Sie haben einen Einbrecher überführt
Auszeichnung Was Josef Heidner, Adolf Gschwill und Emil Tuisl erlebt haben, erinnert an einen Kriminalfilm. Jetzt hat das Senioren-Trio aus Kaufering die „Courage-Medaille“des Innenministers erhalten
Kaufering An den 24. Februar 2016 werden sich Josef Heidner, Emil Tuisl und Adolf Gschwill bestimmt noch lange erinnern. Das rüstige Rentner-Trio hat in Kaufering einen Einbrecher verfolgt und die Polizei zum Aufenthaltsort des Täters gelotst. Jetzt wurden Heidner und Tuisl von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in München mit der sogenannten „Courage-Medaille“ausgezeichnet. Gschwill erhält die Auszeichnung zu einem späteren Zeitpunkt, da er verhindert war. Insgesamt erhielten 33 Bürger aus dem Freistaat die Auszeichnung, weil sie vorbildliche Zivilcourage gezeigt haben. Sie verhinderten unter anderem Gewalttaten, stellten Diebe oder ließen Betrüger auffliegen.
Josef Heidner ist ein pflichtbewusster Mann. Im Februar 2016 ist seine Tochter verreist. Ehrensache für den Rentner, dass er sich um die Katzen der Tochter kümmert. Als er an diesem Mittwochvormittag zum Haus seiner Tochter in der Thüringerstraße geht, sieht er zunächst im Garten nach dem Rechten. Plötzlich hört er das Knacken von Holz. Heidner sucht den Ursprung des Geräuschs und geht zum Kellerabgang.
„Dann sehe ich da einen Mann, wie er die Tür aufhebeln will“, schildert der Kauferinger. Er spricht den Unbekannten an, der erschrickt, sprintet die Kellertreppe hoch und sucht das Weite. „Er ist an mir vorbeigelaufen und hat mich nicht bedroht. Ich habe auch nicht versucht, ihn die Treppe runterzustoßen“, sagt Heidner. Er nimmt zu Fuß die Verfolgung des unmaskierten Mannes auf, der ganz normale Kleidung trägt und eine Einkaufstasche um die Schulter trägt. Aber dem 78-Jährigen geht die Puste aus. Er ruft um Hilfe.
Nachbar Adolf Gschwill steht gerade im Garten und hört die Hilferufe. Der 77-Jährige setzt sich ins Auto und verfolgt den Einbrecher, der in westlicher Richtung flüchtet. Josef Heidner schwingt sich derweil aufs Fahrrad und fährt nach Hause in die Lechfeldstraße, um von dort aus die Polizei zu rufen. Derweil startet Gschwill eine abenteuerliche Verfolgungsfahrt. Er verliert den Unbekannten zwischenzeitlich zwar aus den Augen, spürt ihn aber west- der alten B17 wieder auf: „Ich habe ihn gleich wiedererkannt.“An einer Tankstelle holt sich Gschwill Hilfe von einem Bekannten. „Ich wollte noch jemanden dabeihaben – man weiß ja nicht, wie es ausgeht.“Dort trifft er zufällig Emil Tuisl, der an der Tankstelle gerade einen Kaffee trinkt. Tuisl steigt in Gschwills Auto, und beide folgen dem Einbrecher aus sicherer Entfernung. „Ich habe gesagt, festhalten können wir ihn nicht. Wir fahren ganz unauffällig hinterher, damit er uns nicht bemerkt“, erzählt Tuisl. Während Gschwill weiter das Auto fährt, teilt er der Polizei via Handy den Aufenthaltsort des Täters mit.
Die Verfolgungsjagd endet schließlich am Bahnhof. Gschwill und Tuisl stellen den Wagen ab und verhalten sich ganz unauffällig, wie Zugreisende. „Wir haben ihn un- auffällig beobachtet“, so Tuisl. Doch der 74-Jährige erschrickt, als er das Gesicht des Täters sieht. Denn er kennt den mutmaßlichen Einbrecher, der sich im Bereich der Fahrradständer aufhält, vom Sehen. „Ich dachte mir: Das kann doch nicht wahr sein!“
Kurz darauf rückt die Polizei Landsberg mit zwei Streifen an. Die Beamten nehmen den Verdächtigen fest. Bei ihm handelt es sich um einen 50 Jahre alten Mann aus Kaufering, dem mehrere Einbrüche zur Last gelegt werden. Am Ende ist bei allen drei Senioren die Erleichterung groß, dass der Täter geschnappt ist und ihre Verfolgungsjagd von Erfolg gekrönt ist.
Nun, rund eineinhalb Jahre später, gibt es die „Courage-Medaille“des Freistaats Bayern. „Lieber Herr Heidner, lieber Herr Tuisl, gemeinlich sam mit dem Nachbarn, der heute leider erkrankt ist und dem wir eine rasche Genesung wünschen, haben Sie den Täter dingfest machen können“, sagt Innenminister Joachim Herrmann bei der Verleihung. „Ihre Zivilcourage führte zur Festnahme des Täters und zur Aufklärung weiterer Einbrüche. Großartig!“Adolf Gschwill wird seine Medaille zu einem späteren Zeitpunkt erhalten.
Ende gut, alles gut? Für Josef Heidner in diesem Fall auf jeden Fall. Während er den Einbruch bei seiner Tochter verhindern konnte, weil er gerade zufällig im Garten stand, wurde er selbst zum Opfer. Denn elf Tage zuvor, am 13. Februar 2016, wurde bei ihm zu Hause eingebrochen. „Da sind wir ausgespäht worden, als wir Samstagabend in die Kirche gegangen sind“, berichtet der 74-Jährige. Die Diebe erbeuteten Schmuck und Bargeld. „Dem Täter, der bei unserer Tochter einbrechen wollte, konnte es nicht nachgewiesen werden“, sagt Josef Heidner. Aber immerhin konnten er und seine beiden Mitstreiter mithelfen, den anderen Einbrecher zur Strecke zu bringen.
Besonders im Winter 2015/2016 ereigneten sich in Kaufering etliche Einbrüche. Spektakulär verlief Anfang Januar 2016 die Jagd auf eine osteuropäische Einbrecherbande. Das Trio wollte am helllichten Tag in ein Haus am Lechweg einbrechen, wurde jedoch von aufmerksamen Nachbarn beobachtet. Die Täter und die Polizei lieferten sich über Stunden ein Katz-und-Maus-Spiel im Ort, sogar ein Hubschrauber war im Einsatz. Am Bahnhof klickten schließlich die Handschellen für die Einbrecher.