Klassiker im Kleinformat
Was mal im Kino lief, läuft danach im Kino nicht mehr. Wer Monate, vielleicht Jahre nach dem Leinwand-Start einem Film erneut oder vielleicht sogar zum ersten Mal begegnen will, muss ihn sich heutzutage auf DVD oder online in einer Datenbank besorgen und ihn zu Hause über den Homescreen laufen lassen. Doch egal, wie groß die Bildschirmdiagonale auch sein mag, im Vergleich zum Kino ist das immer eine Krücke – der Kollege hat das unlängst an dieser Stelle schon bejammert.
Filme von gestern, große Kinokunst nur noch im Wohnzimmerformat – das war nicht immer so. In Zeiten vor dem Aufkommen von Video, DVD & Co., im tiefen (und doch erst wenige Jahrzehnte zurückliegenden) cineastischen Mittelalter, da kamen Erfolgsfilme immer wieder mal zurück ins Kino. Gebannt in der Black Box konnte man „Doktor Schiwago“Omar Sharif dabei zusehen, wie er Julie Christie schöne Augen macht, oder „Ben Hur“Charlton Heston, wie er beim Pferderennen im Circus Maximus den Wagen lenkt. Wer das in Groß gesehen hat und heute im Homevideo sieht, der kann nur seufzen: kein Vergleich!
Klassiker im Kino, ganze Filmreihen zu großen Regisseuren oder Schauspielern: Das kommt nicht wieder. Der Markt hat’s reguliert. Kinobetreiber habe heute ihre liebe Not, die von den Verleihern gepushte Ware auf ihren Leinwänden unterzubringen, ganz abgesehen davon, dass viele Klassiker bei den Verleihfirmen gar nicht mehr im Angebot sind. Wer dennoch Hitchcock und Bergmann, Antonioni, Truffaut und all den anderen noch auf einer richtigen Leinwand begegnen will, ist auf die schrecklich wenigen kommunalen Kinos angewiesen. Augsburg hatte mal eins, kurzsichtige Stadtpolitik hat es jedoch schon vor Jahren dicht gemacht. Jetzt heißt die Devise wieder einmal: nach München – ins Filmmuseum am Jakobsplatz.