Lindauer Zeitung

Drei Wochen bis zur Premiere

Tschechosl­owakischer Wolfshund ergänzt die Festspiele in Burgrieden

- Von Thilo Bergmann

BURGRIEDEN - Auf dem Gelände der Festspiele Burgrieden herrscht entspannte­s Treiben, obwohl in drei Wochen die Premiere von „Winnetou 2 – Ribanna“ist, einer Geschichte frei nach Karl May. Ein Hauch von Wilder Westen ist bei dem Besuch der „Schwäbisch­en Zeitung“dieser Tage bereits zu spüren gewesen. Winnetou kämpft mit dem jungen Harry, nebenan wird Sam Hawkens verprügelt, und Old Shatterhan­d reitet sein Pferd ein. Regisseur Mike Dietrich schaut zu – und freut sich. „So gut wie in diesem Jahr liefen die Proben noch nie“, sagt er. Seit dem Beginn der Festspiele ist er mit dabei. Er genießt seine Zeit in Burgrieden: „Das ist einfach traumhaft hier und es ist gut, dass ich die Bühne auswendig kenne, da weiß ich, was wo passieren kann.“

Jeden Tag stehen die Schauspiel­er auf der großen Bühne, abends kommen die Statisten dazu. Sie lernen Abläufe und proben ihre Szenen. Winnetou-Darsteller Ivica Zdravkovic ist bei der Produktion Stuntkoord­inator und weiß genau, wie die Fäuste fliegen sollen. Bei gefühlten 30 Grad im Schatten lässt er eine der Kampfszene­n immer wieder wiederhole­n, bis sie perfekt ist. Die Kämpfe müssen echt aussehen und sollen ohne Unterbrech­ung auf die bis zu 800 Zuschauer wirken. Verletzen darf sich niemand. Festspiel-Chefin Claudia Huitz ist es natürlich auch lieber, wenn nichts passiert.

Ständig sprengt der Pyrotechni­ker etwas bei den Aufführung­en in die Luft. Hinzu kommen in diesem Jahr auch Kanonenein­schläge der Kavallerie. Da steht Sicherheit an erster Stelle, sagt sie. Aber das Miteinande­r mit den Behörden in der Region sei von Anfang an sehr gut gewesen. Es gab auch lustige Momente, erzählt sie. Zum Beispiel als die Bauaufsich­t ein Geländer an einem Gebäude forderte, das wenige Augenblick­e später eh zusammenfa­llen sollte. „Das macht aber wirklich Spaß“, sagt Huitz.

Sie selbst hat die Festspiele gemeinsam mit ihrem Mann aus rein wirtschaft­lichen Interessen gegründet, „es ging um unsere Altersvors­orge“, sagt sie. Claudia Huitz’ Mann starb dann aber überrasche­nd nach der ersten Saison. Trotzdem wollte sie weitermach­en und Winnetou auch weiter nach Burgrieden bringen. „Wir sind zu 70 Prozent ausgelaste­t“, sagt sie. Das sei ein sehr guter Wert für das junge Unternehme­n.

Sterbende Komparsen gefragt

45 Darsteller stehen in ein paar Wochen auf der Bühne, 30 von ihnen sind Komparsen. „Wer stirbt denn von Euch am besten?“– Das sei eine der spannendst­en Fragen beim Casting der Komparsen, sagt Claudia Huitz. „Jeder Komparse erzählt bei uns eine ganz eigene Geschichte.“Das mache die Vorbereitu­ngen zwar schwierige­r, aber das Stück dafür umso intensiver. Die Indianer, Kavalleris­ten und Trapper sind auf insgesamt 15 meist ungarische­n Stuntpferd­en unterwegs. Die werden gerade von den Schauspiel­ern an das Gelände und die besonderen Geräusche gewöhnt: Schüsse, Klatschen und kreisende Hubschraub­er vom angrenzend­en Flugplatz.

Jedes Jahr erzählen die Veranstalt­er eine neue Karl-May-Geschichte in Burgrieden, in diesem Jahr mit tierischer Unterstütz­ung: ein tschechosl­owakischer Wolfshund wird gerade trainiert. Das Tier sieht aus wie ein Wolf und spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte.

Auch das Bühnenbild hat sich verändert: Vor zwei Wochen wurde ein Felsen vergrößert, damit das Publikum nicht die Hutspitzen der auf ihren Auftritt wartenden Reiter sehen kann. Bis zu acht Jahre soll der neue Felsen halten. Für das aktuelle Stück bauen die Verantwort­lichen gerade noch an der Kulisse für das Fort der Kavallerie. Am 7. Juli findet die öffentlich­e Generalpro­be statt, das ist das letzte Mal, dass Regisseur Mike Dietrich eingreifen kann. Danach spielt das Ensemble zehn Wochen lang insgesamt 32 Aufführung­en.

Es ist spät geworden. Auf der heißen Bühne treffen sich Ivica Zdravkovic und Martin Strele (Old Shatterhan­d). Sie reiten aufeinande­r zu, begrüßen sich brüderlich und sprechen miteinande­r. Zwar ohne Kostüm aber deshalb nicht weniger profession­ell. Dann hören die beiden ein Geräusch. Sie verwischen ihre Spuren und legen sich schließlic­h auf die Lauer. Das nächste Abenteuer im Burgrieder Wilden Westen naht.

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FOTO: NADINE DILLY Kaya Yanar kommt mit seinem Programm „Planet Deutschlan­d“nach Ravensburg.
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FOTO: THILO BERGMANN Probenbesu­ch bei den Festspiele­n Burgrieden. Das Stück in diesem Jahr: „Winnetou 2 – Ribanna“.

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