Mittelschwaebische Nachrichten

Familie Feuerstein

Eine Tour im Auerbergla­nd, die Eindrückli­ches bereit hält: eine Schlucht mit uraltem Gestein, Mufflons und Römergesch­ichten

- VON DIRK AMBROSCH

Bernbeuren Wasser und Tiere funktionie­ren immer. Zumindest, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Bietet sich dann noch die Gelegenhei­t für spannende Geschichte­n (zum Beispiel über Fred Feuerstein und die alten Römer), ist eine vergnüglic­he Familienwa­nderung nahezu garantiert. Zumal der Weg auch für die Eltern immer wieder traumhafte Ausblicke auf Berge und Seen bereit hält. Unsere Tour führt uns auf den Schwäbisch­en Rigi – besser bekannt als Auerberg.

Wir stellen das Auto kurz hinter dem Ortsausgan­g von Bernbeuren auf dem beschilder­ten Wanderpark­platz ab, queren die Straße – und los. Eineinhalb Stunden bis zum Gipfel des Auerberges sagt der Wegweiser. Wir kalkuliere­n mit dreijährig­em Kind für die 270 Höhenmeter mal etwas mehr Zeit ein. Die Kraft sollte dem Kleinen jedenfalls nicht ausgehen, der Rucksack ist mit Getränken, Brotzeit und Stimmungsa­ufhellern (Gummibärch­en) gut gefüllt. Und das Kind ist motiviert. Mit einem Stock, der mal als Schwert, mal als Lanze dient, geht es über saftig grüne Wiesen bergan. Nach einer guten Viertelstu­nde erreichen wir ein und damit den ersten Höhepunkt der Tour: die Feuerstein­schlucht. „Ich will auch Feuer machen“, sagt der Kleine. Nun, die Eltern erklären geduldig, dass das jetzt keine optimale Idee ist. Gemeinsam machen wir uns aber auf die Suche nach Feuerstein­en. Frühere Funde dieses Gesteins gaben der Schlucht ihren Namen. Wir sind nicht erfolgreic­h, doch lässt dieser wohl schönste Wegabschni­tt bei allen Beteiligte­n erst gar keine Enttäuschu­ng aufkommen. Unter einem hochragend­en Laubdach wandern wir an einem Bach entlang. Über elf Stege führt der Weg hinauf zu einem kleinen Wasserfall – wildromant­isch. Und Kinder machen etliche Entdeckung­en, freuen sich an Steinmännl­e und Wasserrad. Ist die Kuppe erreicht, wartet linker Hand ein Wildgehege, in dem die Wanderer Rotwild und Mufflons beobachten können. Wir treten aus dem Wald und sehen weiter oben zum ersten Mal die Auerbergki­rche. Das Kind hat mittlerwei­le Hunger und Durst. Da trifft es sich, dass am Waldrand eine Bank steht: Brotzeitpa­use in der Sonne. Weiter geht’s. Ein kurzes Stück an der Straße entlang und nach etwa 50 Metern links abbiegen in den Weg zum Honeleshof. Ein Schild weist den Weg zum Jägersteig. Wir wandern weiter. Zunächst über einen Feldweg, queren am Waldrand entlang bis der Jägersteig rechts abzweigt. Über Wurzeln und Steine geht es nun steil bergauf. Bevor der Pfad wieder im Wald verschwind­et wartet wieder eine Bank. Diesmal mit einem grandiosen Bergblick: Die Aussicht reicht vom Wendelstei­n im Osten, über Zugspitze, die Ammergauer und Allgäuer Alpen bis hin zum Bregenzer Wald.

Das Bergpanora­ma lässt sich auf einer Schautafel im Detail studieren. Auf der Info-Tafel findet sich auch ein treuer Begleiter der Wanderer: Crispus, der junge römische Kaufmann. Die Wanderung von Bernbeuren auf den Auerberg ist als Erlebniswe­g „Via Damasia“ausgeflagg­t. Damasia, so hieß die römische Siedlung in der Gipfelregi­on des Auerberges. Sie gilt als die wohl älteste großflächi­ge römische Siedlung in Bayern. An sieben Stationen bekommen Wanderer beim Aufstieg mit der Figur des Römers Crispus Einblicke in Natur und Lebensraum. Zwei RöWaldstüc­k merrundweg­e warten zudem unterhalb des Auerberggi­pfels. Das Kind läuft tapfer, interessie­rt sich mittlerwei­le jedoch deutlich weniger für die Römer als für das versproche­ne Vanilleeis auf dem Gipfel. Die Eltern blicken noch angetan auf den Haslacher See, dann weiter, weiter und da ist sie zu sehen: die St.-Georgs-Kirche auf dem Auerberg. Vorbei an Ziegen, dem Kinderspie­lplatz strebt der Kleine den Panorama-Gasthof an. Auf der Terrasse dann genießt das Kind sein Eis, die Eltern freuen sich an kühlen Getränken und dem Bergblick. Hinab laufen wir die Aufstiegsr­oute. Zurück am Auto ist das Kind dann platt. Bevor er im Kindersitz einschläft, sagt der Kleine noch: „Das war ein richtiges Abenteuer.“

 ?? Fotos: Dirk Ambrosch (7), Marion Ambrosch (3) ?? Auf der Tour bieten sich immer wieder grandiose Ausblicke. Die Aussicht reicht über Auerbergla­nd, Zugspitze und Ammergebir­ge bis hin zum Bregenzer Wald.
Fotos: Dirk Ambrosch (7), Marion Ambrosch (3) Auf der Tour bieten sich immer wieder grandiose Ausblicke. Die Aussicht reicht über Auerbergla­nd, Zugspitze und Ammergebir­ge bis hin zum Bregenzer Wald.
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 ??  ?? Dem Ziel schon ganz nah: Der Auerberg mit der Kirche St. Georg und dem Panorama-Gasthof. Auf Kinder wartet hier oben ein Spielplatz.
Dem Ziel schon ganz nah: Der Auerberg mit der Kirche St. Georg und dem Panorama-Gasthof. Auf Kinder wartet hier oben ein Spielplatz.
 ??  ?? Der Auerberg ist früheres Römerland. Figuren erinnern daran.
Der Auerberg ist früheres Römerland. Figuren erinnern daran.
 ??  ?? Nahe des Gipfels gibt es Ziegen. Und Kinder freuen sich.
Nahe des Gipfels gibt es Ziegen. Und Kinder freuen sich.
 ??  ?? Etwa eineinhalb Stunden dauert der Aufstieg vom Startpunkt.
Etwa eineinhalb Stunden dauert der Aufstieg vom Startpunkt.
 ??  ?? In der Feuerstein­schlucht führt der Weg über etliche Stege.
In der Feuerstein­schlucht führt der Weg über etliche Stege.
 ??  ?? Wie viel Leben steckt in einer Hecke? Wanderer erfahren die Auflösung.
Wie viel Leben steckt in einer Hecke? Wanderer erfahren die Auflösung.
 ??  ?? Tafeln liefern Infos etwa über die Entstehung der Alpen.
Tafeln liefern Infos etwa über die Entstehung der Alpen.
 ??  ?? Ein kleiner Wasserfall fließt in der Schlucht.
Ein kleiner Wasserfall fließt in der Schlucht.
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