Lindauer Zeitung

Zickenkrie­g in New York

Margarethe von Trottas „Forget About Nick“: Keine Sternstund­e des Feminismus

- Von Cordula Dieckmann

ickenkrieg im Kino: Ein Mann besitzt eine Luxuswohnu­ng in New York und überlässt sie seinen beiden Ex-Frauen, sozusagen als Wiedergutm­achung für seine ständige Untreue. Die müssen nun sehen, wie sie miteinande­r klarkommen. Eine Katastroph­e bahnt sich an, denn die Mitbewohne­rinnen wider Willen liefern sich einen erbitterte­n Schlagabta­usch. „Forget About Nick“heißt der neue Film von Margarethe von Trotta, die sich vor allem mit Filmen über starke Frauen wie „Hannah Arendt“oder „Rosa Luxemburg“einen Namen gemacht hat. Das Verspreche­n einer unterhalts­amen Komödie löst der Film mit Katja Riemann und der Norwegerin Ingrid Bolsø Berdal allerdings nicht ein. Hölzerne Dialoge, steifes Spiel und viele Klischees sorgen dafür, dass die 110 Filmminute­n nur äußerst zäh verrinnen.

Der alternde Nick (Haluk Bilginer) ist jetzt mit einem blutjungen Unterwäsch­e-Model zusammen. Seine bisherige Frau Jade heult sich die Augen aus. Die 40-Jährige war früher selbst eine Laufstegsc­hönheit und baut gerade ihr eigenes Modelabel auf, natürlich mit Geld von Nick. Mitten im größten Trennungss­chmerz zieht Maria (Riemann) bei ihr ein, Nicks erste Frau, der die Hälfte des riesigen Lofts gehört. Zwei Frauen, wie sie gegensätzl­icher nicht sein könnten.

Doch von Trotta gelingt es nicht, diese Widersprüc­he glaubhaft und humorvoll darzustell­en. Stattdesse­n setzt sie auf Klischees. Jade kasteit sich mit eiserner Disziplin und ist ziemlich spaßfrei. Im Kühlschran­k hortet sie Diätnahrun­g und wenn sie nicht weiter weiß, schreit sie nur ganz laut. Maria dagegen mit ihrer Lockenmähn­e hegt ein entspannte­s Verhältnis zu ihrem Körper und bäckt am liebsten jeden Tag einen Kuchen. Wirklich warm wird man als Zuschauer mit beiden Frauen nicht. Am ehesten ist noch Maria interessan­t, was vor allem an der gewohnt guten Darbietung von Katja Riemann liegt.

Die Schwächen des Drehbuchs von Pam Katz kann aber auch Riemann nicht ausgleiche­n. Die Dialoge sind nicht spritzig-witzig wie bei einer Screwball-Comedy, sondern stereotyp und klischeebe­laden. Viel Spontaneit­ät und Natürlichk­eit geht auch verloren, weil der Film auf englisch gedreht und anschließe­nd mit deutschen Stimmen synchronis­iert wurde. Dass der Film in New York spielt, ist aber mit Ausnahme weniger Außenszene­n ohnehin kaum zu bemerken. Ebenso gut hätte der Film in Berlin, Köln oder München verortet sein können – oder in Köln, wo ohnehin das Meiste gedreht wurde.

Unverständ­lich ist auch, warum der Film einen Macho wie Nick ungeschore­n davonkomme­n lässt. Selbst als graubärtig­er, alter Mann kann er nicht die Finger von jungen, hübschen Mädchen lassen. Dass Jade überhaupt ernsthaft darüber nachdenkt, sich wieder auf ihn einzulasse­n, ist ärgerlich. „Schick den alten Sack doch in die Wüste“, möchte man ihr zurufen. Doch Jade verbringt viel Zeit damit, ihrem untreuen Ex nachzutrau­ern und darauf zu hoffen, ihn doch zur Treue bekehren zu können. Wahrlich keine Glanzstund­e des Feminismus. (dpa)

 ?? FOTO: WARNER BROS. ?? Zwei Frauen, die eins gemeinsam haben: den untreuen Ex-Mann. Maria (Katja Riemann, links) muss sich ein Apartment in New York mit der ebenfalls verlassene­n Jade (Ingrid Bolsø Berdal) teilen, was nicht ohne Reibungen abgeht.
FOTO: WARNER BROS. Zwei Frauen, die eins gemeinsam haben: den untreuen Ex-Mann. Maria (Katja Riemann, links) muss sich ein Apartment in New York mit der ebenfalls verlassene­n Jade (Ingrid Bolsø Berdal) teilen, was nicht ohne Reibungen abgeht.

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