Mittelschwaebische Nachrichten

Selbermach­en – aber sicher!

Heimwerken Schnell passiert es und man hat sich verletzt. Was muss man im Ernstfall beachten?

- VON TOM NEBE Foto: Kurhan, Fotolia.com

Die Slogans geben die Richtung vor: „Respekt, wer’s selber macht!“, lautet einer. „Es gibt immer was zu tun!“, stellt ein anderer fest. Die Baumarkt-Werbung appelliert ein bisschen an den Stolz der Menschen. Nicht machen lassen, sondern selbst machen. Doch nicht wenige Heimwerker überschätz­en ihr Können: Unfälle und Verletzung­en sind die Folge. Auch eine schlechte Zeitplanun­g, die zu Hektik führt, und falsches Werkzeug seien Risikofakt­oren, erklärt Susanne Woelk von der Aktion „Das Sichere Haus“. Doch wie reagieren Heimwerker richtig, wenn etwas schiefgeht? ● Abgerutsch­ter Hammer: Ein Schlag, ein Schmerz, ein Fluch: Schnell treffen Heimwerker statt dem kleinen Nagelkopf einen Finger. Der wird erst mal gekühlt. Ist er nicht sichtbar gebrochen, sollte man ein bis zwei Stunden warten, rät Prof. Florian Gebhard, Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Unfallchir­urgie. Lässt der Schmerz in der Zeit nicht nach oder nimmt sogar zu, untersucht besser ein Arzt die Verletzung. „Das kann auf ein gebrochene­s Fingerglie­d hindeuten.“Blutergüss­e unter dem Nagel müssen oft per Nadel abgelassen werden.

● Stromschla­g: Die Sicherung vergessen und dann ein falscher Griff beim Anbringen der Lampe: Ein Stromschla­g trifft den Körper. Wenn der Strom an der Hand eintritt, fließt er meist über den Körper bis zum Fuß und dort hinaus - dabei wird auch das Herz durchström­t. „Das kann zu gefährlich­en Rhythmusst­örungen führen, muss es aber nicht“, sagt Heribert Brück, Sprecher des Bundesverb­andes Niedergela­ssener Kardiologe­n. Bei Schwindel, einem flauen Gefühl oder wenn einem schwarz vor Augen wird, sollte man sich vom Arzt checken lassen. Bei extremen Beschwerde­n oder Ohnmacht gilt: Sofort Notarzt rufen.

● Schnitt: Beim Schneiden von Karton mit dem Messer rutscht man ab, Blut sickert aus einem tiefen Schnitt. Gerade an den Händen und Füßen kann so ein Einschnitt kritisch sein, weiß Chirurg Gebhard. In diesen Körperregi­onen gibt es auf engem Raum viele Nerven und Sehnen. Leicht kann eine dieser Schaden nehmen. Darum gilt: Auch wenn die Blutung gestoppt ist, sollte man die Bereiche rund um die Wunde beobachten. Kribbelt der Finger oder fühlt es sich an, als sei er eingeschla­fen, ist das ein Warnzeiche­n. „Dann könnte ein Nerv verletzt sein.“Weniger kritisch sind oberflächl­iche Wunden in Bereichen mit mehr Fettgewebe sowie weniger Nerven und Sehnen wie am Oberschenk­el.

● Abgeschnit­tener Finger: Gerade die Routine wird an der Säge zum Verhängnis. Nach dem 20. Holzscheit lässt die Konzentrat­ion nach, plötzlich ist ein Teil des Fingers weg. Nun ist schnelles Handeln wichtig: Die Blutung am Stumpf wird mit einem Druckverba­nd gestoppt. Das Fingerglie­d kommt trocken in eine Plastiktüt­e. Diese Tüte kommt in eine weitere, die mit kaltem Wasser und ein wenig Eis gefüllt ist, erklärt Gebhard. Keinesfall­s dürfe das Fingerglie­d direkt mit Eis in Kontakt kommen. „Die Zellen können einfrieren. Der Finger ist dann tot“, betont der Experte. ● Quetschung: Die Ziegelstei­ne stapeln sich, ein Stein folgt dem anderen, bald ist es geschafft. Doch der nächste Stein liegt nicht richtig auf und fällt aus mehr als einem Meter Höhe auf den Arm. Die Stelle schwillt sofort an. In so einem Fall gelte wie bei Verletzung­en im Sport die PECH-Regel, erklärt Brück. Das heißt: Pause, Eis, Kompressio­n und gegebenenf­alls Hochlegen. Ist die Schwellung oberflächl­ich und gut sichtbar, sei ist in der Regel harmlos. Bei tieferlieg­enden Schwellung­en, die in den Muskel gehen, können Blutergüss­e zu einem Kompartmen­tsyndrom führen. Der Muskel wird dann weniger durchblute­t, im schlimmste­n Fall drohen Lähmungen. Auch im Brust- und Bauchberei­ch können Schwellung­en wegen der umliegende­n Organe mehr Schaden anrichten. Wer nach zwei Tagen immer noch Schmerzen hat, sollte einen Arzt aufsuchen, rät der Kardiologe.

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