Skigebiet zu verkaufen
Oberallgäuer Grüntenlifte werden angeboten – Verhandlungsbasis: 2,95 Millionen Euro
RETTENBERG/KEMPTEN - Der Kemptener Insolvenzverwalter Florian Zistler von der Pluta Rechtsanwalts GmbH verbucht es als einen ersten Erfolg nach monatelangen Bemühungen und vielen Gesprächen: Liftbesitzer-Familie Prinzing ist jetzt bereit, die Grüntenlifte bei Rettenberg-Kranzegg im Oberallgäu komplett zu verkaufen. Genauer gesagt: die Betriebs-GmbH und den eigenständig firmierenden Verwaltungsbereich.
Auf der Homepage des Vermittlungsunternehmes MAP Suisse steht das Angebot – fast so wie in einem Versandhaus-Katalog: „Zum Verkauf stehen die Grüntenlifte, die im überregional bekannten Skigebiet am Grünten betrieben werden“, heißt es da. Als Verkaufspreis wird eine Verhandlungsbasis von 2,95 Millionen Euro genannt. „Das voll funktionsfähige Skigebiet gilt als eines der größten im Allgäu und bietet 20 Pistenkilometer, wobei die Pisten bis zu 4,5 Kilometer lang sind“, heißt es weiter.
Dass die Lifte am Grünten nach 60 Jahren in der diesjährigen Saison erstmals nicht liefen, hängt mit der Insolvenz des Unternehmens zusammen. Eine Übernahme durch den selbst ernannten Schweizer Investor Gregor Wallimann war gescheitert. Der hatte angekündigt, 80 Millionen für einen Winter- und Sommerbetrieb zu investieren. Er hatte vollmundig verkündet, neben einer modernen Seilbahn eine Tiefgarage an der Talstation und ein Hotel zu bauen. Doch im vergangenen Herbst enthüllten sich die Ankündigungen als Luftschlösser.
Fünf Interessenten
Der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz und der Rettenberger Bürgermeister Oliver Kunz fühlten sich hinters Licht geführt und sagten öffentlich, sie trauten dem Schweizer nicht mehr. Was bleibt, ist der Schaden für den Tourismus im Ort. Die Grüntenlifte stehen still. Nur die beiden benachbarten Breitenstein- und Adelharzlifte waren bis vor einigen Tagen noch in Betrieb.
Aus haftungsrechtlichen Gründen sah sich die Gemeinde nach Angaben des Bürgermeisters sogar gezwungen, die beliebte Rodelbahn zu sperren. Jetzt sagt der Rathauschef: „Ich bin sehr froh, dass nach Monaten die Besitzerfamilie die Unterschrift geleistet hat und das Gesamtpaket für den Verkauf freigibt.“Kunz bezeichnet sich als „bedingt optimistisch“, dass ein Interessent gefunden wird, der Geld in die veralteten Anlagen steckt. „Einem Investor bietet sich die Möglichkeit, den Grünten zu einem ganzjährig erreichbaren und attraktiven Genuss- und Erlebnisberg auszubauen“, heißt es von der Vermittlungsagentur MAP, die in der Vergangenheit mehrere Objekte in der Region erfolgreich an den Mann gebracht haben soll. Aus Branchenkreisen heißt es, ein Investor könne nur dann am Grünten erfolgreich sein, wenn eine neue Sessel- oder Kabinenbahn auch im Sommer fahren könne. Dafür haben die Genehmigungsbehörden ihre Zustimmung signalisiert, doch müsste ein Investor auch die entsprechenden Bauund Durchleitungsrechte für einen Sommerbetrieb von den Grundbesitzern erhalten. In Summe müsste man die Zustimmung von zig einzelnen Grundbesitzern und drei Alpgenossenschaften bekommen. Die notwendigen Nutzungsrechte für den Winterbetrieb sind als sogenannte Grunddienstbarkeiten festgeschrieben und ein neuer Eigentümer könnte sie übernehmen. Für den Sommer müssten sie wohl neu ausgehandelt werden, glaubt der Bürgermeister. Insolvenzverwalter Zistler ist zuversichtlich, dass ein Investor gefunden wird. „Mehr als fünf“ernsthafte Kandidaten gebe es. Der Bürgermeister sagt, drei Interessenten seien aus der Bergbahnbranche und aus der Region. Namen nennt (noch) niemand.
Die Zeit drängt. Denn das Seilbahn-Förderprogramm der Staatsregierung, aus dem ein Zuschuss von bis zu 35 Prozent möglich wäre, ist bis 2019 befristet. Niemand weiß, ob das von Grünen und SPD kritisierte Programm verlängert wird.