Die Transall liegt ihnen am Herzen
Abschied Das LTG 61 zieht sich langsam zurück. Warum der „Fly-Out“am 28. September nur symbolisch sein wird
Penzing Beim Tag der Bundeswehr im Juni mobilisierte das Lufttransportgeschwader 61 noch einmal die Massen. 51511 Besucher kamen in den Fliegerhorst auf der Landsberger Platte, feierten den 60. Geburtstag des Geschwaders – und gleichzeitig den Abschied von der Traditionseinheit, die zum Ende des Jahres aufgelöst wird. Von da an wurde es ruhiger um das Geschwader. Am 28. September wartet nun aber der nächste Meilenstein: der Fly-Out der Transall.
Fly-Out ist in diesem Fall so etwas wie der Abschied von der guten alten Transall. Sie geht dem Geschwader voraus, das dann am 14. Dezember mit dem Einholen der Truppenfahne feierlich aufgelöst wird. Wer von der nahe vorbeiführenden Autobahn A96 hinüber auf das Vorfeld des Fliegerhorstes schaut, dem fiel in den zurückliegenden Wochen die doch deutlich abnehmende Anzahl von TransallFlugzeugen auf. Waren es zu Jahresbeginn noch zwölf Maschinen, hat sich deren Anzahl, über die das Transportgeschwader aktuell verfügt, auf sechs Flugzeuge reduziert.
Oberstleutnant Klaus Schierlinger, stellvertretender Kommodore, zu den Gründen: „Einige Flugzeuge sind nach Hohn zu unserem Schwesterverband verlegt, wo sie weitergeflogen werden, andere gehen zum Beispiel in die Hochwertteileverwertung“– oder werden abgegeben, an Privatpersonen, Unternehmen oder an andere Teilstreitkräfte der Bundeswehr. So wurde der Rumpf einer Transall über die Autobahn nach Pfullendorf (Landkreis Sigmaringen) gefahren, wo sie künftig in der Staufer-Kaserne als Übungszelle für die Ausbildung von Objektschützern genutzt wird.
Derzeit aber versieht das Geschwader noch einen völlig „normalen“Dienst, nur eben mit weniger Flugzeugen. So beginnt zum Beispiel heute noch einmal ein zweiwöchiger Zyklus mit Medevac-Bereitschaft und Einsätzen für die EATC, das Europäische Lufttransportkommando. Eine weitere Option ist die Zukunft einer Transall in einem Museum. Dort könnte eventuell die Jubiläumsmaschine, die „Silberne Gams“, für die Nachwelt erhalten werden. Klaus Schierlinger: „Gespräche wurden inzwischen schon geführt, Interesse besteht.“
Derzeit ist die in silberner Traditionslackierung gehaltene Transall auf zahlreichen Flugfesten unterwegs, zuletzt vor knapp zehn Tagen in Lübeck beim Hafenfest. Sie wird auch am Donnerstag, 28. September, im Mittelpunkt des symbolischen Fly-Out stehen. Geflogen wird die Silberne Gams dann von Kommodore Oberst Daniel Draken selbst. Begleitet wird sie beim symbolisch letzten Anflug von mindestens einer zweiten Transall, die ebenfalls eine, allerdings weniger aufwendige, Sonderlackierung erhält. Symbolisch deshalb, weil auch nach dem 28. September „vereinzelter Flugbetrieb“auf dem Fliegerhorst stattfinden wird. Dann aber zunächst noch mit vier, nach wenigen Wochen mit drei Maschinen.
Auch die Zahl des Personals im Fliegerhorst wird weiter abnehmen. Gehören mittlerweile ohnehin nur noch 790 Personen von einstmals bis zu 1500 dem Geschwader an, wird die nächste große „Wechselwelle“zum 1. Oktober anlaufen. Oberstleutnant Schierlinger: „Das ist bei der Luftwaffe ein traditionelles Versetzungsdatum.“
Daher wurde der Tag des FlyOut auch vorgezogen, um noch möglichst vielen Soldatinnen und Soldaten wie auch Zivilangestellten die Möglichkeit des gemeinsamen Abschieds zu geben. Daher ist der Festakt und die am Abend folgende Feier keine öffentliche Veranstaltung. „Von der Bevölkerung haben wir uns ja am Tag der Bundeswehr verabschiedet.“
Der Fly-Out ist eine interne Feierlichkeit, zu der auch viele dem LTG 61 verbundene Ehemalige kommen wollen. Kasernenkommandant Peter Hammer: „Unser Traditionsverband ist für viele einfach eine Herzensangelegenheit.“Ob dann das letztlich offizielle Ende des Geschwaders, die Außerdienststellung am 14. Dezember, noch einmal einen öffentlichen Auftritt vorsieht?
Oberstleutnant Schierlinger glaubt es nicht: „Geplant ist Stand heute ein feierlicher Appell auf dem Gelände des Fliegerhorsts.“Dabei wird die Truppenfahne eingeholt und an den Kommandeur Fliegende Verbände beim Luftwaffentruppenkommando übergeben.
Und auch dann ist noch nicht endgültig Schluss. Klaus Schierlinger wird das Nachkommando führen, das bis Ende September 2018 mit einer Stärke von rund 150 Soldatinnen und Soldaten den Fliegerhorst „abwickelt“. Das bedeutet: „Inventar, Gerätschaften, noch vorhandene Technik und vieles andere mehr ausbuchen, einlagern oder umziehen.“Was dann passiert? Stand jetzt befindet sich die Zukunft des Fliegerhorstes nach wie vor in der Überprüfung durch den Bund.
Liegt die Zukunft der „Silbernen Gams“in einem Museum?