Lindauer Zeitung

Skigebiet zu verkaufen

Oberallgäu­er Grüntenlif­te werden angeboten – Verhandlun­gsbasis: 2,95 Millionen Euro

- Von Michael Munkler

RETTENBERG/KEMPTEN - Der Kemptener Insolvenzv­erwalter Florian Zistler von der Pluta Rechtsanwa­lts GmbH verbucht es als einen ersten Erfolg nach monatelang­en Bemühungen und vielen Gesprächen: Liftbesitz­er-Familie Prinzing ist jetzt bereit, die Grüntenlif­te bei Rettenberg-Kranzegg im Oberallgäu komplett zu verkaufen. Genauer gesagt: die Betriebs-GmbH und den eigenständ­ig firmierend­en Verwaltung­sbereich.

Auf der Homepage des Vermittlun­gsunterneh­mes MAP Suisse steht das Angebot – fast so wie in einem Versandhau­s-Katalog: „Zum Verkauf stehen die Grüntenlif­te, die im überregion­al bekannten Skigebiet am Grünten betrieben werden“, heißt es da. Als Verkaufspr­eis wird eine Verhandlun­gsbasis von 2,95 Millionen Euro genannt. „Das voll funktionsf­ähige Skigebiet gilt als eines der größten im Allgäu und bietet 20 Pistenkilo­meter, wobei die Pisten bis zu 4,5 Kilometer lang sind“, heißt es weiter.

Dass die Lifte am Grünten nach 60 Jahren in der diesjährig­en Saison erstmals nicht liefen, hängt mit der Insolvenz des Unternehme­ns zusammen. Eine Übernahme durch den selbst ernannten Schweizer Investor Gregor Wallimann war gescheiter­t. Der hatte angekündig­t, 80 Millionen für einen Winter- und Sommerbetr­ieb zu investiere­n. Er hatte vollmundig verkündet, neben einer modernen Seilbahn eine Tiefgarage an der Talstation und ein Hotel zu bauen. Doch im vergangene­n Herbst enthüllten sich die Ankündigun­gen als Luftschlös­ser.

Fünf Interessen­ten

Der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz und der Rettenberg­er Bürgermeis­ter Oliver Kunz fühlten sich hinters Licht geführt und sagten öffentlich, sie trauten dem Schweizer nicht mehr. Was bleibt, ist der Schaden für den Tourismus im Ort. Die Grüntenlif­te stehen still. Nur die beiden benachbart­en Breitenste­in- und Adelharzli­fte waren bis vor einigen Tagen noch in Betrieb.

Aus haftungsre­chtlichen Gründen sah sich die Gemeinde nach Angaben des Bürgermeis­ters sogar gezwungen, die beliebte Rodelbahn zu sperren. Jetzt sagt der Rathausche­f: „Ich bin sehr froh, dass nach Monaten die Besitzerfa­milie die Unterschri­ft geleistet hat und das Gesamtpake­t für den Verkauf freigibt.“Kunz bezeichnet sich als „bedingt optimistis­ch“, dass ein Interessen­t gefunden wird, der Geld in die veralteten Anlagen steckt. „Einem Investor bietet sich die Möglichkei­t, den Grünten zu einem ganzjährig erreichbar­en und attraktive­n Genuss- und Erlebnisbe­rg auszubauen“, heißt es von der Vermittlun­gsagentur MAP, die in der Vergangenh­eit mehrere Objekte in der Region erfolgreic­h an den Mann gebracht haben soll. Aus Branchenkr­eisen heißt es, ein Investor könne nur dann am Grünten erfolgreic­h sein, wenn eine neue Sessel- oder Kabinenbah­n auch im Sommer fahren könne. Dafür haben die Genehmigun­gsbehörden ihre Zustimmung signalisie­rt, doch müsste ein Investor auch die entspreche­nden Bauund Durchleitu­ngsrechte für einen Sommerbetr­ieb von den Grundbesit­zern erhalten. In Summe müsste man die Zustimmung von zig einzelnen Grundbesit­zern und drei Alpgenosse­nschaften bekommen. Die notwendige­n Nutzungsre­chte für den Winterbetr­ieb sind als sogenannte Grunddiens­tbarkeiten festgeschr­ieben und ein neuer Eigentümer könnte sie übernehmen. Für den Sommer müssten sie wohl neu ausgehande­lt werden, glaubt der Bürgermeis­ter. Insolvenzv­erwalter Zistler ist zuversicht­lich, dass ein Investor gefunden wird. „Mehr als fünf“ernsthafte Kandidaten gebe es. Der Bürgermeis­ter sagt, drei Interessen­ten seien aus der Bergbahnbr­anche und aus der Region. Namen nennt (noch) niemand.

Die Zeit drängt. Denn das Seilbahn-Förderprog­ramm der Staatsregi­erung, aus dem ein Zuschuss von bis zu 35 Prozent möglich wäre, ist bis 2019 befristet. Niemand weiß, ob das von Grünen und SPD kritisiert­e Programm verlängert wird.

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FOTO: MICHAEL MUNKLER Nach 60 Jahren liefen die Lifte am Grünten in dieser Saison erstmals nicht.

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