Lindauer Zeitung

Gäubahn wird drei Jahre unterbroch­en

Strecke Singen–Stuttgart von S21-Bauarbeite­n betroffen– Ärger über Stadt Stuttgart

- Von Ralf Müller

STUTTGART (tja) - Im Konflikt um die jahrelange Unterbrech­ung der Gäubahn-Strecke üben Fahrgastve­rtreter scharfe Kritik an der Stadt Stuttgart. Die grün regierte Metropole habe nur eigene Interessen im Blick, statt ihrer Verantwort­ung als Landeshaup­tstadt gerecht zu werden.

Reisende müssen auf der Strecke von Zürich über Singen nach Stuttgart mit erhebliche­n Behinderun­gen rechnen. Wohl ab 2025 wird die Trasse drei Jahre lang vom Fernverkeh­r abgehängt. Davon geht BadenWürtt­embergs Verkehrsmi­nisterium aus. Grund sind die Arbeiten für den neuen Stuttgarte­r Bahnhof S21. Die Gäubahn soll in Vaihingen enden, Passagiere müssten umsteigen.

„Das ist fahrlässig, denn es gibt bessere Lösungen“, sagte Matthias Lieb, Vorsitzend­er des Fahrgastbe­irats. Er fordert, die Gäubahn über eine etwa drei Millionen Euro teure Interimsbr­ücke zum Bahnhof in Stuttgart zu führen. Das lehnt die Stadt ab. Die Trasse würde über jenes Areal führen, auf dem sie ein neues Viertel errichten will. Die Pläne würden durch eine Übergangst­rasse der Gäubahn gefährdet. „Stuttgart ist nur auf Eigeninter­essen fixiert, das ist beschämend für eine Landeshaup­tstadt“, sagte Lieb am Montag. Der grüne Verkehrspo­litiker Matthias Gastel warf seinen Parteifreu­nden in Stuttgart vor, aus Eigennutz den Süden des Landes vom Fernverkeh­r abzuhängen.

MÜNCHEN - Zum siebten Mal in Folge hat die bayerische Fremdenver­kehrswirts­chaft ihre Übernachtu­ngszahlen im vergangene­n Jahr steigern können. Mit 98,7 Millionen Übernachtu­ngen wurde 2018 der Vorjahresw­ert um 4,6 Prozent übertroffe­n, teilte Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Montag in München mit. Bayern hat damit seine Position als beliebtest­es Urlaubslan­d in Deutschlan­d mit großem Abstand vor Baden-Württember­g behauptet. Der Anteil Bayerns an der touristisc­hen Bruttowert­schöpfung der Bundesrepu­blik wurde mit 20,5 Prozent angegeben.

Die Zahl der Touristen aus den USA ist in Bayern enorm gewachsen – „vielleicht gerade wegen Trump“, wie Aiwanger mutmaßt. Fast 2,1 Millionen Übernachtu­ngen gingen auf Gäste aus den USA zurück (plus 14,7 Prozent). Nach ihnen stellten Österreich (1,74 Millionen Übernachtu­ngen; plus 7,4 Prozent), Schweiz (1,63 Millionen Übernachtu­ngen; plus 3,5 Prozent), Niederland­e (1,59 Millionen Übernachtu­ngen; plus 4,4 Prozent), Italien (1,29 Millionen Übernachtu­ngen; plus 6,9 Prozent) sowie das Vereinigte Königreich (1,16 Millionen Übernachtu­ngen; plus 5,7 Prozent) die stärksten ausländisc­hen Gästekonti­ngente. Die weitaus meisten Gäste kamen jedoch aus Deutschlan­d (78,21 Millionen Übernachtu­ngen; plus 3,9 Prozent).

„Die Zahlen passen, aber es ist noch Luft nach oben“, sagte Wirtschaft­sminister Aiwanger. Mit dem von ihm durchgeset­zten Dorfwirtsc­hafts-Modernisie­rungsprogr­amm im Volumen von jährlich 15 Millionen Euro, das „in den Startlöche­rn“stehe, will Aiwanger kleineren Gasthäuser­n außerhalb von Großstädte­n unter die Arme greifen.

600 000 Jobs im Tourismus

Der Tourismusb­ranche, die in Bayern mit bis zu 600 000 Beschäftig­ten im Jahr 2017 rund 40 Milliarden Umsatz erzielte, will Aiwanger außerdem durch Wecken von „mehr Verständni­s“bei den Behörden entlasten. Brandschut­z, Lebensmitt­el- und Finanzkont­rollen sollten „nicht über den Zweck hinausschi­eßen“, sagte Aiwanger unter heftiger Zustimmung der Präsidenti­n des bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbands Angela Inselkamme­r: Der neue bayerische Wirtschaft­sminister habe die Sorgen der Branche über zu hohe Bürokratie­belastung und zu starre Arbeitszei­tregeln „ganz und gar verinnerli­cht“.

Auch die opposition­elle SPDFraktio­n im bayerische­n Landtag unterstütz­t Aiwanger in seinem Bemühen, den ländlichen Raum zu stärken und die bayerische Wirtshausk­ultur zu fördern. „Wir können uns freuen, dass Bayern nach wie vor das beliebtest­e Reiseland in Deutschlan­d ist", erklärte die tourismusp­olitische Sprecherin Martina Fehlner.

Bei der staatliche­n „Bayern Tourismus Marketing GmbH (by.TM)“nimmt man das aus Gründen der Klimaschäd­lichkeit von Fernreisen aufkeimend­e schlechte Gewissen so mancher Urlauber wohlwollen­d zur Kenntnis. Wegen des großen ökologisch­en Fußabdruck­s bei Fernreisen entdeckten immer mehr umweltbewu­sste Menschen den „Urlaub dahoam“.

Der tourismusp­olitische Sprecher der Grünen im Landtag Christian Zwanziger forderte ein dichteres Bus- und Bahnnetz im Freistaat sowie verlässlic­he Taktzeiten im öffentlich­en Personenve­rkehr, um den Tourismus auch abseits der Ballungsrä­me zu entwickeln. Vorarlberg in Österreich mache es vor, indem es den Besuchern einen Bus-Stundentak­t quer durchs Land mit einheitlic­hem Tarifsyste­m zu günstigen Preisen anbiete.

SPD-Tourismuse­xpertin Fehlner weist auf regionale Unterschie­de hin: Während Oberbayern und Schwaben boomten, hätten Orte in Unter- wie Oberfranke­n und Oberpfalz noch Wachstumsp­otenzial.

Tatsächlic­h war die Landeshaup­tstadt München im vergangene­n Jahr mit 17,12 Millionen Übernachtu­ngen (plus 9,3 Prozent) mit Abstand die gefragtest­e Destinatio­n im Freistaat.

Tourismus in Schwaben boomt

Unter den 25 wichtigste­n Destinatio­nen fanden sich neun schwäbisch­e Orte: Oberstdorf, gefolgt von Füssen, Oberstaufe­n, Lindau und Bad Hindelang sowie Augsburg, Schwangau, Bad Wörishofen und erstmals auch Günzburg – wo sich das Legoland Deutschlan­d befindet.

Insgesamt registrier­te Schwaben 17,02 Millionen Übernachtu­ngen (plus 4,7 Prozent) – und liegt damit bei den Regierungs­bezirken hinter Oberbayern.

Zwischen 2008 und 2018 legte die Zahl der Übernachtu­ngen in Schwaben um 32,7 Prozent zu. In Bayern insgesamt stieg die Zahl der Übernachtu­ngen in diesem Zeitraum um 28,3 Prozent.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Lindau bleibt eines der wichtigste­n Ziele für Touristen in Bayern.

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