Ein unwillkommener Freund
US-Außenminister Rex Tillerson muss in Russland schwierige Gespräche führen
RAVENSBURG - Rex Tillerson erwartet in Moskau ein bestenfalls lauwarmer offizieller Empfang. Das deutete am Dienstag der Kremlsprecher Dmitrij Peskow an, als er die Frage nach einem möglichen Treffen des US-Außenministers mit Präsident Wladimir Putin am heutigen Mittwoch demonstrativ offenließ.
Putin ist durch den Militäreinsatz der USA gegen die syrische Luftwaffe offenbar so gründlich verstimmt, dass die Kremltüren für den einflussreichen Ex-Chef des Ölkonzerns Exxon Mobile und Träger des russischen „Freundschaftsordens“möglicherweise verschlossen bleiben werden. Dabei hatte Russlands Präsident 2012 selbst Tillerson mit dem Orden ausgezeichnet. Es ist nicht selbstverständlich, dass ausländische Top-Diplomaten in Moskau Putin immer treffen dürfen. Als Bundesaußenminister Sigmar Gabriel Anfang März der russischen Hauptstadt seinen Antrittsbesuch abgestattet hat, fand der Kremlchef jedoch immerhin zwei Stunden Zeit für den deutschen Gast.
Auf Tillersons Themenliste in Moskau stehen neben dem SyrienKrieg noch die Ukraine-Krise und die faktisch eingefrorene Zusammenarbeit Russlands mit der Nato. Wie schwierig seine Gespräche mit der russischen Führung werden könnten, wurde bereits am Tag nach dem USAngriff auf den Luftwaffenstützpunkt al-Shayrat deutlich. In einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen warf Russlands Außenminister Sergei Lawrow den Vereinigten Staaten in scharfen Tönen vor, die „Extremisten“in Syrien zu bestärken und die globale Sicherheit zu gefährden.
Unverblümt erklärte Lawrow die US-Informationen, wonach Präsident Assad für den Giftgasangriff auf Zivilisten am 4. April verantwortlich sein soll, für falsch. Man müsse die Angelegenheit „gründlich, professionell und leidenschaftslos“untersuchen, belehrte er Tillerson.
Aus russischer Sicht erleben die Beziehungen der beiden Atommächte gerade die „schwierigste Phase seit dem Ende des Kalten Krieges“. Die Hoffnungen in Moskau auf eine neue, gleichberechtigte und pragmatische politische Partnerschaft mit Washington haben sich seit dem Amtsantritt von Donald Trump weitgehend zerschlagen. „Das absolute Misstrauen in unseren vollends beschädigten Beziehungen ist sehr bedauerlich“, schrieb Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew nach dem US-Angrifff auf seiner Facebook-Seite.
Dabei denkt der Kreml offenbar nicht daran, dem Druck der USA nachzugeben und seinen Verbündeten Assad fallen zu lassen. Das käme einer „Erniedrigung“gleich und würde Russlands Außenpolitik der vergangenen zehn Jahre zunichte machen, sagte der Politologe Dmitrij Suslow der Webseite „Gazeta.ru“.