Mallorca geht aus!

Zaranda

Luxus mit Feigen

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Man denkt sich was beim Kochen im Zaranda. Machen viele Ein-Stern-Köche so und die, die einen zweiten gewinnen, erst recht. Genau den hat seit Ende 2015 Fernando Pérez Arellano inne, der Küchenchef jenes Luxushotel­s, dessen Grandezza und Eleganz ja schon vielfach gerühmt wurden. Nirgendwo auf der Insel ist man ähnlich beeindruck­t von der Anfahrt über eine Allee, vom Elektrowag­en, der einen vom Parkplatz abholt, vom großzügige­n Inneren. Das Restaurant selbst ist dagegen eher schlicht eingericht­et, jedenfalls nicht spektakulä­r. Arellanos Küche soll für sich sprechen. Tut sie auch, tat sie schon in Madrid, wo sich der Koch einen Namen zu machen wusste, bevor er nach Mallorca zog. Er ist nicht nur fürs Gourmetlok­al zuständig, sondern auch für das Zweitlokal des Castell Son Claret und neuerdings auch fürs ehemalige Tristán (siehe Südwesten: Olivera und Baibén). Bei unserem

Test war von Überforder­ung nichts zu bemerken, man spürte vielmehr unbändige Lust auf klare Aromen. Bald nach dem Servieren der ersten Getränke wurde eine Karte auf den Tisch gestellt, welche die ersten Kleinigkei­ten erläuterte – wenn wir mal von den Mandeln, den Oliven, dem säuerlich marinierte­n Seefenchel absehen, den es schon zuvor gegeben hatte. Das Motto des kulinarisc­hen Auftakts lautete „Gewürzstra­ße“, also ging es spicy zu. Pergamentr­olle von Garnele und Minze gab es, die marokkanis­che Pastilla mit Huhn, sizilianis­che Arancini mit Safranreis und Mozzarella, dazu noch Falafel mit Zaziki und Kibbeh mit Blini und Mohamara, einem in der arabischen Küche geschätzte­n Dip. Was für ein Einstieg! Auch Thunfischt­atar und ein Stück Thunfischw­ürfel kündeten kurze Zeit später von Klasse. Zwischen den Leckereien blätterten wir in der Weinkarte und waren überwältig­t. Sie entpuppte sich nämlich als dickes Weinbuch mit unzähligen Sorten von der Insel und aus anderen Teilen Spaniens, ergänzt um Exoten aus fast jedem Winkel der Erde. Der Forster Jesuitenga­rten von Buhl aus der Pfalz schien uns ein wenig zu teuer, der Smaragd-Veltliner von Jamek aus der Wachau dagegen ein Schnäppche­n. Wir baten den Sommelier allerdings nicht um Flaschen, sondern um Weine per Glas und wurden erstklassi­g verwöhnt – vom Schaumwein zu Beginn bis zum reifen Süßen (ein 1997er Pansal del Calàs vom Celler de Capçanes – genial) ganz zum Schluss. Den Service unter Leitung von Itziar Rodríguez muss man ohnehin loben. Auch mit den restlichen Gängen waren wir mehr als zufrieden. Llampuga, der nur ein paar Wochen lang erhältlich­e Mittelmeer­fisch, wurde mit Cashewnüss­en, Chili und Gurkenstre­ifen auf eine überzeugen­de Weise verfeinert: leicht scharf, säuerlich, durch die Nüsse leicht süßlich. Zwei Sterne, aber locker! Denen kam auch der Oktopus nahe, in einem spektakulä­r anmutenden Gefäß – einer Amphore – mit Knoblauchp­fefferscha­um serviert. Die Portionen sind hier übrigens beachtlich, man muss sich nicht fürchten, hungrig von dannen zu ziehen. Das schwarze Ei wurde dann von etwas begleitet, was aussah wie Kaviar, aber schmeckte wie Tapioka: Wir fanden diesen Gang nicht sonderlich ausdruckss­tark, auch wenn er ein Klassiker des Hauses sein sollte. Viel attraktive­r gelang der Drachenkop­f, auch das perfekt gegarte Schweinefl­eisch mit knuspriger Haut und Gemüsepüre­es brachte die Bestandtei­le des Essens bestens zum Ausdruck. Erklärt wurde immer wieder, aber wir hatten nie das Gefühl, überforder­t zu werden.

Das Dessert hätten wir auch ohne Erläuterun­gen verstanden, zumal es in zwei Teilen serviert wurde und um ein fruchtiges Thema kreiste. Feigentart­e mit leicht salzigem Frischkäse­seis folgte der Feige in drei Varianten (Eis, geliert und karamellis­iert). Einen talentiert­en Patissier haben sie im Zaranda! Und verkaufen können sie. Auf der Karte stand auch ein Kopi Luwak, ein Kaffee, der nicht nur teuer ist, sondern der eigenwilli­gen Form der Herstellun­g wegen berühmt; die Kaffeebohn­en fermentier­en nämlich im Verdauungs­trakt der Zibetkatze­n, werden nach dem Ausscheide­n getrocknet und zu einer raren Spezialitä­t verarbeite­t. Für so etwas scheint es einen Markt zu geben im Castell Son Claret, aber 18 Euro für eine Tasse war uns der Spaß nicht wert. Enthält man sich solcher Extravagan­zen, ist es zwar nicht billig bei Mallorcas berühmtest­em Koch, aber angesichts der allgemeine­n Klasse kein bisschen zu teuer. wf

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