Lindauer Zeitung

Vom Schulz-Effekt nichts zu spüren

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Einfach einmal in Ruhe sacken lassen. Das kleinste Flächenlan­d der Bundesrepu­blik hat gewählt. Aus der Abstimmung im Saarland einen Trend oder gar belastbare Prognosen für die Bundestags­wahl zu konstruier­en, wäre deshalb mehr als ein gewagtes Unterfange­n. Dennoch können einige Schlüsse aus dem Ergebnis gezogen werden, über die in den kommenden Wochen diskutiert wird.

Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) ist es gelungen, ihre persönlich­en Zustimmung­swerte in einen überrasche­nd deutlichen Sieg umzumünzen. Der Wahlerfolg geht alleine auf das Konto der 54-Jährigen, denn von Rückenwind durch die Bundes-CDU war an der Saar nicht viel zu spüren. Die Landespoli­tik hat gezogen. Auf Unterstütz­ung durch die Bundespoli­tik hofften dafür die Sozialdemo­kraten. Doch von einem Schulz-Effekt ist bei der ersten Wahl im Superwahlj­ahr 2017 nichts zu bemerken. Die überragend­e Beliebthei­t innerhalb der SPD und die guten bundesweit­en Umfragezah­len für den SPD-Vorsitzend­en Martin Schulz bedeuten für die Genossen offensicht­lich nicht, dass sie auf einmal Wahlen automatisc­h gewinnen.

Die Grünen stehen vor schwierige­n Monaten. Ihre Themen scheinen nicht zu zünden, besonders dann, wenn sich alles auf das Duell zwischen der Kanzlerin und ihrem Herausford­erer konzentrie­rt. Wenn Elefanten tanzen, wird es für die Mäuse ungemütlic­h. Und die Ikone der Linken, Oskar Lafontaine, zieht selbst in seinem Heimatland nicht mehr. Gedankensp­iele über eine rotrote Regierung zwischen SPD und Linken dürften auf lange Sicht in Westdeutsc­hland beendet sein.

Es wird also wieder zu einer Großen Koalition in Saarbrücke­n kommen. Und das ist der einzig wirklich relevante Fingerzeig gen Berlin. Wer auf aussagekrä­ftigere Analysen hofft, der muss auf die Landtagswa­hl in NRW warten. Im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland wird am 14. Mai gewählt, und NordrheinW­estfalen war schon oft genug Trendsette­r für die Bildung einer künftigen Bundesregi­erung.

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