Eine Entscheidung fürs Leben
Dass ihr Mann Besitzer eines alten Landhauses ist, erfuhr Malin erst nachdem sie ein Jahr lang ein Paar waren. Ob sie das seltene Erbstück mit ihm übernehmen wolle? Was für eine Frage!
Malin erfuhr erst nach einem Jahr, dass ihr Mann Besitzer eines Landhauses ist. Ob sie das Erbstück mit ihm übernehmen wolle? Was für eine Frage!
Wenn man das ländliche Anwesen von Björn und Malin Moum mit einem einzigen Wort beschreiben müsste, käme „Idylle“dem Ganzen am nächsten. Doch trotzdem handelt es sich dabei immer noch um eine Untertreibung. Der Anblick des herrschaftlichen Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert, das auf einem Hügel liegt, der in der Sonne grasenden Pferde und der herumlaufenden, gackernden Hühner ist einfach überwältigend. Von der Veranda aus, die sich auf der Rückseite des Hauses befindet, hat man dazu eine atemberaubende Sicht auf die Landschaft und den naheliegenden See. Auf diesem Fleckchen Erde scheint die Zeit stillzustehen und das friedliche Ambiente lässt jeden Besucher sofort in eine andere Welt eintauchen. Das 272 Hektar umfassende Anwesen befindet sich außerhalb des Ortes Åtvidaberg in der schwedischen Provinz Östergötland. „Als wir uns kennenlernten, wohnten wir beide in Linköping“, berichtet Malin, die als Grundschullehrerin arbeitet. Nach einem Jahr erzählte ihr
Björn, dass seine Familie ein großes Anwesen samt Villa auf dem Land besitzt und dass sie die Möglichkeit hätten, es zu übernehmen. Gemeinsam trafen sie die Entscheidung für dieses wirklich lebensverändernde Projekt. Malin, die immer schon ein Stadtmensch gewesen war, löste damit in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis großes Erstaunen aus. Dennoch ließ sie sich von ihrem Entschluss nicht abbringen. Doch bevor das Paar in sein neues Heim zog, mussten aufwendige Renovierungsarbeiten in Angriff genommen werden. Damit die beiden nicht ständig den Weg aus Linköping und zurück in Kauf nehmen mussten, um vor Ort sein zu können, mieteten sie für die Zeit ein Haus in der Nähe. „Ich hätte nie gedacht, wie viel Spaß es macht, ein altes Landhaus zu renovieren und nach eigenen Wünschen zu gestalten“, bekennt Björn, der als Lehrer und Elektriker arbeitet. Malin freute sich vor allem über die vielen originalen Einrichtungsobjekte, die sie in den Zimmern vorfanden. Ob Tische, Stühle oder das antike Piano – viele Stücke hatte Björns Familie einst aus Paris hierher gebracht. Doch auch Malin konnte einiges zum Interior beitragen, denn sie
hatte von ihren Großeltern einige Möbel und edle Kronleuchter geerbt, die sich perfekt in das historische Ambiente fügten. „Man muss sagen, dass wir aber auch viel selbst renoviert haben“, gesteht die zweifache Mutter. „Dabei achteten wir jedoch darauf, uns dem Stil des Hauses anzupassen.“Zum Beispiel erneuerten sie die Küche von Grund auf, wählten aber eine Tapete aus, die ein Muster aus dem frühen 19. Jahrhundert aufweist. Auch die neuen Küchenmöbel wirken auf den ersten Blick antik. Da Malin und Björn beide relativ groß sind, ließen sie die Küchenbank um zehn Zentimeter erhöhen, denn auf sie verzichten wollten sie nicht. Was nicht passt, wird eben passend gemacht – dachte sich das junge Paar. Auch im Wohnzimmer gab es sich viel Mühe, um ein gemütliches Flair zu kreieren. Im Kamin knistert hier an kalten Tagen ein Feuer, und der Sims wird durch eine antike Pferdestatue geschmückt. „Bei so einem alten Haus hat man zahlreiche Gestaltungssideen, aber uns ist schnell klar geworden, dass man nicht alles zugleich ändern kann. Wir lassen uns einfach nicht stressen, sondern sehen es eher als unser Lebensprojekt“, erklärt Malin. Nachdem die
zwei endgültig in ihr neues Zuhause umgesiedelt waren, zogen bald auch die ersten Tiere ein. Die Schwedin hatte schon immer davon geträumt, das Westernreiten zu lernen, und kaufte sich ein Quarter Horse. Auch die Töchter Ingrid und Edith begeisterten sich schnell fürs Reiten und erfreuen sich an ihren süßen kleinen Shetland Ponys, die nun im Garten frei herumlaufen dürfen. Mit der Zeit kamen noch einige Katzen und Hunde dazu, ebenso Hühner und Hähne. Die Besucher der Familie kommen sich oft vor, als wären sie auf der berühmten Animal Farm gelandet, die George Orwell in seinem Roman beschreibt. Nur dass Mensch und Tier hier in absoluter Harmonie miteinander leben. „Niemand hätte gedacht, dass mir das Landleben so sehr gefallen wird“, sagt Malin. Für einen kleinen Ausflug nach Linköping ist sie aber nach wie vor immer gern zu haben.
„Unser Lebenskonzept hier draußen lautet: Freiheit, Tiere und Natur. Und es funktioniert!“