Landsberger Tagblatt

Im alten Wagner Haus gibt es Bücher und Bilder

Dorfleben Das Gebäude in der Eglinger Schulstraß­e hat viele Geschichte­n zu erzählen. Unter anderem wohnte einst ein geprüfter Blitzablei­tersetzer darin. Therese Grosswiele hat es vor dem Verfall gerettet und einen Laden darin eröffnet

- VON PETER STÖBICH

Egling Dass vom ehemaligen Wagner-Haus heute eine Buddha-Statue hinüber auf die Kirche Sankt Vitus blickt, das ist für ein Dorf wie Egling schon ungewöhnli­ch; früher stand im Erker einmal ein Joseph mit Kind, gut sichtbar für alle Kirchgänge­r. Aber auch das Haus selbst und seine Besitzerin sind etwas Besonderes für die Paar-Gemeinde: Fast eineinhalb Jahrhunder­te alt ist das Gebäude an der Schulstraß­e, in dem Therese Grosswiele jetzt ihren Laden für „Bücher und Dinge“eröffnet hat.

Früher lebte hier der Spenglerme­ister Ludwig Schuster; er wurde über hundert Jahre alt und war „geprüfter Blitzablei­tersetzer“, wie auf einem großen historisch­en Schild an

Der Spenglerme­ister suchte nach Wasserader­n

der Hauswand zu lesen ist. „Auch als Rutengänge­r war er im Dorf unterwegs“, erzählt Grosswiele und holt eine historisch­e Karte, die den von Schuster verzeichne­ten Verlauf der Wasserader­n in Egling zeigt.

Möglichst viel Historisch­es hat die 62-Jährige auch bewahrt, nachdem sie das lange Zeit leerstehen­de Anwesen gekauft und in mühsamer Arbeit vor dem Verfall gerettet hatte. Es wird in der Gemeindech­ronik als Wagner-Haus geführt, weil es im 18. Jahrhunder­t den Berufsstan­d des Wagners beherbergt­e, und wurde um 1875 auf den Bauresten des durch Brand zerstörten Vorgängerb­aus als zweigescho­ssiger Mittertenn­bau errichtet. Bei der behutsamen Sanierung blieben alte Steinfußbö­den, Türen und Zimmerdeck­en erhalten, die nicht nur das Denkmalamt begeistert­en. An den Wänden der Toilette hängen unzäh- Schilder mit humorvolle­n Sprüchen. „Manche Leute haben zunächst schon etwas schräg geguckt und gemeint, das sollte man lieber alles wegreißen“, sagt sie, „aber ich habe eine Menge Herzblut und Geld in das Projekt reingestec­kt – die meiste Arbeit sieht man gar nicht.“

Heute ist das Haus ein Schmuckstü­ck, davor steht eine schöne alte Linde im gemütliche­n Garten. Entschleun­igung ist Grosswiele wichtig, denn sie war jahrelang im IT-Bereich tätig, hat unter Hochdruck ge- und ist dabei viel herumgerei­st. Zwei Räume bietet die Eigentümer­in auf Internet-Portalen für Bed & Breakfast-Gäste an; so hatte sie in Egling bereits russische, ukrainisch­e und amerikanis­che Besucher. Ursprüngli­ch stammt die Betriebswi­rtin aus Westfalen, aber schon als Studentin kam sie nach Bayern. Weil ihre Töchter Pferde liebten, hat sie nicht nur den Kutschenfü­hrerschein gemacht, sondern auch ihren eigenen Verlag gegründet. Darin sind bisher zwei Bülige cher zum Thema Pferde und Reiten erschienen; eines schildert die Geschichte des Familien-Pferdes, das sie und ihre Töchter sich eines Tages kauften. Das andere plädiert dafür, Pferde wieder mehr in der Landwirtsc­haft einzusetze­n.

Grosswiele ist auch künstleris­ch tätig: Im Speicher des Wagner-Hauses lagern zahlreiche Bilder, die sie gemalt hat. „Platz gibt es ja mehr als genug.“Darum hat sie auch vor einigen Wochen ihr Wohnzimmer im Erdgeschos­s zu einem kleinen Laarbeitet den umfunktion­iert. Dort gibt es statt der früheren Eisenwaren „Bücher und Dinge“, so die Bezeichnun­g des Geschäfts.

Man findet unter anderem alte Postkarten mit den obligatori­schen „Grüßen aus Egling“, Elfenfigue­n, Jonglierbä­lle sowie originelle Geschenkid­een. Für Musikliebh­aber gibt es sogar Vinyl-Langspielp­latten: Bach, Beethoven und Brahms sind ebenso im Angebot wie Al Jarreau, Jose Feliciano oder Stevie Wonder.

 ?? Fotos/Repro: Peter Stöbich ?? Das ehemalige Wagner Haus in Egling ist saniert worden. Therese Grosswiele (rechts oben im Bild) hat es vor dem Verfall gerettet und darin einen Laden für Bücher und schö ne Dinge eröffnet. Unten rechts: Ein Bild aus alten Tagen.
Fotos/Repro: Peter Stöbich Das ehemalige Wagner Haus in Egling ist saniert worden. Therese Grosswiele (rechts oben im Bild) hat es vor dem Verfall gerettet und darin einen Laden für Bücher und schö ne Dinge eröffnet. Unten rechts: Ein Bild aus alten Tagen.
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