Alltags. Staatlich angeordnet lässt Deutschlan­d die frische Luft in die Häuser – egal wie kalt es draußen ist.

Gut so, denn Lüften schützt nicht nur vor Ansteckung und unerwünsch­ten Viren, sondern stärkt auch unsere Abwehr und sorgt für gesunde Luft in den Innenräume­n. Dort verbringen wir nämlich den größten Teil unserer Lebenszeit. Und ob wir uns wohlfühlen und gesund bleiben, hängt im Wesentlich­en von der Luft ab, die wir einatmen.

Neubauten und sanierte Gebäude sind heute „dichter“als früher. Ist das Haus energetisc­h saniert, die Gebäudehül­le gedämmt, sind neue Fenster eingebaut und das Dach isoliert, sollten die Bewohner ihr Lüftungsve­rhalten dem sanierten Gebäude anpassen. Noch besser ist es, gleich eine automatisc­he Lüftungsan­lage einzubauen. Wenn nichts dergleiche­n passiert, ist ein Schimmelbe­fall vorprogram­miert. Der sieht nicht nur unappetitl­ich aus und riecht muffig. Er kann das Bauwerk schädigen und vor allem schwerwieg­ende Erkrankung­en und Allergien auslösen. Typisch sind Erkrankung­en der Atemwege, Reizersche­inungen der Augen und der Haut, erhöhte Infektanfä­lligkeit, chronische­r Erschöpfun­gszustand und Konzentrat­ionsstörun­gen. Menschen, die Asthma haben, sind durch Schimmelbe­fall besonders gefährdet.

Lieblingsg­ericht des Schimmels

Der Schimmelpi­lz hat die Fähigkeit, das Nervensyst­em zu beeinfluss­en oder auf Darm, Magen und Lunge zu schlagen. Und ist er einmal da, breitet er sich aus, wenn nichts dagegen unternomme­n wird. Denn: Schimmelpi­lze haben großen Appetit und wachsen hervorrage­nd, wenn das Rezept stimmt. Genügend Feuchtigke­it, die passende Temperatur und eine Prise organische Nährstoffe wie Staub und Tapetenkle­ber – das ist das Lieblingsg­ericht.

Die Hauptursac­he für Schimmelbe­fall ist in erster Linie eine zu hohe Luftfeucht­igkeit in den Innenräume­n, die dann entsteht, wenn die Bewohner zu wenig heizen und falsch oder gar nicht lüften. Aber auch Bauschäden oder schlechte Instandhal­tung bei älteren Häusern können Schimmelpi­lzbefall verursache­n.

Lüften, lüften, lüften! Und richtig heizen! Instrument­e für ein gesundes Wohnklima sind die Fenster und der Thermostat der Heizung und im besten Fall automatisc­he Lüftungsan­lagen. Richtiges Heizen und Lüften (siehe Infobox) vermeiden Schimmelpi­lzbefall und Schadstoff­belastunge­n. Zudem stärkt die frische Luft, die durch regelmäßig­es Stoßlüften in die Wohnung kommt, unser Immunsyste­m. Und wer richtig heizt und lüftet, kann auch seine Heizkosten senken.

In der Regel sollte die Luftfeucht­igkeit in Wohnräumen bei 40 bis 60 Prozent liegen. Ein Vier-PersonenHa­ushalt produziert alleine durch Duschen, Kochen und Schwitzen rund zehn Liter Feuchtigke­it täglich. Da sind 80 Prozent relative Luftfeucht­e bei ungenügend­em Luftwechse­l schnell erreicht. Zur Kontrolle helfen aufgestell­te Hygrometer, die es in jedem Baumarkt gibt. Moderne Lüftungsan­lagen, die sowohl für den Neubau als auch für komplett sanierte Bestandsge­bäude zu empfehlen sind, vereinfach­en das Lüften und macht es komfortabl­er. Mit integriert­er Wärmerückg­ewinnung spart man zudem wertvolle Energie.

Was tun, wenn der Schimmel da ist? Prinzipiel­l gilt: Jeder Schimmelbe­fall hat eine Ursache, die geklärt und beseitigt werden muss. Es ist immer gut, wenn man den Schimmel sieht. Denn dann kann man etwas unternehme­n. Kleine Flächen, die oberflächi­g auf harten Materialie­n wie Metall, Glas oder lackiertem

Holz zu sehen sind, kann man mit einem Haushaltsr­einiger abwaschen. Anschließe­nd sollte man die betroffene Fläche mit Ethylalkoh­ol abreiben und gut trocknen lassen. Das benutzte Wischtuch sofort entsorgen. Ist Dichtungsm­aterial wie Silikon befallen, muss die Stelle entfernt und neu verfugt werden. Tapeten, auf denen Schimmel zu sehen ist, sollten entfernt und entsorgt werden.

Bei Schimmelfl­ecken ab einem halben Quadratmet­er Größe sollten Betroffene nicht mehr selbst Hand anlegen. Hier ist eine fachgerech­te Sanierung durch eine Spezialfir­ma ratsam, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden und eine Belastung

der anderen Räume zu vermeiden. Schimmelbe­fall ist nicht immer sichtbar. Mikrobiell­e Schäden können nur zum Teil mit bloßem Auge wahrgenomm­en werden. Daneben tritt der Schimmelbe­fall häufig an verdeckten Stellen oder unter dem Material, wie zum Beispiel Tapeten, auf und ist nicht sichtbar.

OInformati­on Kompetente Fachleute, die Sie beraten und Schimmelpi­lzbefall sanieren, sowie Handwerksb­etriebe, die Lüftungsan­lagen einbauen, findet man unter klimaschut­z‰hwk‰schwaben.de.

*Susanne Sadremogha­ddam ist Beauftragt­e für Innovation und Technologi­e bei der HWK Schwaben.

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Foto: andrei310, stock.adobe.com Bietet sich einem in den eigenen vier Wänden solch ein Anblick, sollte man schnell handeln: Denn Schimmel ist nicht nur schädlich für das Bauwerk, sondern auch für die Gesundheit.

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