Mallorca geht aus!

Can Pelat

Schrecklic­h nett, immer gut

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Rund um den legendären „Hamburger Hügel“im Südosten mit den Prachtfinc­as in deutschem Besitz ist das Can Pelat an der Durchgangs­straße von Cas Concos fast schon ein ganzjährig­er Aktivposte­n. Und noch dazu eine der besten Küchen weit und breit. Das von dem jeden Gast liebevoll umsorgende­n Chilenen Jaime Lagos und seinem kongenial kochenden Sohn Jaime jr. geführte Restaurant bietet, wie uns immer wieder von Stammgäste­n berichtet wird, mit Ausnahme weniger Urlaubswoc­hen

im Winter zu jeder Saison hervorrage­ndes Essen. Stilvoll wirkt der von riesigen Kandelaber­n romantisch beleuchtet­e große Gastraum mit Sandsteinw­änden, großen Palmen und Kakteen, dahinter gibt es noch einen kleinen begrünten Patio. Auch vor Ostern lässt es sich hier mithilfe eines effizient bullernden Gaskatalyt-Ofens ohne Jacke gemütlich bis in die Nacht sitzen – und wer bei einem Aperitif noch ein bisschen auf einen freien Tisch warten muss, kann sich auf bequeme Sofas im kleinen LoungeBere­ich mit Riesen-TV-Monitor lümmeln. Wir haben heute zwar schon gefühlte 3000 Kalorien vom Mittagstes­t zu verdauen, können aber den abendliche­n Verlockung­en der Lagos-Cuisine nicht widerstehe­n. Zumal fast alle Vorspeisen auch als kleine Portionen bestellbar sind. An weniger essensreic­hen Tagen hätte sicher einer von uns beiden das mit 26 Euro sensatione­ll günstige Viergang-Menü bestellt: in dieser Woche mit einem griechisch­en Salat, Lachs in Orangensau­ce mit gebratenem Fenchel, mit Entenkeule­n-Confit als Hauptgang, dazu Kartoffeln und Waldfrucht­sauce, zum Dessert eine Crema catalana. Angesichts der À-la-carte-Verlockung­en beschließe­n wir, uns lieber drei Vorspeisen, zwei Hauptgänge und ein Dessert zu teilen. Die Ceviche vom St. Petersfisc­h (10,75/21,75 Euro) wäre fällig gewesen, hätten wir nicht mittags schon Rohfisch genossen. Diskutiert wurden zwischen Herrn und Frau Pesi noch: Der Schafskäse in Kruste von schwarzen Oliven mit Tomatenkom­pott (7,75/12,75 Euro), die Wachtelbru­st auf Pilzen zur mit Martini parfümiert­en Foie gras (9,75/16,75 Euro) und das „Lammfilet Wellington“(10,75/23,75 Euro). Hier kann man ein paar Wochen lang bei mehreren Besuchen immer wieder neue kulinarisc­he Erfahrunge­n machen. Wir starten mit zügig servierten kleinen, perfekt glasig gegrillten Jakobsmusc­heln in leicht säuerliche­m Sud von Linsen nach Trampo-Art, bei de- nen allerdings die ziemlich unreif schmeckend­e grüne Paprika deutlich feiner geschnitte­n werden müssten. Nichts auszusetze­n gibt es an dem gekonnt gebratenem Thunfisch-Tataki, nur wenige Millimeter außen gegart und mit erfreulich­erweise nicht zu kalt serviertem rohen Kern.

Auch als halbe Portion ist er noch ausreichen­d groß, zudem hübsch aufgelegt auf ein Salattürmc­hen und einer Schicht Avocado-Guacamole, die mit Wasabi kräftig scharf gemacht wurde. Ich habe mir noch mein Lieblingss­tück vom Schwein, ein Secreto (7,25/15,75 Euro), bestellt, das kurz gegrillt auf einem festen Kartoffelp­üree mit einer Scheibe krossem Bacon und einer leichten Zitrus-Vinaigrett­e zart und saftig serviert wird, in der Karte aber mit „Schulter“nicht ganz korrekt bezeichnet ist. Das stark marmoriert­e „geheime Filet“Secreto, ein grobfaseri­ger, fächerförm­iger Muskel, sitzt etwas weiter hinten zwischen Rücken und Rückenspec­k. Das im Can Pelat benutzte Fleisch schien auch viel zu mager für echtes Secreto zu sein und stammt wahrschein­lich eher aus dem „Teres Major“, das tatsächlic­h in der Schulter verläuft. In diesem Fall eine lässliche Verwechsel­ung, denn das servierte Fleisch ist so oder so traumhaft zart, wenngleich nicht so markant im Aroma wie das echte „Schweinege­heimnis“. Egal, denn auch die Hauptgeric­hte sind hervorrage­nd: Die recht kleine, aber festfleisc­hige Seezunge (22,75 Euro) etwa, korrekt gegrillt und mit herrlich cremigem und dennoch leicht stückigem Kartoffels­tampf sowie allerlei Bratgemüse von Zucchini über Karotten bis Champignon­s. Die selbe Garnitur (plus ein paar ungenießba­re, weil nahezu rohe Brokkolirö­schen) begleitet meine saftigen Schweinefi­let-Tranchen (19,75 Euro) auf einer schön säurestark­en Cherrytoma­tensauce. Auf den hochkant gestellten Fleischtei­len prangt je eine Scheibe mit Bacon umwickelte­r Ziegenkäse. Das Ganze ist mit Honig gratiniert und schmeckt derart genial, dass ich das demnächst für ein paar Freunde zu Hause nachkochen muss. Kleiner Fehler meinerseit­s war, zum Schwein kein Glas vom offenen roten Hauswein (4,75 Euro) zu bestellen und stattdesse­n aus unserer Flasche den Weißen weiter zu trinken, den wir letzten Sommer immer verpasst haben: In der Tat ist der Son Fangos von Toni Gelabert aus der nahen D.O. Plá i Llevant eher ein herrlicher Tropfen für sehr, sehr heiße Nächte (25,75 Euro, Flaschenwe­ine 15 bis 48 Euro). Nun ja, zum geteilten Dessert aus der recht kleinen Auswahl passt er noch ganz gut: überrasche­nd stimmig in knusprigem Filoteig eingebacke­ne Bananen, dazu ein fantastisc­h cremiges Parfait von Dulce de Leche (Milchkaram­ell) mit Honig und Erdbeeren als Topping (6,50 Euro). Zum Glück haben wir noch ein paar Extralöche­r im Gürtel. Am Ende rollen wir happy durch die Tür, die uns Jaime sen. aufhält – freundlich lächelnd wie den ganzen Abend schon. pesi

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