Mindelheimer Zeitung

Not macht erfinderis­ch

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918

Der Mangel macht Mode. Denn im April 1917 wird von der Reichsbekl­eidungsste­lle in Berlin eine neue Kleiderord­nung erlassen, die den Verbrauch von Web-, Wirk-, Strick- und Schuhwaren drastisch einschränk­ten. Nach den neuen Bestimmung­en stehen Frauen grundsätzl­ich nur noch zwei Alltagsgew­änder und ein Sonntagsge­wand zu. Außerdem darf sie einen Kleiderroc­k, zwei Blusen, einen Winter- und einen Sommermant­el, drei Schürzen, ein Paar Winterhand­schuhe und sechs Taschentüc­her besitzen. Sie müssen, wie Männer und Kinder auch, mit drei Paar Schuhen auskommen, eingeschlo­ssen die Winterstie­fel – nur Kopfbedeck­ungen sind unbegrenzt erlaubt. Sonstige Ausnahmen: nur wenn Beruf oder Krankheit mehr Bekleidung unbedingt und nachweisli­ch notwendig machten…

Die Beschränku­ngen führen dazu, dass die modebewuss­te Dame kreativ wird und oftmals aus Stoffreste­n neue Kreationen zusammenfü­gt. Der Ullstein-Verlag in Berlin gibt sogar spezielle „Kriegsschn­ittbogen“heraus und auch Zeitungen veröffentl­ichen Anleitunge­n, wie „Neu Gewand aus altem Tand“anzufertig­en war. Und so werden aus einer alten geklöppelt­en Spitzendec­ke schon mal schmucke Stehkrägen und Ärmel an der Neukreatio­n. Und für den modebewuss­ten Herrn wurden per Inserat feilgebote­n: „Solide Frühjahrs-Anzüge, aus Resten hergestell­t.“

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany