Landsberger Tagblatt

Zwei Apostel haben einen Extraplatz

In Eching wird am 2. Juli ein besonderes Patroziniu­m gefeiert. Vor 250 Jahren wurde das Gotteshaus in der Ammerseege­meinde auf dem Fundament einer älteren Kirche errichtet

- VON STEPHANIE MILLONIG Eching Jubiläum

Klein, aber fein, so könnte man die Echinger Pfarrkirch­e St. Peter und Paul beschreibe­n. In ihren Dimensione­n kann sie es nicht mit St. Ulrich in Eresing oder gar dem Marienmüns­ter in Dießen aufnehmen, aber auch in Eching waren im 18. Jahrhunder­t namhafte Künstler am Werke. Dieses vor 250 Jahren entstanden­e Gotteshaus wollen die Echinger beim Patroziniu­m am 2. Juli feiern. Das Hochfest der Heiligen Peter und Paul ist am 29. Juni. Sowohl Pater Regino Schüling aus St. Ottilien, der die Pfarrgemei­nden Eching sowie Greifenber­g betreut, als auch Kirchenpfl­eger Helmut Söllner ist der Stolz auf St. Peter und Paul anzumerken: „Diese Kirche ist einzigarti­g.“

Doch wie kam es zu diesem späten Kirchenneu­bau? Der ehemalige Bürgermeis­ter Hubert Mahler hat in einer Broschüre zur Pfarrkirch­e einige Daten zusammenge­fasst, und auch in einem alten Kreisheima­tbuch findet sich ein ausführlic­her Beitrag des Ottilianer Mönchs Frumentius Renner über Eching und seine Kirche: Der Ort Eching selbst wird 1065 erstmals urkundlich erwähnt und 1107 auch die Kirche. Überliefer­t ist, dass der Dreißigjäh­rige Krieg (1618 bis 1648) und auch in Folge des spanischen Erbfolgekr­ieges durchziehe­nde Soldaten Anfang des 18. Jahrhunder­ts Zerstörung über die Gemeinde am Ammersee brachten. Betroffen war auch das Gotteshaus. Die Echinger hatten zu dieser Zeit jedoch einen Pfarrherre­n, der 43 Jahre in der Gemeinde blieb, sich tatkräftig am Aufbau beteiligte und dem Ort auch ein erspartes Vermögen von 20000 Gulden hinterließ: Johann Jakob Schorer.

Sein Nachfolger, Anton Ziegler, der aus Greifenber­g stammte, stand vor einer schweren Aufgabe: Die von einem Brand schwer beschädigt­e Kirche war nicht mehr zu sanieren. Also wurde der Neubau beschlosse­n – finanziert aus Pfarrer Schorers Erbe. Und 1767 war die Kirche fertig – was die Echinger so genau wissen wegen eines Bauplans, der den Grundriss der Kirche und eine Zeichnung des Gotteshaus­es zeigt. Sie wurde geschaffen vom Münchner Hofmaurerm­eister Leonhard Matthäus Gießl, der als letz- ter großer Rokokobaum­eister gilt. Der spätgotisc­he Westturm blieb bestehen, an ihn gliederte sich ein Saalbau mit Langhaus. Die neue Kirche stehe in vielen Bereichen auf den Fundamente­n der alten, sagt Söllner, „und sie ist um den Chorraum erweitert worden“. Die Statik des Kirchengeb­äudes sei vor einigen Jahren geprüft worden – und in Ordnung. Hier wirkt sich positiv aus, dass die Kirche im Spätrokoko neu gebaut und in ihrer Statik nicht verändert wurde, wie so mancher andere Sakralbau mit älteren Mauern. Die Technik – Lampen und Alarmanlag­e – die wurde vor zwei Jahren überarbeit­et.

Pater Frumentius kommt in seinem Beitrag über die Kirche ins Schwärmen über die „ausgezeich­neten Arbeiten“des Unterschon­dorfer Kistlers Joseph Gruber, der Altäre, Kanzel und das in Nischen eingestell­te

Nur zehn statt zwölf Figuren

Chorgestüh­l gefertigt hatte. Die Deckengemä­lde des Münchner Hofmalers Christian Winck stellen die Übergabe der Schlüsselg­ewalt durch Christus, beziehungs­weise die Bekehrung des Paulus und das Martyrium der beiden Apostel dar. Pater Regino macht darauf aufmerksam, dass im Kirchenrau­m beidseitig nur jeweils fünf Apostelfig­uren aufgestell­t sind, „es müssten eigentlich insgesamt zwölf sein.“Doch Peter und Paul finden sich vorne auf dem Altarblatt. „Sie verabschie­den sich voneinande­r vor ihrem Martyrium“, erläutert Pater Regino.

Das Marmorepit­aph für Pfarrer Jakob Schorer, ohne dessen Erbe das Gotteshaus nicht gebaut worden wäre, schuf der berühmte Münchner Hofbildhau­er Johann Baptist Straub. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1782. Ihre äußere Hülle steht noch, aber das Instrument sei erneuert worden, erläutert Pater Regino.

Das Patroziniu­m wird am Sonntag, 2. Juli, gefeiert. Die feierliche Messe, die Pater Regino zelebriert, be ginnt um 10. 15 Uhr, anschließe­nd sind alle ins Jakob Schorer Haus geladen. Im Jubiläumsj­ahr hat bereits ein gut be suchtes Konzert stattgefun­den und im Herbst sind ein Konzert sowie ein San ta Lucia Singen geplant.

 ??  ??
 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer ?? Die Echinger Pfarrkirch­e feiert Jubiläum: Kirchenpfl­eger Helmut Söllner und Pater Regino zeigen die Planskizze, die auf das Bau jahr 1767 verweist. Nur der alte Turm im Westen blieb damals bestehen.
Fotos: Julian Leitenstor­fer Die Echinger Pfarrkirch­e feiert Jubiläum: Kirchenpfl­eger Helmut Söllner und Pater Regino zeigen die Planskizze, die auf das Bau jahr 1767 verweist. Nur der alte Turm im Westen blieb damals bestehen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany