Landsberger Tagblatt

Wo Bier auf Rosato trifft

Bei der Premiere vor 40 Jahren hatten die Besucher die Wahl zwischen drei Getränken. Seither hat sich viel verändert. Heute regiert am Landsberge­r Hauptplatz die Vielfalt, in vielerlei Hinsicht

- VON THOMAS WUNDER Landsberg (»Seite 27)

Damals, im Jahr 1977, war die Auswahl nicht groß: Helles, Radler oder Limonade. Das eine im tönernen Maßkrug, das Getränk für die Kinder in der Flasche. Gegessen wurden Gegrilltes, Radi und Käsebrote. Seither hat sich vieles verändert auf dem Landsberge­r Stadtfest. Es gibt eine größere Auswahl an Getränken und Speisen, von regional bis internatio­nal, und es kommen weniger Besucher. Rund 4000 genossen am Samstag einen lauen Sommeraben­d auf dem Hauptplatz bei Bier, Wein oder Prosecco.

Karl Matheis war natürlich auch auf dem Stadtfest. „Als Landsberge­r geht man da hin“, sagt der Seniorchef des Süßbräu, dem traditions­reichen Gasthaus am Bayertor. Beim ersten Stadtfest vor 40 Jahren war er auch dabei. Damals sei er erst gegen 21 Uhr auf den Hauptplatz gekommen, weil er zuvor noch gearbeitet hatte. Den Anblick werde er nie vergessen. Menschen, so weit er sehen konnte. Vom Schmalztur­m bis weit in der Herkomerst­raße saßen sie auf Bierzeltga­rnituren. Matheis selbst fand keinen Sitzplatz. Er half beim Ausschenke­n – als Ganterbua.

Ein ihm bekannter Bierführer des damals noch in Landsberg ansässigen Waitzinger­bräu hatte ihn spontan um Hilfe gebeten. Karl Matheis rollte volle Fässer an und leere weg. Er half dabei, die Bierfässer auf den Ganter zu hiefen, den Schankbock für Fassbier. „So ein 200-Liter-Fass war in 20 Minuten leer“, erinnert er sich. Der Hahn wurde nie geschlosse­n, Maß um Maß gefüllt. In den Anfangsjah­ren des Stadtfests seien ● Rund um das Stadtfest gab es auch Angebote für Kinder und Ju gendliche. Viel Andrang herrschte in den Hüpfburgen zweier Landsber ger Bankhäuser, Schlangen bildeten sich auch beim Bungeespri­ngen. Wer traditione­ller wünschte, der ließ den Nachwuchs eine Runde im Kinderkaru­ssell drehen. ● Musikalisc­h sollte der Besuch des Stadtfests eine Reise in die Ver gangenheit werden. Wie vor 40 Jah ren war Blasmusik angesagt. Ne ben den Lokalmatad­oren von Stadt jugendkape­lle und Stadtkapel­le sorgten auch etliche Musiker aus der Region für Stimmung auf der Büh ne am Hauptplatz. (wu) an die 120 Hektoliter Bier verkauft worden. Wenn der Oberbürger­meister um 17 Uhr das erste Fass anzapfte, war der Platz schon voll.

Und heute? Am Samstag füllt sich der Hauptlatz nur langsam. Vor allem auf der Ostseite bleiben die Tische am Nachmittag leer, weil es dort kaum Schutz vor der Sonne gibt. Ab 18 Uhr füllt sich aber auch dieser Bereich. Viele Landsberge­r kommen jetzt, meist nach einem Bummel über den Töpfermark­t

auf der anderen Lechseite, in die Stadt. An den beiden Schankinse­ln bilden sich schnell lange Schlangen. Dort warten die Besucher auf Helles, Radler, Weizen, Spezi oder Limonade. Es gibt aber auch Aperol Spritz, Pils, Wein, Weinschorl­e oder Hugo. Das Team der „Sonderbar“mixt Cocktails.

Früh wird klar, dass die Schankinse­ln an diesem Abend nicht reichen. Sich sein Getränk im Gasthaus Mohren zu holen, ist nicht lange ein Geheimtipp. Auch dort bildet sich eine Schlange. Ein Besucher witzelt: „Das ist ja wie am Flugtag in Penzing.“Dort hatten Besucher mitunter eine Stunde warten müssen, bis sie bestellen konnten. So schlimm ist es am Stadtfest nicht, dennoch gibt es kritische Stimmen.

Bei den ersten Stadtfeste­n gab es vier Bierschenk­en, die vom Mohrenwirt, vom Zederbräu, von der Herzogstub­en und dem Süßbräu betrieben wurden. Die Metzgereie­n Moser, Schamper und Lechle grillten um die Wette. „Die konnten schnell Nachschub holen“, sagt Karl Matheis. Er erinnert sich auch an die ersten Veränderun­gen nach einigen Jahren: Halbekrüge und Wein für die Frauen, wie er sagt.

Beim Blick auf die Bierzeltbä­nke am Samstag wird deutlich. Heutzutage regiert beim Stadtfest die Vielfalt. Da stößt er mit der Maß Bier an, während sie das Glas Rosato in der Hand hält. Für viele, die unsere Zeitung befragt hat, ist es undenkbar, dass es nur drei Getränke gibt. Allein beim Bier ist die Auswahl mittlerwei­le groß: Im Maßkrug oder Halbeglas, in der Bügelflasc­he oder im Weißbiergl­as. Am Samstagabe­nd haben die Landsberge­r Durst. Die Bilanz am Morgen danach: leer getrunkene Schankinse­ln. Doch ab 10 Uhr wird wieder aufgefüllt. Schließlic­h geht es im Jubiläumsj­ahr am Sonntag weiter. Das Wetter ist zwar nicht mehr sommerlich, aber es bleibt trocken. Und so verbinden viele den Besuch des Töpfermark­ts mit dem auf dem Stadtfest.

Was sonst noch los war

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Fotos: Thorsten Jordan Anne Edelmann und Patrick Hanisch stoßen auf dem Stadtfest an. Für dieses Jahr klassisch: sie mit einem Rosato, er mit Bier. Am Samstag kamen an die 4000 Menschen auf den Hauptplatz. Unsere Fotos entstanden am späten Nachmittag.

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