Landsberger Tagblatt

Mehr Personal, mehr Geld, schärfere Gesetze

Für die Koalition wurde die innere Sicherheit zur größten Herausford­erung nach der Flüchtling­skrise

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Es ist ja nicht so, dass der Koalitions­vertrag zwischen Union und SPD für CDU-Innenminis­ter Thomas de Maizière keine anspruchsv­ollen Aufgaben vorgesehen hätte. Die grundlegen­de Modernisie­rung der polizeilic­hen Informatio­nstechnik-Systeme etwa. Doch die gewaltigen Anstrengun­gen, die diese Bundesregi­erung unternomme­n hat, um die Sicherheit in der Republik zu verbessern, waren nicht geplant. Sondern kamen unter dem Eindruck von Ereignisse­n zustande, mit denen zu Beginn der Legislatur­periode niemand gerechnet hat.

Die Flüchtling­skrise ab dem Spätsommer 2015, die massenhaft­en Übergriffe von Migranten auf Frauen in der Kölner Silvestern­acht und die Welle islamistis­chen Terrors machten die innere Sicherheit zum Mega-Thema der vergangene­n Jahre. Und bescherten dem 63-jährigen Thomas de Maizière die wohl turbulente­sten Jahre seiner langen Polit-Karriere. Manchmal knirschte es zwischen den Koalitions­partnern.

Doch am Ende verabschie­deten CDU, CSU und SPD die umfangreic­hen Sicherheit­spakete einmütig. Gerade der sozialdemo­kratische Justizmini­ster Heiko Maas erwies sich als verlässlic­her Partner, wenn es um Maßnahmen ging, die zu mehr Sicherheit im Land führen sollen. Mehr Personal, mehr Geld, mehr Technik, strengere Gesetze – die Bundesregi­erung beschloss unter dem Eindruck eines schwindend­en Sicherheit­sgefühls in der Bevölkerun­g eine Maßnahme nach der anderen. So wurden die Möglichkei­ten für Videoüberw­achung ausgeweite­t, der Weg für den Einsatz des Bundes-Trojaners freigemach­t und höhere Strafen bei Wohnungsei­nbrüchen beschlosse­n. Auch Angriffe auf Polizisten und Rettungskr­äfte werden künftig strenger geahndet.

Als Konsequenz aus dem Anschlag auf den Berliner Weihnachts­markt mit zwölf Toten beschloss die Regierung eine härtere Gangart gegen sogenannte Gefährder: Extremiste­n, denen die Behörden einen Terroransc­hlag zutrauen – die Behörden gehen von derzeit rund 700 Personen in Deutschlan­d aus – können nun mit elektronis­chen Fußfesseln überwacht und leichter in Abschiebeh­aft genommen werden. Im Wahlkampf blieb die innere Sicherheit eines der bestimmend­en Themen und sorgt auch für Zündstoff innerhalb der Union: So reklamiert die CSU bereits jetzt den Posten von CDU-Mann de Maizière für den bayerische­n Innenminis­ter Joachim Herrmann.

Mit den so genannten Asylpakete­n I und II verschärft­e die Koalition zudem die Regeln für den Zuzug von Migranten. Das erste Paket regelte Versorgung und Unterbring­ung neu, etwa mit einer Ausweitung der Residenzpf­licht. Albanien, Kosovo und Montenegro wurden zu sicheren Herkunftss­taaten erklärt. Das zweite Paket sah beschleuni­gte Asylverfah­ren und eine Aussetzung

Härtere Gangart gegen islamistis­che Gefährder

des Familienna­chzugs für eingeschrä­nkt Schutzbedü­rftige vor. Die Einstufung der nordafrika­nischen Länder Marokko, Algerien und Tunesien als sichere Herkunftss­taaten scheitert bislang an einer fehlenden Mehrheit im Bundesrat. Dass die Flüchtling­szahlen inzwischen deutlich abgenommen haben, liegt aber wohl vor allem an der Schließung der Balkanrout­e und einem Abkommen mit der Türkei. Das Thema schwelt weiter: In Libyen warten weiter hunderttau­sende Migranten auf die Überfahrt nach Europa.

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Foto: Maurizio Gambarini, dpa CDU Innenminis­ter Thomas de Maizière, SPD Justizmini­ster Heiko Maas (r.): Eine Maßnahme nach der anderen.

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