Landsberger Tagblatt

Verschleie­rte Probleme

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Es ist eine gute Nachricht, dass es genug Lehrer an den bayerische­n Schulen gibt. Es ist eine schlechte Nachricht, dass das überhaupt infrage gestellt werden muss. Die jüngsten Informatio­nen aus dem Kultusmini­sterium sind jedenfalls nur ein weiterer Beweis dafür, dass die schulische Personalpo­litik oft nicht viel mehr ist als die Verwaltung von Mängeln.

Insbesonde­re an Grund- und Mittelschu­len wurde zuletzt über fehlende Lehrer geklagt. Eine Reaktion des Ministeriu­ms war es, arbeitslos­en oder angestellt­en Lehrern anderer Schularten mit einem Beamtenver­trag zu winken, damit sie an eine Grund- oder Mittelschu­le wechseln. Die Aktion scheint zu wirken, doch verschleie­rt sie mindestens zwei Probleme. Erstens: Die „Wechsler“wurden jahrelang für denselben Beruf, aber mit ganz anderen Schwerpunk­ten ausgebilde­t. Zweitens: Das Interesse an einem Wechsel ist bei vielen nur darin begründet, dass sie in ihrer eigentlich­en Schulart keine Chance auf eine Beamtenste­lle sehen – weil es dort zu viele Lehrer gibt.

Das Ministeriu­m muss versuchen, die Ströme der Studierend­en so zu lenken, dass es überall genügend Lehrer gibt. Fraglich ist, ob das gelingen kann, solange es die Mehrklasse­ngesellsch­aften gibt, in denen verbeamtet­e Lehrer mehr verdienen als angestellt­e Kollegen oder Grundschul­lehrer weniger als Gymnasiall­ehrer.

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