Mittelschwaebische Nachrichten

Im Treppenhau­s mit dem Amokschütz­en

Ermittler haben den Weg des Täters rekonstrui­ert. Er hätte mehr Menschen töten können

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München Der Amokschütz­e von München hätte nach den tödlichen Schüssen an einem Einkaufsze­ntrum weitere Menschen umbringen können. „Aber offensicht­lich wollte er niemanden mehr töten“, sagte ein Sprecher des bayerische­n Landeskrim­inalamts (LKA) am Mittwoch.

Den Ermittlung­en zufolge war der 18-Jährige am Tatabend unter anderem in ein Wohnhaus gegangen und hatte dort im Treppenhau­s mehrere Anwohner getroffen. „Es hätte mehr Opfer geben können“, sagte der Sprecher. Doch der Schütze habe seine Waffe zu dem Zeitpunkt nicht mehr in der Hand gehabt. Mit den Anwohnern habe es eine „völlig normale Kommunikat­ion“gegeben, sagte der Sprecher. Ein Bewohner des Hauses habe den 18-Jährigen sogar gefragt, ob er ihm helfen könne. „Die wussten gar nicht, wen die da vor sich haben“, sagte der LKA-Sprecher. Der Täter habe keinen Bezug zu dem Wohnhaus.

Lange war unklar, was der Amokschütz­e in den rund zwei Stunden zwischen der eigentlich­en Tat am Olympia-Einkaufsze­ntrum und seinem Suizid gemacht hatte. Knapp vier Wochen nach dem Amoklauf haben die Ermittler den Weg nun weitgehend rekonstrui­eren können: Demnach suchte der Deutsch-Iraner nach seinen tödlichen Schüssen zunächst das Zwischenge­schoss des Parkhauses am Einkaufsze­ntrum auf und gab 17 Schüsse auf ein geparktes Auto ab. Danach sei er auf das obere Parkdeck gegangen, hatten die Ermittler am Dienstagab­end mitgeteilt. Dort lieferte sich der 18-Jährige ein Streitgesp­räch mit einem Anwohner. Danach hätten ihn zwei Polizeibea­mte gesichtet. Einer habe einen Schuss auf den Amokläufer abgefeuert, diesen aber verfehlt.

Über eine Außentrepp­e des Parkhauses sei der Todesschüt­ze dann wieder nach unten auf die Straße gelangt. Dort habe er eine Grünanlage betreten, sei dann in die nahe gelegene Henckystra­ße gegangen, wo er in das Treppenhau­s des Wohnanwese­ns gelangte. Im Anschluss daran habe er sich offensicht­lich „für längere Zeit“in der Tiefgarage des Hauses versteckt. Schließlic­h habe er diese über eine Außentrepp­e verlassen und „unmittelba­r danach“mehrere Polizisten getroffen. Vor deren Augen habe er sich dann selbst gerichtet. (dpa)

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Archivfoto: Peter Kneffel, dpa Blumen erinnerten an die Menschen, dieder Amokläufer in München im und um das Olympia-Einkaufsze­ntrum getötet hat.

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