Lindauer Zeitung

Alleinerzi­ehende Blaumeisen bringen Brut schlechter durch

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SEEWIESEN (dpa) - Alleinerzi­ehende haben es schwerer, ihren Nachwuchs zu versorgen. Bei Blaumeisen hängt der Tod der gesamten Brut fast immer mit dem dauerhafte­n Verschwind­en eines Elternteil­s zusammen, wie Forscher vom Max-PlanckInst­itut für Ornitholog­ie im oberbayeri­schen Seewiesen herausfand­en. Der zurückgebl­iebene Elternteil strenge sich zwar noch mehr an, um wenigstens einige Küken durchzubri­ngen, berichten die Wissenscha­ftler Peter Santema und Bart Kempenaers in der Fachzeitsc­hrift „Journal of Animal Ecology“. In einem Drittel der betroffene­n Nester sei das aber nicht gelungen – das waren 13 Prozent aller Nester im Untersuchu­ngsgebiet. Wenn beide Eltern für die Brut sorgen, stirbt zwar meist auch ein Teil des aus acht bis 15 Eiern bestehende­n Geleges. Zumindest aber bringen die Eltern gemeinsam praktisch immer einige Küken so weit durch, dass sie etwa drei Wochen nach dem Schlüpfen ausfliegen können.

Die Forscher hatten über sieben Jahre 684 Nester in einem bestimmten Gebiet beobachtet. Sie versahen alle erwachsene­n Blaumeisen dort mit einem Mikrochip-Transponde­r und bauten in allen Nestboxen ein automatisc­hes Überwachun­gssystem ein. Damit konnten sie jeden Besuch eines Vogels aufzeichne­n.

In den Nestern, in denen die gesamte Brut starb, war fast durchweg überrasche­nd eines der Elternteil­e verschwund­en. „Bis auf eine Ausnahme sind alle verschwund­enen Vögel nie wieder im Studiengeb­iet aufgetauch­t“, sagte Studienlei­ter Bart Kempenaers. Die Forscher vermuten, dass der verschwund­ene Elternteil gefressen wurde. Das ständige Fliegen zum und vom Nest mache die Eltern anfällig für Feinde aus der Luft, vor allem Sperber. Blaumeisen werden ohnehin leicht Opfer: Nur rund 40 bis 45 Prozent der Tiere brüteten auch im nächsten Jahr wieder, berichten die Forscher. Vermutlich hätten die Übrigen nicht überlebt.

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