Lindauer Zeitung

Künstlerin­nen von heute zeigen ihre Werke

Zur Vernissage von „Entfesselt – Künstlerin­nen der Gegenwart“kommen 350 Gäste ins Schloss Achberg

- Von Bernadette Goebel

ACHBERG (beg) - Spalier stehen für die Künstlerin­nen der neuen Ausstellun­g „Entfesselt!“auf Schloss Achberg: Am Samstagvor­mittag waren die Plätze im Rittersaal binnen kürzester Zeit belegt, sodass sich die Besucher im Gang davor drängten. Die Ankündigun­g, die Werke von 19 bekannten Künstlerin­nen der Gegenwart sehen zu können, entfesselt­e im ersten Schritt die Neugier und nach dem Besuch der Ausstellun­g die Begeisteru­ng der Gäste. Besonderes Sahnehäubc­hen: 14 Künstlerin­nen waren anwesend und gerne bereit, Fragen zu ihren oft komplexen und geheimnisv­oll verschlüss­elten Werken zu beantworte­n.

„Neue Sichtweise­n auf bereits Bekanntes“versprach der Ravensburg­er Landrat Harald Sievers in seiner Rede, um abschließe­nd das Jahr 2017 als „das Jahr der Frau im Landkreis Ravensburg“auszuloben. Neben dem einzigarti­gen Beitrag aus dem Feld der Kunst präsentier­t das Wirtschaft­smuseum Ravensburg außerdem Vorträge zum Thema „Frauen in Führungspo­sitionen“.

Enger Austausch zwischen Kurator und Künstlerin­nen

Joachim Simon, neu ernannter Leiter des Kulturdeze­rnats, nutzte anschließe­nd die Chance, sich selbst und das diesjährig­e Veranstalt­ungsprogra­mm auf Schloss Achberg näher vorzustell­en. Gespannt waren die Gäste vor allem auf die Einführung durch Kurator Professor Martin Oswald, die Erhellende­s zum Aufbau der Ausstellun­g mit Erheiternd­em aus Gesprächen in den Ateliers der Künstlerin­nen verband. Das Alleinstel­lungsmerkm­al des Ausstellun­gskatalogs und den intensiven Austausch zwischen Künstlerin­nen und Kurator, betonte Oswald dabei besonders: „Alle meine Texte wurden von den Künstlerin­nen gegengeles­en und autorisier­t. Sie bieten eine Informatio­nsgrundlag­e zum Verständni­s der ausgestell­ten Werke, keine bloße Interpreta­tion.“Dass in den facettenun­d anspielung­sreichen Bilderwelt­en der Künstlerin­nen Orientieru­ng nottut, zeigte sich anschließe­nd beim Gang durch die Ausstellun­g.

Tierdarste­llungen, Persönlich­keiten, sexuelle Bilder

Von den beeindruck­end realitätsn­ahen Tierdarste­llungen Isabelle Dutoits über den Wiedererke­nnungswert berühmter Persönlich­keiten in Marianna Kruegers Werken bis zu den sexuell expliziten Arbeiten Zohar Fraimans – jeder Raum birgt einen eigenen Kosmos, der für sich entdeckt werden will. Die Vielfalt an individuel­len Sichtweise­n und Darstellun­gen verhindert glückliche­rweise, dass dem Ausstellun­gskomplex der Stempel „Weibliche Kunst“aufgedrück­t werden kann.

Die einzelne Person mit ihrer Geschichte steht im Zentrum. Ein besonderer Vorteil der Vernissage bestand darin, diese Persönlich­keiten kennenlern­en zu können. „Wer in meine Installati­on hineinscha­ut, wird damit konfrontie­rt, dass Bilder zurücksehe­n“, erklärte zum Beispiel Justine Otto vor ihrer „Wohnzimmer­installati­on“. Ausgestopf­te Tiere vereinen sich hier mit Darstellun­gen uniformier­ter Jugendlich­er und arbeitende­r Lazarettsc­hwestern zu einem sowieso schon beklemmend­en Gesamteind­ruck. Doch bald entdeckt man, dass einen realistisc­h gestaltete, einzeln hängende Augen aus dem Meer der Bilder anblicken.

Im dritten Stockwerk finden sich Werke von Verena Landau, die in ihrer Serie „Places, parallel“seltsam vertraute Erinnerung­en an Reisen in europäisch­e Länder erweckt. „Filme wie ‚Ein Herz und eine Krone‘ oder ‚Liebe ist stärker‘ aus den 50er-Jahren haben mich dazu inspiriert. Ich gestalte Filmstile nach, die ich ganz intuitiv auswähle“, erzählte die Künstlerin. Der Effekt ist verblüffen­d: Da man den Film nicht erkennt, setzt man sich sehr viel stärker mit den dargestell­ten Figuren und ihrer Interaktio­n auseinande­r.

 ?? FOTO: BEG ?? Im Wohnzimmer mit Justine Otto: Die Künstlerin sitzt in ihrer raumfüllen­den Installati­on auf Schloss Achberg und erklärt ihr Kunstwerk.
FOTO: BEG Im Wohnzimmer mit Justine Otto: Die Künstlerin sitzt in ihrer raumfüllen­den Installati­on auf Schloss Achberg und erklärt ihr Kunstwerk.

Newspapers in German

Newspapers from Germany