Wo der Knecht zum Meister wird
Die 19. Landsberger Sommermusiken verführen mit geheimnisvollem Zauber
Das erste Geheimnis ist schnell gelüftet: „Kunstknechte“– KonstKnekt heißt die Gruppe der norwegischen Streicherstudenten, die in diesem Jahr zum ersten Mal zusammen mit Bläserstudenten deutscher Musikhochschulen die Sommermusiken in Landsberg mitgestalten. Ihre Meister haben sie eingeladen, darunter den Geiger Jan Björanger und den Cellisten Øyvind Gimse.
Die sind nicht zum ersten Mal hier. Der Cellist Øyvind Gimse (Trondheim Soloists) ist ein Studienfreund des Cellisten Clemens Weigel (Orchester des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz), der das Festival mit dem Oboisten Christoph Hartmann (Berliner Philharmoniker) und dem Bratschisten Henrik Schäfer (ehemals Bratschist Berliner Philharmoniker, Musikalischer Direktor der Oper Göteborg) gegründet hat. Weigel freut sich, mit seinem norwegischen Freund aus Studientagen im Sommer eine Woche zu verbringen. Da gibt es viel Zeit, sich zu erinnern, wie das war als Student. Und dabei entzün- sich diese Urleidenschaft am Musizieren wieder neu. „Die norwegischen Musiker sind so uneitel“, schwärmt Clemens Weigel. „Für sie zählt die Musik“, und genau das ist laut Pressemitteilung der Geist, der die Stars der klassischen Musik jedes Jahr nach Landsberg lockt, in die Stadt am Lech mit den romantischen Wanderwegen, der gehobenen Gastlichkeit und dem verlockenden Kulturprogramm.
Aus solchen Geschichten von Freundschaften wächst der Esprit der Landsberger Sommermusiken, so wurde die Idee geboren, bei einer Schneewanderung durchs Engadin mit Hedwig Bilgram, Henrik Schäfer, Christoph Hartmann und Clemens Weigel. Mag sein, dass dabei der Besuch im Landhaus von Claudio Abbado in Zuoz ein gutes Omen war. Jedenfalls treffen sich seither jedes Jahr in der Heimatstadt von Christoph Hartmann in Landsberg in ihrem Urlaub für eine Woche exzellente Musiker, um gemeinsam Musik zu machen. Ohne ein von Managern verordnetes Programm und ohne Honorar – das heißt: ein Honorar gibt es, es wird nur nicht in Heller und Pfennig ausgezahlt. „Das Honorar“, so Weigel, „ist dieses unbeschwerte gemeinsame Musizieren, ohne sich um irgendetwas kümmern zu müssen. Unter dem Schutzmantel des Dominikanerklosters erlebt jeder für sich ein Reset, hier wird alles auf Null gesetzt, das befreit radikal.“Vom Frühstück bis zum Lagerfeuer in der Nacht ist für alles gesorgt.
Was das alles mit Musik zu tun hat? „Entweder man probt ein Stück für eine kleine Besetzung monatelang, oder man spielt es gemeinsam mit Freunden“, erklärt Weigel. Und es ist keine Frage, dass der Atem der Freundschaft in entspannter Atmosphäre der effektvollere Zauberstab ist.
So entfalten sich das „tiefste Gefühl und die Weisheit“in „lächelnder Reinheit“in Bohuslav Martinus großartigem Nonett ebenso wie die überbordende Spielfreude in Ernst von Dohnányis Serenade. Die Musikerinnen und Musiker spielen laut Pressemitteilung mit absoluter Hingabe und Virtuosität. Ob Beethodet ven, Rossini oder Vaughn Williams, die Komponisten haben diese Musik für einen ganz besonderen Freundeskreis geschrieben. Und solche Freundeskreise trifft man hier. Das ist das wahre Geheimnis der Landsberger Sommermusiken.