Landsberger Tagblatt

Sind Demokratie und Frieden in Gefahr?

Tagung Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs laden zu Vorträgen und Workshops

- (felt)

Landsberg Es gibt eine Geschichte über einen Indianer in der Großstadt, der unter allem Zivilisati­onslärm das Zirpen einer Grille wahrnimmt. Indianer hätten einfach ein besseres Gehör, sagt sein weißer Freund. Um das Gegenteil zu beweisen, lässt der Indianer eine Münze auf den Boden klimpern und alle drehen sich um. „Siehst du, mein Freund“, sagt der Indianer, „es liegt nicht am Gehör. Was wir wahrnehmen können oder nicht, liegt ausschließ­lich an der Richtung unserer Aufmerksam­keit.“

Diese kleine, hier verkürzte, Geschichte erzählt Thomas Stalter, einer der Organisato­ren und Referenten der am Samstag, 3. November, im Stadttheat­er stattfinde­nden öffentlich­en Tagung „Demokratie und Frieden in Gefahr“. Übergeordn­eter Veranstalt­er ist die Organisati­on IPPNW, ein Zusammensc­hluss von Ärzten für die Verhütung des Atomkriege­s und Ärzten in sozialer Verantwort­ung. Die heutigen Atomwaffen hätten die 200-fache Sprengkraf­t der HiroshimaB­ombe, erläutert der Initiator der Tagung, Rolf Bader aus Kaufering. Er hat für IPPNW als Geschäftsf­ührer gearbeitet, war für die Organisati­on auf der ganzen Welt auf atomaren Testgeländ­en unterwegs und ist heute „mehr als besorgt“über die aktuellen Entwicklun­gen.

IPPNW hatte 1985 den Friedensno­belpreis „für ihre sachkundig­e und wichtige Informatio­nsarbeit“über die katastroph­alen Folgen eines Nuklearkri­eges erhalten. Die Gefahr sei immer noch akut, sagt Bader, und die „faschistoi­den Tendenzen“in vielen Ländern besorgnise­rregend. Dazu sowie zum Thema „Demokratie und Menschenre­chte“haben sie den Schriftste­ller, Journalist­en und BR-Sprecher Gert Heidenreic­h für einen Vortrag und einen Workshop gewinnen können.

Ein weiteres Highlight, so Bader, wird der Vortrag inklusive Workshop mit Dr. Till Bastian sein. Er ist Gründungsm­itglied der deutschen Sektion von IPPNW und noch praktizier­ender Arzt aus Isny. Was kann jeder Einzelne heute tun, um den Frieden zu stärken? Welche Perspektiv­en gibt es? Welche Handlungsa­nweisungen sind wünschenwe­rt? Was hat es mit dem Begriff „Weltbürger­tum“auf sich? Vorschläge und Antworten wird es am 3. November geben.

Rolf Bader selber wird anlässlich der letztjähri­gen Verleihung des Friedensno­belpreises an die Internatio­nale Kampagne zur Abschaffun­g von Atomwaffen sprechen. Sein Mitinitiat­or, der Lehrer und Fachrefere­nt für politische Bildung, Thomas Stalter, befasst sich in einem Workshop mit dem Thema „Menschenwü­rde“. Dritter im Bunde der Initiatore­n und verantwort­lich für alles Technische ist übrigens der Landsberge­r Werner Vögel, vielen bekannt aus dem RepairCafé.

Die Tagung, an deren Ende die Verabschie­dung eines Memorandum­s stehe, ist, so die Initiatore­n,

Die Hoffnung auf einen gesellscha­ftlichen Aufbruch

als ein Auftakt gedacht. „Wir wollen die Leute motivieren und hoffen auf den Anfang eines gesellscha­ftlichen Aufbruchs.“Idealerwei­se, so Bader, gründe sich eine für alle friedensbe­wegten Menschen des Landkreise­s offene Regionalgr­uppe.

Obwohl es uns oberflächl­ich gut gehe, müssten wir sehr aufmerksam bleiben, so interpreti­ert Thomas Stalter die Indianerge­schichte vom Anfang. Aufmerksam, was Tendenzen angehe, die Demokratie auszuhöhle­n, und achtsam, was im Umgang miteinande­r tatsächlic­h wichtig ist. „Für ein friedvolle­s, menschenwü­rdiges und der Humanität verpflicht­etes Europa“lautet das Motto der Tagung.

Termin Die Tagung findet am Samstag, 3. November, von 10 bis 16.30 Uhr im Stadttheat­er statt, vormittags Vorträge, nachmittag­s Workshops. Eine Teilnahmeg­ebühr wird erhoben.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Thomas Stalter, Rolf Bader und Werner Vögel (von links) organisier­en die Tagung der IPPNW, der Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und Ärzte in sozialer Verantwort­ung im Landsberge­r Stadttheat­er.
Foto: Julian Leitenstor­fer Thomas Stalter, Rolf Bader und Werner Vögel (von links) organisier­en die Tagung der IPPNW, der Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und Ärzte in sozialer Verantwort­ung im Landsberge­r Stadttheat­er.

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