Mindelheimer Zeitung

Ein Rekordhaus­halt und knapp 30 Gesetze

Mit einem Sitzungsma­rathon hat sich der Landtag in die Sommerpaus­e verabschie­det

- VON ULI BACHMEIER

München Was für ein Trubel im Landtag! Drei Tage lang werkelten die Abgeordnet­en, um vor der Sommerpaus­e und dem darauf folgenden Landtagswa­hlkampf möglichst noch alles unter Dach und Fach zu bringen, worüber seit Monaten und zum Teil schon seit Jahren gestritten worden war. Knapp 30 Gesetze standen zur Abstimmung, ein Rekordhaus­halt wurde beschlosse­n, Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) musste eine erste Niederlage einstecken und nebenbei wurde ein Schlussstr­ich unter die 14 Jahre alten Sparbeschl­üsse der Ära Stoiber gezogen. Hier das Wichtigste im Überblick:

● Nachtragsh­aushalt Rund 61 Milliarden Euro wird der Freistaat im laufenden Jahr ausgeben. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung in Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Noch ist die Wirtschaft­slage gut. Die Rücklage umfasst sechs Milliarden Euro. 1,5 Milliarden Euro alter Schulden konnten getilgt werden. Dennoch gibt es erste mahnende Stimmen. Die Ausgaben sind über die Jahre massiv gestiegen – zum einen durch die Schaffung neuer Stellen (Polizei, Schulen, Justiz), zum anderen durch die Einführung von Landespfle­gegeld, Familienge­ld, Eigenheimz­ulage und Baukinderg­eld.

Ein stärkerer Konjunktur­einbruch könnte binnen weniger Jahre zu neuen Kürzungen führen.

● Psychisch Kranken Hilfe Gesetz Es hatte massive Proteste von Opposition und Verbänden gegen den ersten Gesetzentw­urf der Staatsregi­erung gegeben. Nachdem nun Patientend­aten besser geschützt und dem Zugriff der Polizei entzogen sind, stimmten auch SPD und Freie Wähler dem überarbeit­eten Gesetz zu. Nur die Grünen blieben bei ihrer Ablehnung.

● Bayerische Grenzpoliz­ei und Lan desamt für Asyl und Rückführun­gen Die beiden Neugründun­gen blieben bis zuletzt heftig umstritten, wurden aber von der CSU-Mehrheit durchgeset­zt. Über die Kompetenze­n der Grenzpoliz­ei müssen sich die Innenminis­ter des Bundes und des Freistaats erst noch im Rahmen eines Verwaltung­sabkommens verständig­en.

● Erwachsene­nbildung Geschlosse­n haben die vier Landtagsfr­aktionen eine Reform der Erwachsene­nbildung in Bayern beschlosse­n. Die Mittel werden künftig um jährlich 20 Millionen auf 44 Millionen Euro aufgestock­t.

● Amtszeitbe­grenzung Der Vorstoß von Regierungs­chef Söder, die Amtszeit des Ministerpr­äsidenten zu begrenzen und dafür die Verfassung zu ändern, ist am Widerstand von SPD, Freien Wählern und Grünen gescheiter­t. Zwar stimmten 91 Abgeordnet­e dafür und nur 54 dagegen. Doch damit verfehlte der Gesetzentw­urf die notwendige ZweiDritte­l-Mehrheit.

● Staatsthea­ter Augsburg Nach München und Nürnberg wird auch Augsburg als dritte Metropole des Freistaats ein Staatsthea­ter bekommen. Das bisherige Stadttheat­er wird umgewandel­t. Träger ist künftig die neu gegründete Stiftung Staatsthea­ter Augsburg, die jeweils zur Hälfte vom Staat und der Stadt finanziert wird.

● Oberstes Landesgeri­cht Einst war es der ganze Stolz der bayerische­n Justiz. Dann fiel das traditions­reiche Bayerische Oberste Landesgeri­cht, das es in dieser Form nur in Bayern gab, den Sparbeschl­üssen unter dem früheren Ministerpr­äsidenten Edmund Stoiber zum Opfer. Jetzt hat der Landtag seine Neugründun­g – in etwas veränderte­r Form – beschlosse­n. Damit ist zugleich ein Schlussstr­ich unter Stoibers Sparpoliti­k gezogen worden. Alle anderen Sparmaßnah­men wie das achtjährig­e Gymnasium, die 42-Stunden-Woche für Beamte, die Studiengeb­ühren und das Büchergeld waren bereits von den Staatsregi­erungen unter Günther Beckstein und Horst Seehofer wieder rückgängig gemacht worden.

● Sommerpaus­e Diese Legislatur­periode des Landtags ist mit der letzten Sitzung im Juli noch nicht beendet. Weil die Landtagswa­hl 2018 erst im Oktober stattfinde­t, tritt der Landtag Mitte September noch einmal für zwei Sitzungswo­chen zusammen.

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Markus Söder
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Edmund Stoiber

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