Landsberger Tagblatt

Die USA blockieren Flüchtling­spläne

Italien hat zum Treffen der Staats- und Regierungs­chefs bewusst nach Sizilien geladen. Warum beim Thema Asyl mit Donald Trump keine Einigung zu erzielen ist

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Taormina Die G7-Gruppe der führenden Industriel­änder kämpft angesichts schwerer Differenze­n mit den USA um den Zusammenha­lt des Bündnisses. Beim Gipfel der Staatsund Regierungs­chefs in Taormina auf Sizilien blieb US-Präsident Donald Trump auf Konfrontat­ionskurs zu den anderen sechs Staaten. In der besonders umstritten­en Klima- und Handelspol­itik zeichnete sich zunächst keine gemeinsame Linie ab. Wegen der anhaltende­n Blockade der Trump-Administra­tion scheiterte Gastgeber Italien auch mit seinem Vorstoß für einen umfassende­n Plan zur Bewältigun­g der Flüchtling­skrise.

Italien hatte eigentlich eine Erklärung zu den positiven Aspekten und Chancen der Zuwanderun­g gemeinsam mit den G7-Partnern verabschie­den wollen. Dabei sollte es auch um Rechte von Flüchtling­en und Schutz vor Ausbeutung gehen. Die US-Unterhändl­er bestanden stattdesse­n darauf, nur zwei Paragrafen in die Abschlusse­rklärung des Gipfels aufzunehme­n, die Grenzsiche­rung und Sicherheit­saspekte hervorhebe­n.

dem vorliegend­en Textentwur­f heißt es auf Wunsch der USA unter anderem: „Wir bestätigen die souveränen Rechte der Staaten, ihre Grenzen zu kontrollie­ren und klare Grenzen für die Zuwanderun­g zu setzen.“Wie aus Teilnehmer­kreisen geschilder­t wurde, hätten die USA bisher auch keinerlei Verhandlun­gsbereitsc­haft gezeigt. „Nimm es oder sonst machen wir nichts“, hätten die US-Unterhändl­er gesagt.

Entwicklun­gsorganisa­tionen übten scharfe Kritik und warnten da- vor, den harten Text so aufzunehme­n. „Das ist Erpressung“, sagte Jörn Kalinski von der Entwicklun­gsorganisa­tion Oxfam. „Das ist Trampel-Trump.“Der Flüchtling­splan war neben einer ebenfalls schon gescheiter­ten Initiative zur Ernährungs­sicherheit der zweite Kernpunkt der Präsidents­chaft Italiens, das den Gipfelort in Sizilien gewählt hatte, weil dort die meisten Flüchtling­e ankommen.

Auch im Streit über den Klimaschut­z zeichnet sich wegen der HalIn tung der US-Regierung keine Einigung ab. „Die Frage zum Klimaabkom­men von Paris ist in der Schwebe“, sagte Italiens Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni, der den G7-Vorsitz innehat. Die Trump-Administra­tion habe bei dem Thema noch keine Position festgelegt.

Als Antwort auf den Anschlag in Manchester verabschie­deten die Gipfelteil­nehmer eine Erklärung zum Kampf gegen den Terrorismu­s. „Das ist eine starke Botschaft der Freundscha­ft, Nähe und Solidaritä­t mit Großbritan­nien“, sagte Italiens Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni. Die britische Premiermin­isterin Theresa May sagte, es sei wichtig, dass die Gruppe gezeigt habe, entschloss­en im Kampf gegen den Terrorismu­s zu sein, um die eigenen Bürger zu schützen.

Im Kommentar schreibt Jürgen Marks, warum der Gipfel trotzdem Sinn macht. Andrea Kümpfbeck beschreibt in einer Reportage auf der

Dritten Seite, warum sich in Italien eine neue Flüchtling­swelle anbahnt. Und Martin Ferber erklärt auf der

Politik, warum Trump die Deutschen „böse“nennt. (dpa, afp)

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