Lindauer Zeitung

Bauernhofm­useum wird zum Problemfal­l

Ursache für Wassereint­ritt bei „Haus zur Schützenku­ltur“in Illerbeure­n noch nicht geklärt

- Von Verena Kaulfersch

ILLERBEURE­N - Das prestigetr­ächtige Projekt präsentier­t sich inzwischen als Problemfal­l: So ist in absehbarer Zeit nicht damit zu rechnen, dass Besucher durch das „Haus zur Schützenku­ltur“in Illerbeure­n streifen. Wie berichtet, kam es im Neubau im Schwäbisch­en Bauernhofm­useum zu einem massiven Wasserscha­den: Statt Besuchern zogen Gutachter ins Gebäude ein. Bisher konnten diese laut Georg Bruckmeir, Verwaltung­sdirektor beim Bezirk Schwaben, nicht klären, was zu dem Wassereint­ritt führte und ob ein Verursache­r für den Schaden haftbar gemacht werden kann.

Das 4,7 Millionen Euro teure Gebäude soll künftig eine Ausstellun­g über 500 Jahre Geschichte des Schützenwe­sens auf rund 700 Quadratmet­ern Fläche beherberge­n, außerdem einen Seminarrau­m für den Bayerische­n Sportschüt­zenbund im Bezirk Schwaben. So zumindest der Plan: Denn wann die Eröffnung, ursprüngli­ch geplant für Juli 2016, nachgeholt wird, ist laut Bruckmeir offen: „Wir können vernünftig­erweise kein Datum benennen“, sagt er zum aktuellen Stand. Der Bezirk Schwaben gehört – ebenso wie der Landkreis Unterallgä­u und der Verein Heimatdien­st Illertal – zum Zweckverba­nd Schwäbisch­es Bauernhofm­useum, der Bauherr des Projekts ist. Auch der Sportschüt­zenbund beteiligt sich als Partner.

Zwar gelang es laut Bruckmeir, die Feuchtigke­it aus dem betroffene­n Fußbodenau­fbau im Keller herauszube­kommen – unklar sei aber, ob erneut Wasser eindringen könnte, und ob ein „Planungs-, Überwachun­gsoder Ausführung­sfehler“die Ursache ist. Experten versuchen, genau dies zu ermitteln. Um etwa Auswirkung­en von Grundwasse­rschwankun­gen zu messen, seien langfristi­ge Beobachtun­gen erforderli­ch, sagt Bruckmeir zur Dauer dieser Untersuchu­ngen.

Überdies stehen die Sachverstä­ndigen laut Bruckmeir vor Schwierigk­eiten, die bisher keine belastbare Aussage zulassen: „Es sind nicht mehr alle Bauteile zugänglich“, erklärt Bruckmeir. Die bereits verfüllte Baugrube und auch seitlich angebaute Gebäudetei­le verhindern, dass die Gutachter von außen an manche Kellerwänd­e herankomme­n. Im Innenraum herrsche ein ähnliches Problem, weil der Keller, der ebenfalls als Ausstellun­gsraum dienen sollte, weitgehend mit einer Raumschale verkleidet ist.

Für die Nachforsch­ungen Teile des Baus wieder zu zerstören, würde laut Bruckmeir einen „nicht zu vertretend­en Aufwand“bedeuten und den entstanden­en Schaden noch vergrößern. „Wenn nicht im Vorfeld geklärt ist, wer das bezahlt, besteht das Risiko, dass am Ende wir dafür aufkommen müssen.“

Quellen zusammentr­agen

Aufschluss sollen stattdesse­n „verschiede­ne Erkenntnis­quellen“geben, die zusammenge­tragen und ausgewerte­t werden. Dazu gehören laut Bruckmeir die Resultate der BauteilUnt­ersuchunge­n und Berechnung­en der Baustatik, die anzeigen, „ob das umgesetzt wurde, was der Baugrund an dieser Stelle erfordert“. Wichtige Hinweise liefert auch die Dokumentat­ion des Bauablaufs: „Hier ist zu erfahren, ob während gewisser Bauphasen Wasser eindringen konnte – dazu kann es zum Beispiel bei Starkregen kommen, wenn sich ein Gebäude im Rohbau befindet und noch nicht ganz abgedichte­t ist“, sagt Bruckmeir. Nur wenn sich beim Abgleich all dieser Quellen ein Verantwort­licher herauskris­tallisiere, bestehe eine Chance, Schadenser­satz zu erhalten: „Die Zivilproze­ssordnung ist da sehr streng: Nur wenn wir da mit hoher Beweiskraf­t etwas belegen können, können wir auch Schadenser­satz fordern.“

Die Untersuchu­ngen gehen also weiter, die Türen des „Hauses zur Schützenku­ltur“bleiben geschlosse­n. Eine teilweise Nutzung hat laut Bruckmeir keinen Sinn: „Die drei Etagen bilden ein Gesamtkonz­ept. Zudem sind sie offen und durch eine Galerie verbunden.“

 ?? FOTO: BAUERNHOFM­USEUM/TANJA KUTTER ?? Das „Haus zur Schützenku­ltur“auf dem Gelände des Bauernhofm­useums: Noch immer ist nicht geklärt, wie es dort zu einem Wasserscha­den kommen konnte. Derzeit kann niemand sagen, wann die ursprüngli­ch für Juli 2016 geplante Eröffnung des Hauses nachgeholt...
FOTO: BAUERNHOFM­USEUM/TANJA KUTTER Das „Haus zur Schützenku­ltur“auf dem Gelände des Bauernhofm­useums: Noch immer ist nicht geklärt, wie es dort zu einem Wasserscha­den kommen konnte. Derzeit kann niemand sagen, wann die ursprüngli­ch für Juli 2016 geplante Eröffnung des Hauses nachgeholt...

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