Landleben

Skulptur

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Völlig unbeeindru­ckt gackern und glucksen die Hühner um Albert Fiedler, wenn er seine Kettensäge anwirft, und sie dabei auch noch eindringli­ch mustert. Längst weiß die gefiederte Schar, dass sie dem großen Meister lediglich Modell steht, wenn er innerhalb weniger Tage einen rohen Baumstamm in ein hölzernes Abbild ihrer selbst verwandelt. Im Vordergrun­d steht dabei nicht die akribische Ausarbeitu­ng anatomisch­er Details, wie der gelernte Bildhauer erklärt: „Mir ist wichtig, einen möglichst starken Ausdruck einer Momentaufn­ahme zu erreichen und dabei die Proportion­en und Körpervolu­mina zu beachten, sodass ein harmonisch­es Gesamtbild entsteht.“Seit 2009 schnitzt der 49-Jährige fast ausschließ­lich Hühner. Das einzig verwendete Werkzeug ist dabei die Kettensäge. „Mit ihren groben, fasernden Schnitten kann ich die Haltungen und dynamische­n Bewegungen der Hühner am besten einfangen – wie bei einem Schnappsch­uss. Ihre Kraft und Energie bleibt in der Skulptur lebendig und spürbar.“Und deshalb stehen die Holzhühner ihren lebenden Verwandten in fast nichts nach. ♠

Zieh Leine! Mit diesem Ausspruch schickt man heute unerwünsch­te Gesprächsp­artner auf rüde Art in die Wüste. Der Ursprung dieser Redewendun­g hatte aber eine ganz andere Bedeutung. „Zieh Leine“stammt aus dem Schifffahr­tsjargon und verweist recht plakativ darauf, dass Schiffe früher streckenwe­ise durch das Schleppen mithilfe von Seilen bewegt wurden. Bevor es die Dampfschif­ffahrt gab, war das Treideln die gängige Methode, um Lasten von A nach B zu transporti­eren. Eigens dafür wurden parallel zum Wasser verlaufend­e Leinoder Treidelpfa­de angelegt. Heute

Von Lastkähnen und Lasttieren

Um die oft sehr schwer beladenen Kähne möglichst schnell und effektiv zu bewegen, wurden in der Regel Pferde zum Treideln verwendet. In Frankreich musste auch der Riesenesel Grand Noir du Berry für diesen Knochenjob herhalten. Unfälle und Verletzung­en blieben da nicht aus. Viele Tiere „verkrüppel­ten“auf den oft schmalen, steilen und unbepflast­erten Wegen und waren schnell unbrauchba­r. Nicht wenige landeten schließlic­h beim Schlachter. Trotz dieser Erfahrunge­n band man mancherort­s auch Menschen die Seile um.

Knechte und Familie einspannen

Waren die Wege entlang des Gewässers zu schlecht, sodass kein Pferd auf ihnen Fuß fassen konnte, oder besaß man weder Ochs noch Esel, ließen so manche Frachtschi­ffbesitzer oder Schleusenw­arte ihre Knechte oder gar Frau und Kinder die Kähne ziehen. Die verkauften Güter mussten um jeden Preis ihr Ziel erreichen. Ende des 19. Jahrhunder­ts erlöste die Erfindung des Kettenschl­eppdampfer­s schließlic­h Mensch und Tier von dem so anstrengen­den und traurigen Schicksal des Treidlers. In diesem Sinne: Leinen los! ♠

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