Marylin Monroes Gebetbuch unterm Hammer
Auktion Religiöse Texte zeigen eine ganz andere Seite der amerikanischen Filmdiva
Washington Die Bemerkungen sind mit Bleistift an den Rand gekritzelt. „Überspringen“steht neben einzelnen Gebetstexten – oder „Auslassen“. Viel mehr drang aus dem Auktionshaus „J. Greenstein & Company“bisher nicht an die Öffentlichkeit. Aber die Notizen haben es in sich – weil sie aus der Hand Marilyn Monroes stammen. Die Entdeckung des kommentierten Gebetbuchs im Nachlass der vom Protestantismus zum Judentum konvertierten FilmDiva sorgt für Aufmerksamkeit.
Das große Interesse an dem „Siddur“genannten Büchlein, was übersetzt so viel wie „Ordnung“bedeutet, mag auch darin begründet liegen, dass es eine bisher unbekannte Seite der Schauspielerin in den Blick rückt. Es passt so gar nicht zu dem Image der aufreizenden Männerverführerin, die John F. Kennedy zu dessen 45. Geburtstag im Mai 1962 ein laszives Geburtstagsständchen vortrug. In der Vergangenheit landeten vielmehr Monroes berühmter Lippenstift, Ledersandaletten und sogar ein Röntgenbild ihrer Brust in den Auktionskatalogen. Ihr jüdisches Gebetbuch verstaubte hingegen unbeachtet im Nachlass.
Marilyn Monroe konvertierte erst 1956 zum Judentum, als sie ihren dritten Mann, den Dramatiker Arthur Miller, heiratete. Eine Hochzeit, die viele elektrisierte und manche den Kopf schütteln ließ. Das Sexsymbol ehelicht einen linken Intellektuellen. Experten vermuten, die Schauspielerin habe in den Notizen festgehalten, was ihr jüdischer Gatte Miller oder ein Rabbiner soufflierten.
Greenstein erhielt das Buch vor einigen Monaten von einem in Israel ansässigen Amerikaner, der es 1999 bei einer Auktion aus Monroes Nachlass erworben hatte. Das Gebetbuch ist verziert mit einem jüdischen Stern und einem Schofar, einem Widderhorn, dessen Töne an jüdischen Feiertagen erklingen. Es trägt den Aufdruck des „Avenue N Jewish Center“in Brooklyn, der Synagoge, die Miller besuchte.
„Sie nahm ihren Glauben auch nach der Trennung von Arthur Miller sehr ernst“, sagt Auktionator Greenstein. Die jüdische Seite der Monroe gilt als Entdeckung. Zumal sie bei Pflegeeltern in Los Angeles aufwuchs, die sich bemühten, sie streng protestantisch zu erziehen. Miller verlangte von Monroe dagegen kein Bekenntnis zu seinem Glauben. Das belegen Briefe von Millers langjährigem Rabbiner Robert Goldburg aus der Zeit nach dem Tod Monroes. Sie konvertierte freiwillig. Sie sei zwar nicht auf einem jüdischen Friedhof begraben worden, sagt Greenstein. „Aber als sie noch am Leben war, hielt sie sich für eine Jüdin.“Am 12. November könnte das Büchlein bei der Auktion auf Long Island den Besitzer wechseln. Das Startgebot liegt bei 4600 US-Dollar. Thomas Spang, kna
Marilyn Monroe (hier in einer Aufnahme von 1953) starb 1962 – im Alter von nur 36 Jahren.