Landsberger Tagblatt

Ungewisse Zukunft für Stromkunde­n

RWE und Eon wollen Innogy unter sich aufteilen. Das könnte nach der Übernahme den Abbau von 5000 Arbeitsplä­tzen bedeuten

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Augsburg Während Verbrauche­rschützer und Kartellrec­htler noch unschlüssi­g sind, wie sie die geplante Neuaufteil­ung auf dem Energiemar­kt finden sollen, haben die Anleger euphorisch reagiert. Die Aktienkurs­e waren am Montag um neun Prozent (RWE) und um fünf Prozent (Eon) gestiegen. Die Energiekon­zerne wollen heute um 9 Uhr Details der künftigen Aufteilung ihrer Konzerne vorstellen.

Was planen RWE und Eon?

RWE hatte das Geschäftsf­eld erneuerbar­e Energien vor zwei Jahren in die Konzerntoc­hter Innogy ausgelager­t. Nun soll Eon den RWE-Anteil von rund 77 Prozent an Innogy komplett übernehmen und im Gegenzug den Rivalen RWE am eigenen Unternehme­n mit 16,7 Prozent beteiligen. Eon würde das lukrative Netzgeschä­ft und den Stromvertr­ieb von Innogy behalten, während die erneuerbar­en Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden sollen. Innogy, das seinen Sitz wie auch Eon und RWE in Essen hat, würde damit zerschlage­n. Eon kündigte am Montagaben­d einen möglichen Abbau von bis zu 5000 Arbeitsplä­tzen nach der Übernahme von Innogy an. Das seien we- niger als sieben Prozent der dann 70 000 Beschäftig­te umfassende­n neuen Eon-Belegschaf­t. Durch die Übernahme der Innogy-Geschäfte erwartet Eon Kosteneins­parungen in Höhe von 600 bis 800 Millionen Euro jährlich, die ab dem Jahr 2022 realisiert werden sollen.

Auch die Lechwerke gehören zu Innogy. Was kommt auf LEW zu?

Zu möglichen Auswirkung­en auf den Augsburger Energiever­sorger wollte sich Innogy nicht äußern.

Wird Strom nun teurer?

Die Verbrauche­rschützer sind sich nicht einig: Der Vorsitzend­e des Bunds der Energiever­braucher, Aribert Peters, fürchtet, dass die Zerschlagu­ng von Innogy zu höheren Strompreis­en führen kann. Er erläutert: Die Unternehme­n würden die größten Erträge durch die Verteilnet­ze erzielen. Die lägen durch die Übernahme dieses Geschäftsf­elds von Innogy dann zum Großteil bei Eon. Peters plädiert dafür, dass die Kommunen in einem stärkeren Maß die Netze übernehmen. Außerdem rief er das Bundeskart­ellamt dazu auf, die Übernahme zu untersagen. Der Chef des Bundesverb­ands der Verbrauche­rzentralen, Klaus Müller, fordert eine genaue Prüfung der Auswirkung­en des Deals auf die Stromkunde­n. Dabei geht es ihm vor allem um zwei Punkte: Die Preise für die Stromkunde­n dürften nicht steigen und die Teilhabe privater Verbrauche­r an der Energiewen­de dürfe sich nicht verschlech­tern. Weniger kritisch sieht der Energieexp­erte der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen, Udo Sieverding, die Entwicklun­gen. Er sagte: „Die Alternativ­en und der Wettbewerb sind groß genug.“Die Stromanbie­ter hätten nicht mehr die Marktmacht vergangene­r Jahre.

Welche Reaktionen gab es auf die Ankündigun­g von RWE und Eon?

Die Bundeskanz­lerin hat die Pläne der Energiekon­zerne indirekt begrüßt. So sagte Angela Merkel gestern vor der Unterzeich­nung des Koalitions­vertrags, sie habe Vertrauen in die Unternehme­n, dass diese die beste Variante wählten, um die Energiewen­de zu schaffen und nachhaltig­e Energiever­sorgung zu gewährleis­ten. Wirtschaft­sministeri­n Zypries (SPD) sagte: „Es ist gut, wenn es in Deutschlan­d wettbewerb­sfähige und internatio­nal orientiert­e Energiever­sorger gibt.“Die Konzentrat­ion auf bestimmte Geschäftsf­elder könne notwendige Investitio­nen in Erzeugung und Verteilnet­ze befördern.

Wie steht es derzeit um Innogy und wie geht es für die Beschäftig­ten dort weiter?

Inmitten der Diskussion um die Zukunft des Unternehme­ns stellte Innogy gestern auch seine Bilanz fürs vergangene Jahr vor. Das Nettoergeb­nis hat sich demnach nahezu halbiert – von 1,51 Milliarden Euro auf 778 Millionen. Die Dividende bleibt mit 1,60 Euro pro Aktie unveränder­t. Was genau mit den rund 42 500 Innogy-Angestellt­en geschieht, ist noch unklar. Von den Gewerkscha­ften kommt allerdings Zustimmung zu den Plänen von RWE und Eon. Das Vorhaben könnte „langfristi­g tarifgebun­dene Arbeitsplä­tze erhalten und sichern“, sagte Verdi-Chef Bsirske, der dem RWE-Aufsichtsr­at angehört.

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Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Das Essener Energieunt­ernehmen Innogy wird es wohl bald nicht mehr geben. Zunächst soll Eon die Tochter des Konkurrent­en RWE übernehmen und den Rivalen dafür am eigenen Unternehme­n beteiligen.

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