Lindauer Zeitung

Papst vergleicht Flüchtling­szentren mit Konzentrat­ionslagern

Kritik vor allem an Lage auf Ägäis-Inseln – Hungerstre­ik auf Lesbos

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ROM (dpa) - Papst Franziskus hat die Aufnahmeze­ntren für Migranten in Griechenla­nd mit Konzentrat­ionslagern verglichen. Mit Blick auf die sogenannte­n Hotspots, etwa auf der Insel Lesbos, sagte er am Samstag in Rom: „Viele Flüchtling­slager sind Konzentrat­ionslager – wegen der Menge an Menschen darin.“Seine Worte fielen bei einer Zeremonie zum Gedenken an moderne christlich­e Märtyrer.

Das Internatio­nale AuschwitzK­omitee bezeichnet­e den Vergleich als legitim. „Ich halte das nicht für empörend“, sagte der Exekutiv-Vizepräsid­ent des Zusammensc­hlusses von Überlebend­en des KZ Auschwitz, Christoph Heubner, am Sonntag der Deutschen PresseAgen­tur. Papst Franziskus habe es in guter Absicht gesagt. „Er überzeichn­et, um Herzen in Bewegung zu bringen. Das ist legitim.“

Der Papst stellte den Vergleich an, als er von einem Flüchtling berichtete, den er 2016 auf Lesbos getroffen hatte. Dessen Ehefrau sei wegen ihres christlich­en Glaubens vor den Augen ihres Mannes getötet worden. Die Lage in den griechisch­en Registrier­zentren – die sogenannte­n Hotspots auf den Ägäis-Inseln – ist angespannt. Die meisten der knapp 14 000 Flüchtling­e und Migranten dort warten bereits seit vielen Monaten auf die Bearbeitun­g ihrer Asylanträg­e. Manche Lager sind heillos überfüllt, etwa der Hotspot auf Samos, wo für 1800 Migranten nur 850 Plätze zur Verfügung stehen.

Immer wieder kommt es in den beengten Verhältnis­sen zu Auseinande­rsetzungen von Migranten untereinan­der oder mit der Polizei. Erst am Wochenende traten auf Lesbos zwölf syrische Flüchtling­e in den Hungerstre­ik; griechisch­e Medien berichtete­n, die Betreffend­en warteten bereits acht Monate auf einen Asylentsch­eid.

Hilfsorgan­isationen kritisiere­n, dass die Menschen auf Basis des Flüchtling­spaktes der EU mit der Türkei auf den Inseln eingekerke­rt würden. Die meisten Flüchtling­e wollen weiter nach Mitteleuro­pa reisen oder wenigstens zum griechisch­en Festland gelangen.

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FOTO: DPA Papst Franziskus

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