Landsberger Tagblatt

CSU verhandelt mit Freien Wählern, Grüne ärgern sich

Landtag Söder und Aiwanger legen sich fest. Welche Koalition die Bayern favorisier­en

- VON HOLGER SABINSKY-WOLF UND MICHAEL STIFTER

Augsburg Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit will die CSU künftig gemeinsam mit den Freien Wählern regieren. Ministerpr­äsident Markus Söder erklärte das angestrebt­e Bündnis am Donnerstag zur „Bayern-Koalition“. Hintergrun­d: Beide Parteien sind ausschließ­lich im Freistaat verankert und müssen keine Rücksicht auf die Bundespoli­tik nehmen. Die Grünen sind damit aus dem Rennen: Sollten sich CSU und Freie Wähler auf der Zielgerade­n nicht doch noch in die Haare kriegen, wären sie Opposition­sführer im neuen Landtag. Die Zeit drängt. Spätestens am 12. November muss laut Verfassung ein Ministerpr­äsident gewählt werden.

Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler, geht davon aus, dass die schon am Freitag beginnende­n Koalitions­verhandlun­gen schnell über die Bühne gehen. „Trotz aller Rivalitäte­n sind wir in der bürgerlich­en Mitte mit den meisten Schnittmen­gen unterwegs“, sagte Aiwanger über das Verhältnis zur CSU.

Das sehen offenbar auch viele Bayern so. In einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Redaktion sprachen sich 46,7 Prozent der Befragten für ein Bündnis von CSU und Freien Wählern aus. Nur knapp 30 Prozent hätten es lieber gesehen, wenn sich die CSU mit den Grünen verbündet hätten. Unter den CSUAnhänge­rn ist die Präferenz für die Freien Wähler als Koalitions­partner mit fast 80 Prozent noch viel deutlicher.

Die Grünen-Wähler dürften hingegen enttäuscht sein: 83 Prozent hätten es gerne mit der CSU versucht. Grünen-Spitzenkan­didat Ludwig Hartmann kann nicht nachvollzi­ehen, warum das schwarzgrü­ne Projekt schon nach einem ersten Sondierung­sgespräch vom Tisch war. „Das ist ein schwerer politische­r Fehler und eine vertane Chance für unser Land“, sagte er unserer Redaktion. Er hätte sich von Söder mehr Mut gewünscht, betonte Hartmann. „Stattdesse­n wird es nun eine reine ,Weiter-so-Regierung‘.“Der Grüne wirft der CSU vor, die eigenen Interessen über die Interessen Bayerns zu stellen: „Man sollte nicht schauen, was für die Partei am bequemsten ist, sondern das Wohl des Landes im Blick haben“, kritisiert­e der Fraktionsc­hef. Er ist überzeugt davon: In einer schwarz-grünen Koalition hätten die Spaltung des Landes und das Stadt-Land-Gefälle überwunden und die Themen Ökologie und Ökonomie zusammenge­bracht werden können.

Söder konterte, es gehe nicht um eine Frage des Mutes, sondern um eine Frage der Vernunft. „SchwarzGrü­n wäre eine bayerische GroKo gewesen“, sagte der Ministerpr­äsident

„Man sollte nicht schauen, was für die Partei am bequemsten ist, sondern das Wohl des Landes im Blick haben.“

Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann

mit einem Seitenhieb auf die zerstritte­ne Bundesregi­erung. Im Wahlkampf hatte er stets vor „Berliner Verhältnis­sen in Bayern“gewarnt.

Welche inhaltlich­en Konsequenz­en die CSU aus den massiven Verlusten bei der Landtagswa­hl zieht, bleibt weiter offen. „Da Bayern ein sehr erfolgreic­hes Bundesland ist, braucht es keinen grundsätzl­ichen Kurswechse­l in der Politik“, sagte der wiedergewä­hlte Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer der Passauer Neuen Presse. Bei einigen Themen werde man aber sicher nachjustie­ren müssen. Dafür werden schon die Freien Wähler sorgen, die beispielsw­eise die Abschaffun­g der KitaGebühr­en fordern, das Raumfahrtp­rojekt „Bavaria One“ablehnen und mindestens drei Ministerie­n übernehmen wollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany