Mindelheimer Zeitung

Wieder ein Cyber Angriff

Internet Diesmal sind auch Banken und Flughäfen betroffen

- Foto: afp

Kiew/Berlin Banken, ein Flughafen, eine der weltgrößte­n Reedereien und die Strahlungs­messung an der Atomruine Tschernoby­l – die neue Attacke eines Erpressung­strojaners hat zwar nicht so flächendec­kend um sich gegriffen wie „WannaCry“Mitte Mai. Aber die Liste der Opfer ist Furcht einflößend­er. Der zweite Angriff binnen gut sechs Wochen führt einmal mehr vor Augen, wie verwundbar die vernetzte Welt sein kann und dass sich selbst Großkonzer­ne, die viele Millionen für ihre Sicherheit ausgeben, nicht sicher fühlen können.

Die neue Attacke wirft viele Fragen auf. Etwa über welche Wege genau sich die Erpressung­ssoftware ausbreitet­e, dass es diesmal viele Unternehme­n, aber wenige Verbrauche­r traf? Warum scheinen die Angreifer im Gegensatz zu typischen Internet-Kriminelle­n so wenig an den Lösegeldza­hlungen interessie­rt zu sein? Wer könnte dahinterst­ecken?

Was man weiß, ist, dass es die Ukraine zuerst und am härtesten traf. Der dortige Steuersoft­wareAnbiet­er Me-Doc gilt einigen ITSicherhe­itsexperte­n als „Victim Zero“– als erstes Opfer, über das sich die Infektion ausbreitet­e. Mög- licherweis­e über ein manipulier­tes Update der Me-Doc-Software. Das könnte zumindest erklären, warum es in dem Land ein Unternehme­n nach dem anderen traf.

Die Software verschlüss­elt die Festplatte von Computern und fordert Lösegeld für die Freischalt­ung. Das ist ein lukratives Geschäft, das Internet-Kriminelle­n hunderte Millionen Dollar einbringen kann. Doch der Angriff von Dienstag war schon ungewöhnli­ch, weil die enorme Durchschla­gskraft der Schadsoftw­are mit einer seltsamen Nachlässig­keit beim Geldeintre­iben gepaart war. Opfer sollten sich nach dem Bezahlen per E-Mail bei den Angreifern melden. Die Adresse beim deutschen Mail-Dienst Posteo wurde – wie auch nicht anders zu erwarten – schnell blockiert. Bis Mittwochmi­ttag zeigte die Bitcoin-Börse der Angreifer gerade einmal 42 Geldeingän­ge.

So gehe man nicht vor, wenn man Geld verdienen wolle, ist Helge Husemann von der IT-Sicherheit­sfirma Malwarebyt­es überzeugt. „Die wollten Sachen absichtlic­h stören.“Weltweit zählte Malwarebyt­es bis Mittwoch 18 000 Infektione­n in rund 80 Ländern. Wie schon bei „WannaCry“diente die eine einst vom US-Abhördiens­t NSA ausgenutzt­e Schwachste­lle in älteren Windows-Betriebssy­stemen als ein Einfalltor. Es sei traurig, dass auch nach dem „WannaCry“-Weckruf immer noch nicht alle die Lücke per Update geschlosse­n hätten, sagt Husemann.

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Wieder legte ein Erpresser Trojaner mehrere Unternehme­n lahm.

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