Mittelschwaebische Nachrichten

Kultur statt Strandruts­che?

- VON RUPERT HUBER redaktion@augsburger-allgemeine.de

Ferien mit Kindern

Dass unsere Kinder Duckmäuser werden, kann man sich wirklich nicht vorstellen. Neulich kommentier­te ein Filmvorfüh­rer in Augsburg am Nachmittag die 20-minütige Verspätung eines Erwachsene­nfilms mit einem freundlich­en Lächeln und der Feststellu­ng, dass Kinder und Jugendlich­e das Kino halb demoliert hätten. Ein bisschen Ironie muss sein. Später lag dank der Helfer kein einziger Popcornbrö­sel auf dem Boden, dafür roch es nach Schweißfüß­en, trotz „Ice Age“. War die Performanc­e nun cool oder ätzend?

Unser Fazit: Die Kids sind im Sommer unterforde­rt. Nun sind 20 Minuten ein Klacks zu rund sechs Wochen Ferien, in denen urlaubende Eltern orientieru­ngsmäßig gefragt sind. Also ab nach Italien und die 10- bis 13-Jährigen in frühbyzant­inische wie barocke Kirchen schleppen.

Wenn nicht jetzt, kriegt die mit dem Auge am Smartphone Festgekleb­ten keiner mehr an die Kultur. Blöd, dass die Jungspunde mit ihrem Wissen über die Fenstersim­se eines Renaissanc­e-Palazzo nach den Ferien belacht werden – weil sie keine Ahnung haben, wie scharf die Monster-Rutsche am Adriastran­d ist.

Also raus in die Region. Aber ob Sie als heimatlieb­ende Eltern Ihre Sprössling­e für die im Sommer schöne, doch wenig spektakulä­re Region rund um das Riedberger Horn begeistern können, lassen wir offen. Punkte sammeln können Sie allenfalls im Winter, wenn es klappt mit der Familien(!)abfahrt und der Kabinenbah­n.

Ein Tipp, liebe Eltern, wie Sie Ihre Kinder dazu bringen, Urlaub im August mit ICE/IC zu verbringen. Schlagen vor, in der angesagten Systemgast­ronomie „Bordbistro“Chili zu futtern und das alte TV-Ratespiel „Was bin ich?“zu aktivieren. Beispiel: Beim Beruferate­n mit Robert Lembke gab es einen Job noch nicht: den des mobilen Brezenverk­äufers.

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