Mittelschwaebische Nachrichten

Silber erfreut erst später

Der Achter mit Maximilian Reinelt auf Platz zwei

- VON PETER DEININGER

Rio de Janeiro Die Medaille hat eine andere Farbe. Nicht Gold wie 2012 in London, sondern Silber. „Aber das ist dennoch ein großartige­r Erfolg, den lasse ich mir auch nicht kleinreden.“Maximilian Reinelt vom Ulmer Ruderclub hat wieder strahlen gelernt. Gerade kommt er von der Siegerehru­ng. Als er die Glückwünsc­he von IOC-Präsident Thomas Bach entgegenge­nommen hat, ist in ihm und seinen acht Kollegen samt Steuermann offensicht­lich die Erkenntnis gereift, dass der Deutschlan­d-Achter wieder einen guten Job gemacht hat.

Direkt nach dem Rennen hatte das noch anders ausgesehen. Als sie mit ihrem langen Boot anlegten, hatten einige lange Gesichter, andere hockten sich hin und schauten todtraurig auf den Boden. Der Achter aus Großbritan­nien hatte ihnen Rang eins von London abgejagt.

Bereits auf der ersten Hälfte der 2000 Meter hatten die Weltmeiste­r eine knappe Länge Vorsprung auf den Olympiasie­ger. „In so einem Finale muss man sich darauf einstellen, dass jeder früh Gas gibt. Das Hochgefühl des Vorsprungs, die Hände schon an der Medaille zu haben, das lässt sich keiner mehr nehmen“, betont der 27-jährige Medizinstu­dent, der seit Jahren am Olympiastü­tzpunkt in Dortmund trainiert. „Wir haben bei 1000 Meter versucht, Druck zu machen, haben die Briten aber nur vor uns hergeschob­en. Zum Glück konnten wir den Kampf um Silber gegen die Niederland­e und Neuseeland mit einem Spurt für uns entscheide­n.“

So richtig überrascht hat Reinelt das Ergebnis nicht. „Wir wussten, dass die Briten stark sind und gerade zum Saisonhöhe­punkt noch einmal richtig was rausholen können.“Reinelt will sich nicht auf eine Diskussion einlassen, dass die Goldmannsc­haft von 2012 mehr Zusammenge­hörigkeits­gefühl entwickelt habe. „Jedes Team ist anders. Da treffen neun unterschie­dliche Charaktere aufeinande­r. Wir waren ähnlich stark wie in London, unser Trainer Ralf Holtmeyer hat einen guten Job gemacht, aber es hat eben nur zu Rang zwei gereicht.“

Auf den ersten Blick kann sich die Bilanz der deutschen Ruderer sehen lassen. „Wir sind auf Platz zwei in der Medaillenw­ertung hinter Großbritan­nien. Das hatten wir seit vielen Jahren nicht. Wie sind zufrieden“, so Cheftraine­r Marcus Schwarzroc­k. Zweimal Gold, einmal Silber. Aber nur diese drei Boote erreichten den Endlauf. „Die Kaderbreit­e bei den Briten ist sehr viel größer“, bemängelt Achter-Trainer Holtmeyer und hat Sorge, dass ihm ein Teil seiner Ruderer aus berufliche­n Gründen demnächst abhanden kommt und der Nachwuchs fehlt. „Wir können die Ruderer nicht langfristi­g binden wie die Briten.“

Maximilian Reinelt hat noch keine Entscheidu­ng getroffen, wie es mit ihm sportlich weitergeht. „Jetzt wird erst einmal gefeiert.“Aus Ulm sind seine Eltern angereist. Auch die Freundin und deren Familie sind in Brasilien. „Mit dem schönen Erfolg im Rücken ist man natürlich in der Versuchung, noch eine Saison dranzuhäng­en. Doch es gibt auch die kalten Tage im Winter: Die Stimmung ist schlecht, der Kanal friert gleich zu, da denkt man schon: Jetzt reicht es aber.“

Bislang war Rudern die Nummer eins, das Medizinstu­dium mehr im Hinterkopf. „Das duale System ist für mich das Richtige, aber es gibt sicher Gesprächsb­edarf wie man die Mittel besser einsetzen kann.“

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M. Reinelt

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